Nach Rekordverlusten bei Imtech

Neuer Eigentümer für Fritz&Macziol gesucht

23. April 2014, 17:06 Uhr | Martin Fryba
FuM-Gründer Heribert Fritz: Zerschlagung der Systemhaus-Gruppe wäre der denkbar schlimmste Fall für den Unternehmer und sein Lebenswerk (Foto: FuM)

Betrug und Untreue bei Imtech zwingen den Baukonzern zum Verkauf von Tafelsilber. Das Ulmer System- und Softwarehaus Fritz&Macziol wird verkauft. Ob die Gruppe als ganzes erhalten bleibt, ist offen.

Ausverkauf beim hoch verschuldeten niederländischen Konzern Imtech. Der Spezialist für Energie- und Gebäudetechnik wird sich von seinen IT-Beteiligungen trennen und seine Randsparte ICT nicht mehr fortführen. Das Geld wird zum Schuldenabbau verwendet, 2013 bilanzierte der durch Betrugs- und Untreuefälle in die Schlagzeilen geratene Konzern einen Verlust von fast 700 Millionen Euro. Noch immer laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in Deutschland und Polen. Es geht um fingierte Umsätze in Imtechs Sparte Energie- und Gebäudetechnik. Jahrelang sollen Geschäftsführer so höhere Boni erschlichen und auch in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Den Kollateralschaden badet nun die wichtigste Tochtergesellschaft innerhalb Imtechs ICT-Sparte aus: Die Fritz&Macziol-Gruppe (FuM). Mit einem Jahresumsatz von fast 400 Millionen Euro und rund 1.000 Mitarbeitern steht FuM für mehr als die Hälfte der Erlöse in der ICT-Division der Niederländer. 2013 konnte FuM das beste Geschäftsjahr seit der Firmengründung erzielen. Es war aber auch das Jahr, in dem sich die Wege der beiden Unternehmensgründer Eberhard Macziol und Heribert Fritz nach 26 gemeinsam erfolgreichen Jahren trennten. Wegen unterschiedlicher Auffassung in den weiteren strategischen Zielen hatte Macziol sein Unternehmen verlassen.

Imtech sucht nun nach einem neuen Käufer für FuM und hat angekündigt, einen »konstruktiven Verkaufsprozess führen zu wollen, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt.« Ein hehres Ziel, das angesichts der angespannten Finanzlage bei Imtech nicht viel Spielraum für Wünsche ehemaliger Systemhaus-Inhaber lässt. Die FuM-Gruppe, zu der die Softwarefirma Infoma zählt, besteht aus mehreren Gesellschaften. Eine Zerschlagung durch Einzelverkäufe würde eines der großen und in den letzten Jahren erfolgreich unter die Top-Riege der deutschen Systemhäuser aufgestiegenen IT-Unternehmen schwächen. Top-Partner wie Cisco, EMC, Microsoft, SAP und allen voran IBM sind besorgt.

Wie sich Imtech entscheidet, liegt nicht in der Hand von FuM-Gründer und Geschäftsführer Herbert Fritz. Er hatte seit dem Verkauf 2006 an die Niederländer darauf geachtet, dass Fritz&Macziol als eigenständige Marke erhalten bleibt und die eigene Identität leben kann. Das könnte sich bei potenziellen Investoren auszahlen, die die eigentliche Stärke im Firmenverbund des Systemhauses sehen. Allerdings ist auch FuM nicht ganz frei von Skandalen. In der Schweiz laufen strafrechtliche Ermittlungen gegen das dortige FuM-Management wegen des Verdachts möglicher Bestechungen bei Auftragsvergaben durch Behörden.

Ulrich Hampe, für das Marketing bei FuM zuständig, ist in seiner derzeitigen Rolle nicht zu beneiden. Mit Verweis auf die Zuständigkeit bei Imtech kann der Manager freilich keine Aussagen zum Verkaufsprozess machen. Auch nicht, wann dieser abgeschlossen sein wird. Irritationen bei Mitarbeitern und Kunden stellt der Manager jedenfalls nicht fest. Man habe weitgehend autark von Imtech agieren können, sagte Hampe gegenüber CRN.


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