Investor George Soros kritisiert Facebook und Google

»Soziale Netzwerke beuten die soziale Umwelt aus«

29. Januar 2018, 8:39 Uhr | Daniel Dubsky
George Soros

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat der Milliardär und Investor George Soros heftige Kritik an Facebook und Google geübt. Diese manipulierten die Nutzer und seien eine Bedrohung, um die sich die Wettbewerbsbehörden kümmern müssten.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zeichnete der bekannte Milliardär und Investor George Soros ein düsteres Bild der Zukunft. In seiner Rede warnte er vor den Gefahren eines Atomkrieges und dem Klimawandel – beides seien »große Bedrohungen für das Überleben unserer Zivilisation«. Anschließend knöpfte er sich noch Facebook und Google vor und ging hart mit den Internetkonzernen ins Gericht. »Unternehmen machen Gewinn, indem sie ihre Umwelt ausbeuten. Bergbau- und Öl-Unternehmen beuten die physische Umwelt aus, Social-Media- Unternehmen beuten die soziale Umwelt aus«, sagte Soros in seiner Rede, die er anschließend auf seiner Website veröffentlichte.

Soziale Netzwerke würden beeinflussen wie Menschen denken und handeln, ohne dass diese sich darüber im Klaren sind, so der Investor. Das habe weitreichende Konsequenzen für das Funktionieren der Demokratie, etwa die für die Integrität von Wahlen. Dabei seien die Netzwerke eigentlich nur von Profitstreben und Wachstum getrieben. »Facebook brauchte achteinhalb Jahre, um eine Milliarde Nutzer zu erreichen, und die Hälfte dieser Zeit für die zweite Milliarde. Bei dieser Geschwindigkeit gehen Facebook in weniger als drei Jahren die Menschen aus«, beschreibt er die Grenzen des Wachstums.

Facebook und Google seien extrem profitabel, weil sie für Inhalte nicht zahlen – und auch jedwede Verantwortung für die verbreiteten Inhalte von sich weisen, bemängelt Soros. Anschließend erklärt er, dass die »Kunden« der beiden Internetriesen nicht die Nutzer seien, sondern die Werbetreibenden. Im Streben nach Wachstum ändere sich dieses Geschäftsmodell aber gerade ein wenig, da sie zunehmend eigene Produkte und Services direkt an die Nutzer verkaufen und dafür die Nutzerdaten ausbeuten. »Social-Media-Unternehmen täuschen ihre Nutzer, indem sie deren Aufmerksamkeit manipulieren und auf ihre eigenen kommerziellen Zwecke lenken«, sagte Soros. Dabei entstehe eine Abhängigkeit von ihren Services – da seien sich Internetplattformen und Glücksspiel ähnlich. Doch es gehe nicht nur um Ablenkungen oder Sucht: »Social-Media-Unternehmen bringen Menschen dazu, ihre Autonomie aufzugeben.«

Daneben zeichnet der Investor auch das Schreckensszenario einer Kooperation von Facebook und Google mit autoritären Staaten und fordert eine stärkere Regulierung und Besteuerung der Internetkonzerne, weil er sie als Bedrohung für die Gesellschaft sieht. Europa ist da nach Meinung von Soros auf einem guten Weg und mit dem langjährigen Verfahren gegen Google eine Art Vorbild für die USA. Wettbewerbskommissarin Vestager werde die »Nemesis« für Facebook und Google sein, ist sich Soros sicher.


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