Ist man nicht Hotelier, sondern Verleger, muss man auf den reduzierten Mehrwertsteuersatz sehr lange warten. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat schon immer die Angleichung der 7-prozentigen Umsatzsteuer bei gedruckten Büchern für E-Books und Hörbücher gefordert. Nun will ihn die Bundesregierung schleunigst einführen. Ein wichtiger und richtiger Schritt, um »das Buch als Kulturgut einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen«. Beim Börsenverein geht man davon aus, dass sich der reduzierte Mehrwertsteuersatz auf die Endkundenpreise durchschlagen wird. Viel Spielraum besteht aber nicht. »Schon heute – ohne reduzierten Mehrwertsteuersatz – bieten die meisten Verlage E-Books um rund 20 Prozent günstiger an als gedruckte Bücher. Das ist knapp kalkuliert«, sagt Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis.
Ohnehin sind E-Books noch ein Nischengeschäft für deutsche Verleger, wenngleich viele Experten elektronische Bücher für die Zukunft schlechthin halten. Der Umsatzanteil von E-Books lag bei den Verlagen 2012 bei knapp unter zehn Prozent. Die Branche rechnet für die nächsten Jahre mit einem nur leichten Anstieg. Im Privatkundengeschäft haben E-Books einen Umsatz-Anteil von lediglich drei Prozent. Es sind besagte Steuerfachwirte, also die Klientel für Fach-und Lehrbücher, die zu E-Book greifen. Sind sie oder ihre Arbeitgeber zum Vorsteuerabzug berechtigt, verteuert der reduzierte Mehrwertsteuersatz aber die Anschaffung elektronischer Fachbücher. Das digitale »Lehrbuch Umsatzsteuer« kostet nach der noch gültigen 19-prozuentigen Besteuerung netto 37,73 Euro, als gedrucktes Werk werden sieben Prozent, also netto 41,96 Euro, fällig.
Für Autoren, die mit Hilfe von Amazon und anderen elektronischen Plattformen zum Verleger werden, hat die Senkung der Mehrwertsteuer für E-Books nahezu keine Folgen. »Gerade im Indie-Bereich sehen wir wegen der schon günstigen Preise von durchschnittlich 2,49 Euro pro E-Book keine weitere Bewegung nach unten«, sagt Alexander Ruhl, Kaufmännischer Leiter bei BookRix. Die Plattform für Self-Publishing bringt Autoren und ihre Werke in über 60 Stores. Schon allein aus Gründen der höheren Chancengleichheit der verschiedenen elektronischen Anbieter befürwortet Ruhl die Angleichung der Umsatzsteuer bei E-Books an gedruckte Bücher.