Es geht also nicht mehr allein um den technischen Aspekt einer Mehrschichtenarchitektur, sondern um das Zuschneiden und Konfektionieren von Fachdiensten im Sinne eines Services. Um beim Beispiel des Tarifrechners zu bleiben: Der Tarifrechner soll – abstrakt beschrieben – eine Prämie liefern und benötigt dafür Daten für die Kalkulation. In der Vergangenheit hat der Tarifrechner mit dem Benutzer direkt kommuniziert und umgekehrt. Nun wird eine Abstraktionsschicht eingezogen, der Tarifrechner ist über eine standardbasierte Schnittstelle adressierbar. Über diese Schnittstelle können nun moderne Endgeräte eine Prämie ermitteln. Die Geschäftslogik, also das codierte Rechenwerk, wird dabei nicht angetastet. Weitere Funktionsbereiche, die man entkoppeln könnte, wären beispielsweise Provisionierung, Scoring, Vertragswesen und Stammdatenverwaltung.
Eine zielführende Entkopplung lässt sich über Web Services realisieren. Die wesentliche Geschäftslogik verbleibt innerhalb der Kernapplikation. Über die so bereitgestellten Schnittstellen können zeitgemäße und leistungsfähige Clients im Sinn von Rich Internet Applications (RIA) auf den entkoppelten Funktionsbereich zugreifen.
Diese RIA-Clients verfügen – anders als die Thin Clients einer rein HTML-basierten Browser-Lösung – über Eigenschaften und Funktionalitäten, wie sie sonst nur Desktoplösungen mit Fat Clients liefern. Dazu gehören Möglichkeiten wie Drag-and-Drop oder die Bedienbarkeit über Tastenkürzel, wie man das von Windows-Anwendungen auf dem PC kennt. RIAs bieten im Vergleich zu konventionellen Browser-Clients auch eine höhere Leistungsfähigkeit. So können beispielsweise Berechnungen auf dem Client ausführt werden, ohne eine Anfrage zum Server schicken zu müssen. Daten lassen sich vorladen und cachen, bis der Nutzer sie benötigt.
Gleichzeitig werden keine ganzen Seiten geladen, sondern nur die Bereiche, bei denen Änderungen angezeigt werden müssen. Dadurch lassen sich RIA-Anwendungen meist flüssiger und komfortabler bedienen. Die Kapselung der Kernfunktionalität hat einen weiteren positiven Effekt: Sie führt zu einer Entkopplung der unterschiedlichen Lebenszyklen der Gesamtanwendung.