Die Zeiten ändern sich

Microsoft tritt Linux Foundation bei

18. November 2016, 8:13 Uhr | Daniel Dubsky

War Linux für den früheren Microsoft-Chef Steve Ballmer noch ein »Krebsgeschwür«, so ist der Software-Riese unter dessen Nachfolger Satya Nadella zu einem eifrigen Unterstützer von Open Source geworden – und nun sogar der Linux Foundation beigetreten.

Auf seiner jährlich virtuell veranstalteten Entwicklerkonferenz Connect hatte Microsoft in diesem Jahr große Neuigkeiten im Gepäck. Es waren nicht die Azure Data Services und auch nicht der Release Candidate von »Visual Studio 2017«, welche für Aufsehen sorgten, ja nicht einmal die Previews von »SQL Server für Linux« und »Visual Studio for Mac«. Allerdings zeigen die beiden letztgenannten sehr schön, wie sich Microsoft in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Setzte der Software-Konzern früher vor allem auf Abschottung und ein in sich geschlossenes System aus Microsoft-Anwendungen und Microsoft-Diensten, so geht es unter dem seit zweieinhalb Jahren amtierenden CEO Satya Nadella vor allem darum, die eigenen Applikationen und Services auf möglichst breiter Basis verfügbar zu machen – auch auf konkurrierenden Plattformen.

Diese neue Offenheit zeigte sich auch im verstärkten Support der Open Source-Community, die nun darin gipfelt, dass Microsoft der Linux Foundation beitritt. Also der gemeinnützigen Organisation, die das Wachstum von Linux fördern will, das Steve Ballmer 2001 noch als »Krebsgeschwür« für geisiges Eigentum und die Software-Branche abgekanzelt hatte. Und Microsoft wird nicht nur einfach Mitglied, sondern gleich Platin-Sponsor – wie Cisco, IBM, Intel, Fujitsu, HPE, Huawei, NEC, Oracle, Qualcomm und Samsung.

Microsoft sei erwachsen geworden bei der Nutzung und der Unterstützung von Open Source-Technologie, betonte Jim Zemlin, Executive Director der Linux Foundation. Der Software-Hersteller sei mittlerweile ein »begeisterter Unterstützer« von Linux und Open Source und ein aktives Mitglied vieler wichtiger Projekte. Unter anderem arbeitet Microsoft bereits bei der Node.js Foundation, Open Daylight, der Open Container Initiative, dem R Consortium und der Open API Initiative mit. Zudem hat sich Microsoft mit Canonical zusammengetan, um Ubuntu unter Windows 10 zu unterstützen, und mit FreeBSD, um Images des Betriebssystems in Azure bereitstellen zu können.

Darüber hinaus sind aber auch viele Microsoft-Entwicklungen mittlerweile als Open Source veröffentlicht, etwa .NET und das Software Development Kit für Xamarin, das im Februar übernommen wurde.

Als Cloud-Unternehmen versuche man Entwicklern zu helfen, mehr mit den Plattformen und Sprachen zu erreichen, die sie bereits kennen, erklärt Scott Guthrie, der als Executive Vice President der Cloud und Enterprise Group für den alten Bereich von Satya Nadella zuständig ist, das Open Source-Engagement von Microsoft. »Die Linux Foundation ist nicht nur die Heimat von Linux, sondern auch von vielen der innovativsten Open Source-Projekte.« Als Mitglied könne man mit der Community zusammenarbeiten und Entwickler unterstützen, vom Wechsel in eine mobile Welt mit intelligenter Cloud zu profitieren.

Mit der Platin-Mitgliedschaft in der Linux Foundation erhält Microsoft auch einen Platz im Vorstand der Organisation, der mit John Gossmann aus dem Azure-Team besetzt wird.


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