Nach Einschätzung des Schweizer Messaging-Anbieters Threema ist die Facebook-Tochter WhatsApp trotz neuer Verschlüsselung beim Datenschutz nicht wirklich weiter gekommen.
Nach der Bekanntgabe im Februar 2014, dass Facebook den beliebten Messaging-Dienst WhatsApp übernimmt, schnellte die Nutzerzahl beim Schweizer Konkurrenten WhatsApp innerhalb eines Tages um 400.000 nach oben. Insgesamt dürfte Threema inzwischen drei Millionen Nutzer zählen. Schlagkräftigstes Argument für Threema ist die hier gebotene Datenverschlüsselung. Die Bekanntgabe von WhatsApp, Mitteilungen jetzt ebenfalls zu verschlüsseln, könnte den Schweizern folglich ihr zentrales Argument kosten. Zumal WhatsApp die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Open-Source-Messengers TextSecure von Open Whisper Systems bekommt. Die TextSecure-Verschlüsselung wird von Security-Experten als hochwertig und aktuell angesehen.
Doch nur einen Tag nach der WhatsApp-Ankündigung kontern die Eidgenossen: Grundsätzlich sei es zwar positiv, dass auch für WhatsApp Verschlüsselung jetzt offenbar ein Thema sei. »Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung«.
Beim Thema Datenschutz, heißt es in einer Mitteilung von Threema, »scheint man allerdings nicht wirklich weiter gekommen zu sein«. Die bei WhatsApp jetzt angebotene Nachrichten-Verschlüsselung, sei nur ein Bruchteil dessen, was man gemeinhin unter gesamtheitlich sicherer Kommunikation verstehe. So sei bei Threema auch eine anonyme Nutzung ohne Angabe von Telefonnummer oder Mail-Adresse möglich. Anstatt Daten zu sammeln, setze man auf ein dezentrales Datenmanagement, bei dem die Daten auf den Endgeräten und nicht auf einem zentralen Server gespeichert werden. Nicht zuletzt sei man ein unabhängiges Unternehmen mit Sitz in der Schweiz.
Threema weist auch darauf hin, dass die angekündigte Verschlüsselung bei WhatsApp im Moment nur zwischen Android-Handys und nur für Textnachrichten funktioniert; Gruppenchats sowie alle iOS- und Windows Phone-Nutzer sind bis auf weiteres ausgeschlossen. Bei Threema besteht eine Möglichkeit zur Schlüsselverifikation und auch Gruppennachrichten werden verschlüsselt übertragen.
Durch die zwangsweise Bindung des WhatsApp-Kontos an eine Handynummer seien bei der Nutzung von WhatsApp nach wie vor eindeutige Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers möglich. Die Datensammelei des Facebook-Tochterunternehmens gehe somit weiter. Threema warnt: Informationen über Kontakte und Beziehungsnetze der Nutzer werden weiterhin zum US-amerikanischen Anbieter übertragen und können dort ausgewertet werden.