Mit einer Zwei-Marken-Strategie wollten die SOS-Geschäftsführer Joaquim Moreira dos Santos und Marc Gloning die Software-Distributionsszene aufrollen. Nun mussten sie für den im vergangenen Jahr übernommenen Distributor Trademail Insolvenz anmelden. Im CRN-Gespräch erklärt Joaquim Moreira dos Santos, warum sich die ehrgeizigen Pläne nicht verwirklichen ließen.
Ehrgeizige Pläne hatten Joaquim Moreira dos Santos und Marc Gloning, Geschäftsführer der Augsburger SOS Software Service, als sie im vergangenen Jahr den Software-Distributor Trademail übernahmen: Mit zwei eigenständig agierenden Vertriebsmarken wollten sie sich als führender Software-VAD im Markt positionieren. Nun ist das Projekt jedoch gescheitert – Dos Santos, der nach dem Ausscheiden von Hans-Jörg Staudte die Geschäftsführung beim Offenburger Distributor übernahm, musste vergangene Wochen einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Dafür nennt er gleich mehrere Gründe: »Zum einen wurde ein noch offener Prozess mit Hersteller Acronis aus der Zeit vor der Übernahme nun zu unseren Ungunsten entschieden«, erzählt der Manager. Der Distributionsvertrag sei seinerzeit gekündigt und die Lieferungen vorzeitig gestoppt worden, außerdem stritt man über WKZ-Gelder. Insgesamt ging es beim Streitwert um einen sechsstelligen Betrag.
Aber nicht alleine in diesem Streit sieht Dos Santos Gründe für den Liquiditätsengpass, sondern auch in der Positionierung des Offenburger Distributors: »Das Geschäft hat sich stark rückläufig entwickelt, wir mussten auch größere Ausfälle auf der Kundenseite verkraften.« Das Trademail-Sortiment mit eher kleineren Software-Herstellern sei zwar als Ergänzung zum Portfolio der SOS grundsätzlich interessant gewesenen, sonst hätte man dieses Experiment gar nicht gewagt, jedoch: »Die Investitionsbereitschaft im Software-Bereich konzentriert sich im Augenblick auf große Herstellern und Themen, wie Virtualisierung – nicht auf Zweit- oder Drittlinien«, hält Dos Santos fest. Von der Insolvenz sind 14 Mitarbeiter in Offenburg betroffen. Dort muss nun der vorläufige Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Martin Mildenberger prüfen, ob es noch Überlebensperspektiven für die Firma gibt.