Exklusiv-Interview

Schöne neue Outsourcing-Welt

8. Juli 2010, 10:17 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Entwicklung oder Betrieb

Wie stellt sich in etwa das Verhältnis von Anwendungsentwicklung zu Anwendungsbetrieb dar und wie verändert es sich derzeit?

In der Krise schwang das Pendel zugunsten des Anwendungsbetriebs. Zum einen, da die Anwendungsentwicklung mit den Invesititonsbudgets zurückgeführt wurde; zum anderen, da man durch den Einbruch des Geschäftsvolumens schnelle Möglichkeiten der Anpassung im Betriebsbereich benötigte. Hierzu wurde verstärkt die Hilfe von Dienstleistern in Anspruch genommen, die flexible Liefer- und Preismodelle anbieten. In den europäischen Märkten sehen wir traditionell einen hohen Anteil von betriebsnahen Leistungen, da Anwendungen einen längeren Lebenszyklus aufweisen und verstärkt angpasst werden. Wir gehen davon aus, dass die wirtschafltiche Entwicklung einer längeren Periode von Volatilität entgegengeht. Ein Merkmal wird die notwendige schnelle Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen sein. Um hier gut aufgestellt zu sein, sehen wir Unternehmen vermehrt in ihre Anwendungslandschaften investieren, also das Pendel langsam wieder in Richtung Anwendungsentwicklung schwingen.

Was beinhaltet die DIN 1041 für Outsourcing technologieorientierter Dienstleistungen? Was sind die Herausforderungen und Vorteile dieser Norm für Dienstleister und Unternehmen?

Die DIN 1041 Spezifikation beinhaltet die einzelnen Schritte, die sich für Unternehmen bei Outsourcing-Projekten empfehlen. Ein Unternehmen sollte zuerst die allgemeinen Rahmenbedingungen für das Outsourcing-Projekt festlegen und die aktuelle Situation analysieren. So kann definiert werden, welche Bereiche unter welchen Bedingungen ausgelagert werden können. Im zweiten Schritt geht es darum, mögliche Outsourcing-Beziehungen zu entwerfen – etwa unter Einbeziehung einer Risikoanalyse und gesetzlicher Vorschriften. Darauf folgen Empfehlungen zur Service Provider-Auswahl und im letzten Schritt gibt die Spezifikation Ratschläge zur Servicemigration und dem erfolgreichen Regelbetrieb.

Bislang gab es keine Leitlinien für die kritische Anbahnungsphase, da die meisten Outsourcingprojekte keinen ausreichenden Reifegrad haben. Die Spezifizierung soll diese Lücke schließen. Ziel ist es, ein standardisiertes Verfahren zu entwickeln, von dem beide Partner profitieren. Der Outsourcinggeber hat einen aus seiner Sicht gestalteten Leitfaden, der ihn durch den gesamten Prozess führt und vergleichbare Angebote die seine Anforderung erfüllen. Der Outsourcingnehmer hat einen reifen Partner, mit dem er auf Augenhöhe verhandeln kann und senkt durch die Standardisierung des Prozesses seine Transkationskosten.

Wo liegen hier die besonderen Stärken/Vorteile für den Mittelstand?

Gerade für den Mittelstand ist die Spezifikation ein klarer Vorteil. Die wenigsten können auf einen eigenen Beraterstab zurückgreifen, um das passende Outsourcing-Projekt und den richtigen Dienstleister zu identifizieren, und dabei auch noch alle gesetzlichen Regulationen zu berücksichtigen. Die Spezifizierung unterstützt sie dabei, sich in der Welt des Outsourcing zurechtfinden und so von den Vorteilen zu profitieren.


  1. Schöne neue Outsourcing-Welt
  2. Trend zu kurzen, flexiblen Verträgen
  3. Auswirkungen von Krise und Cloud computing auf Outsourcing
  4. Auswirkungen auf die Anbieter
  5. Modelle für den Mittelstand
  6. Entwicklung oder Betrieb
  7. Schöne neue Outsourcing-Welt (Fortsetzung)
  8. Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit als zentrale Kriterien

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Cognizant

Matchmaker+