Mobile Betriebssysteme

Microsoft kauft sich bei Cyanogen ein

30. Januar 2015, 17:37 Uhr | Lars Bube
© Cyanogen

Mit der Beteiligung an Cyanogen greift Microsoft den Konkurrenten Google künftig mit einer Variante des eigenen Betriebssystems Android an. Ziel dürfte es sein, eigene Angebote wie Bing in Android zu platzieren und Google so Nutzer abzujagen.

Bei der aktuellen Finanzierungsrunde des Start-Ups Cyanogen über 70 Millionen US-Dollar hat sich nach Berichten von US-Börsenmedien überraschend auch Microsoft eine Beteiligung gesichert. Cyanogen hat mit CyanogenMod die erfolgreichste unabhängige Variante von Googles mobilem Open Source Betriebssystem Android im Angebot. Laut Marktforschern läuft inzwischen fast ein Drittel aller Android-Geräte mit einer alternativen Version wie CyanogenMod, einige Anbieter wie OnePlus liefern ihre Geräte sogar standardmäßig damit aus. Insgesamt hat Cyanogen nach eigenen Angaben aktuell weltweit über 50 Millionen Nutzer.

Dass Microsoft mit der Beteiligung an einem Konkurrenzsystem eine Alternative zur eigenen Windows-Welt für Smartphones aufbauen will, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Zumal man mit Windows 10 einen heißen Pfeil im Köcher hat, der in diesem Jahr die Vereinigung von PC- und mobiler Welt schaffen soll. Vielmehr erhofft sich Microsoft mit diesem strategischen Schachzug offenbar, Google auf dessen eigenem Territorium angreifen und Nutzer abspenstig machen zu können. Denn während Google in seinen eigenen Android-Versionen auch die eigene Suchmaschine und Dienste einsetzt, können die unabhängigen Anbieter diese gegen Alternativen austauschen und so beispielsweise Bing als Suche integrieren.

Insofern kommt der neue Investor aus Redmond auch Cyanogen sehr gelegen. Immerhin hatte das Unternehmen zuletzt vermehrt gegen die strenge Kontrolle Googles in der Android-Welt gewettert und deshalb angekündigt, sich künftig weiter vom Einfluss des Suchmaschinenkonzerns entfernen zu wollen. »Wir wollen Android von Google loslösen«, so die vollmundige Kampfansage von Cyanogen-CEO Kirt McMaster. »Es gefällt niemandem, wie weitreichend Googles Kontrolle über Android ist.«. Seit der ersten Version von CyanogenMod im Jahr 2008 ist aus einer Hand voll Enthusiasten inzwischen ein Unternehmen mit fast 100 Mitarbeitern geworden, dem zusätzlich knapp 10.000 freiwillige Entwickler zur Seite stehen. In den nächsten Jahren will McMaster vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern Marktanteile erobern. Das dürfte wiederum auch für Microsoft sehr interessant sein.


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