Große Lizenzpartner der Hersteller äußern sich zum Thema Gebraucht-Software zurückhaltend bis skeptisch. »Wir schätzen den Handel mit gebrauchter Software als sehr kritisch ein«, sagt Elke Schrettl, Leitung Microsoft Lizenzvertrieb bei Fritz & Macziol. »Häufig erhält der Kunde nicht einmal eine rechtlich gültige Lizenzurkunde und riskiert nach einer Überprüfung, alles noch einmal kaufen zu müssen.« Die vermeintliche Kostenersparnis erweise sich dann als Bumerang.
Doch gerade diese augenscheinlichen Einsparmöglichkeiten sind es, die Anbietern wie Usedsoft oder Preo die Kunden zutreiben: »So benötigen Kunden etwa die eingesetzte Version einer Software nicht mehr, weil neuere Technologien zum Einsatz kommen. Die Software selbst verliert aber nicht ihre Funktionsfähigkeit. Das legt nachvollziehbar den Wunsch des Kunden nahe, diese Software entgeltlich weiterzugeben«, sagt Knut Löschke, CEO bei PC-Ware. Die meisten Verantwortlichen vergäßen dabei aber die wesentlichen Grundlagen für den Verkauf von Altlizenzen.
Dazu gehören nach Auffassung sowohl der Hersteller als auch der meisten Gebraucht-Software-Händler vor allem Transparenz und Kooperation. Bei letzterem zeigen sich die Hersteller selbst allerdings nicht immer von ihrer besten Seite. »Obwohl wir völlig transparent arbeiten, ist es gängige Praxis der Hersteller, uns Steine in den Weg legen«, so der CEO eines Anbieters. In den meisten Fällen könne man sich zwar doch einigen, dies aber häufig erst nach zähen Verhandlungen.
Microsoft hatte im Rahmen der jüngsten Diskussionen verkündet, man lehne den Handel mit Gebraucht-Software gar nicht prinzipiell ab. Der Hersteller stimme sogar 99 Prozent aller Anfragen auf Übertragung zu – die Offenlegung der Quellen vorausgesetzt. Usedsoft dagegen verweigert dies aus zwei Gründen: »Erstens sind wir rechtlich dazu nicht verpflichtet«, sagt Christoph Möller, Unternehmenssprecher von Usedsoft. »Und zweitens würde uns Microsoft einen nicht geringen Teil unserer Quellen trockenlegen«. Das würde laut Möller noch nicht einmal auf rechtlicher Grundlage geschehen, sondern allein auf Grund des Drucks, den ein großer Hersteller nun einmal ausüben könne.