Noch stimmt die Wachstumsstory des Cloud-VAD aus Hannover. 2015 legte Acmeo wie in den Vorjahren um mehr als 40 Prozent zu – aktuell auf 8,5 Millionen Euro Umsatz. Die Zahl der Hersteller im Portfolio wächst kontinuierlich auf derzeit rund 20. Mit der Expansion des Port-folios ergeben sich aber auch zwangsläufig Probleme. Meyer nennt »Cloud-Opportunisten« wie Hersteller Colt. Deren Dienste für den Channel wurden nach anfänglicher Euphorie vom
Hersteller schnell wieder eingestellt. Oder Hersteller ändern ihr Vertriebskonzept, so wie PSA-Anbieter Autotask, der neuerdings die Vermarktung wieder selber in die Hand nimmt und ohne Distribution sein Glück im deutschen Channel versucht. »Wir gewinnen jeden Monat 20 bis 30 Neukunden«, schreibt Meyer solchen Herstellern ins Stammbuch, denen die Cloud-Eroberung nicht schnell genug gehen kann. Auch Überschneidungen durch Aufnahme konkurrierender Produkte ins Portfolio lösen gewachsene Herstellerbindungen, so zu ERP-Hersteller c-entron und dessen Geschäftsführer Andreas Bortoli. Der ist für seine hohe Kunst des Infotainments berühmt-berüchtigt. Man wird sie auf der Acmeo-Bühne nicht mehr erleben können. Dafür kommen neue Hersteller, A-Brands, hinzu. Ab Herbst wird Kaspersky seine Managed IT-Security-Services über Acmeo vertreiben. Am Status eines CSP bei Microsoft sei man noch dran. Mehrere Managed Firewall-Hersteller habe man in der Evaluation, skizziert Meyer die kommenden Ergänzungen.
Wird aus der »Pommes-Bude« Acmeo, wie Meyer einmal scherzhaft sein Unternehmen nannte, ein Cloud-Broadliner – mit allen Nachteilen, die man gemeinhin dieser Volumen-Distribution unterstellt? »Wir haben bereits den fünften Ansprechpartner bei Acmeo und bei meiner letzten E-Mail-Anfrage habe ich eine Standard-Antwort erhalten«, zeigt sich Dennis Nicola vom Systemhaus Prokom aus Saarlouis enttäuscht. Expansion auf Hersteller-Seite heißt für einen VAD, der schnellen und persönlichen Support zu seinen herausragenden Kernkompetenzen zählt, zugleich auch, reichlich mit Personal nachzuziehen und in Qualifi-kation investieren zu müssen. Persönliche Betreuung, das zeigen die CRN-Umfragen unter Resellern seit Jahren, gehört zu einem der wichtigsten Kriterien, warum der Fachhandel einen bestimmten Distributor bevorzugt. Das gilt nicht nur im Produkt- und Projektgeschäft, sondern auch beim Lizenzkauf für Managed Services-Lösungen.
Die Musketiere in Hannover, wie sich die Acmeo-Mitarbeiter nennen, wissen das. Meyer will daher in den Aufbau einer regionalen Partnerbetreuung investieren und Mitarbeiter einstellen. Einen Mitarbeiterschlüssel für die neue Regionalbetreuung hat er aus der Zahl aktiver Kunden und weiterer Parameter bereits errechnet. 7,89 kam dabei heraus. Macht – streng nach Adam Riese – sieben neue Musketiere, die künftig bundesweit in Sachen Cloud-Mission unter Acmeo-Flagge unterwegs sein werden. »Mathe-Leistungskurs«, scherzt der oberste Rechnungshofmeister. Zahlenfetischist Meyer macht keiner etwas vor – vor allem nicht, wenn es um den Wert seines Unternehmens geht. Jeder habe mittlerweile gemerkt, dass man mit Cloud Geld verdienen kann, sagt er. Wo viel zu holen ist, wachsen für Cloud-Distributoren und deren Kunden Chancen wie Risiken gleichermaßen. »Nicht jeder zeigt Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit«, beobachtet er. Das dürfte auch und gerade für das reichlich vorhandene Kapital gelten, das nach Invests in den lukrativen Cloud-Markt sucht.