Cancom-CEO Thomas Volk im CRN-Interview

Wachstum mit den Hyperscalern

4. November 2018, 17:39 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Recurring Revenues sollen um ein Vielfaches wachsen

»Ich dirigiere nicht von oben nach unten«, sagt Thomas Volk
»Ich dirigiere nicht von oben nach unten«, sagt Thomas Volk

CRN: Partner für die Digitale Transformation, Trusted Advisor, Cloud-Architekt: Cancom ist früher als andere klassische Systemhäuser mit solchen Attributen vorgeprescht. Mit der AHP, so heißt es, sei man auch technologisch dem Wettbewerb voraus. Worin besteht dieser Vorsprung?
Volk: Häufig wurden die AHP mit anderen virtuellen Desktop-Lösungen verglichen. Aber unser Ansatz ist ein ganz anderer. Die AHP hat Eigenschaften, die andere Produkte von Softwareherstellern so nicht haben. Im Prinzip ist AHP eine Middleware-Technologie, die in hybriden Infrastrukturen zum Einsatz kommen kann, egal, ob Kunden auf das eigene Rechenzentrum zugreifen oder auf AWS, Azure oder jedes andere Rechenzentrum eines Hosters. Der Vorteil: AHP ist in hybriden Infrastrukturen sehr flexibel. Kunden erhalten eine genaue Kontrolle über Applikationen und ihre Daten, sie können Zugriffsrechte für jeden einzelnen Mitarbeiter definieren, ihre IT ist zu jeder Zeit auditierfähig. Einen Wildwuchs durch unkontrollierte Nutzung schafft die AHP ab. Das ist schon eine einmalige Fähigkeit, die es so auf dem Markt nicht gibt.

CRN: Wenn man sich das rasante Wachstum der Hyperscaler anschaut, gewinnt man den Eindruck, dass Kunden IT bald nur noch von Amazon Web Services, Microsoft und anderen Cloud-Anbietern beziehen.
Volk: Ein Grund mehr, AHP einzusetzen. Denn je schneller die Hyperscaler wachsen, desto mehr entstehen hybride Infrastrukturen, die Kunden mit AHP über alle diese Dienste managen und sicherstellen können, dass die Integrität der Applikationen gewährleistet ist. Das treibt unser Geschäft voran.

CRN: Das Cloud-Geschäft verändert auch die Beziehungen zu Herstellern, mit denen Systemhäuser groß geworden sind. Müsste Cancom nicht die traditionell engen Beziehungen zu Herstellern wie HPE, Cisco oder Dell EMC überdenken, wenn es immer weniger um deren Hardware geht, und dafür neue Partnerschaften zu Hyperscalern wie AWS auf- und ausbauen?
Volk: Wir sind ja heute bereits Partner von AWS, auch von Google, und wir ermöglichen unseren Kunden, die Dienste dieser Anbieter über den Cancom-Marketplace abzurufen. Was unsere von Ihnen erwähnten Hersteller-Partnerschafen anbelangt: Die Situation ist ähnlich wie früher im Softwaremarkt, als jeder über Open Source gesprochen hat. Was ist passiert? Der Markt für proprietäre Systeme ist geschrumpft, hat sich dann aber wieder stabilisiert. Ich sehe das hier genauso: Es wird immer hybride Architekturen geben. Ich bin ja oft in USA und dort habe ich übrigens keinen einzigen Kunden getroffen, der nur noch Cloud macht. Die betreiben alle irgendwo noch ein Rechenzentrum, weil sie gewisse Prozesse selber kontrollieren müssen. Die Entwicklung weg von Hardware, hin zu Cloud, kann man nicht schwarz-weiß sehen. Im Übrigens haben wir mit HPE vereinbart, dass sie unsere AHP mitverkaufen können. Wir werden sehen, mit wem wir solche Partnerschaften ebenfalls noch eingehen.

CRN: Ihr Vorgänger Klaus Weinmann hat sich Ziele so gesetzt, dass andere ihn für verrückt erklärt haben . Mit dieser Tradition wollen Sie vielleicht nicht brechen, daher: Welche verrückten Ziele haben Sie sich für Cancom vorgenommen?
Volk: Oh je, wenn man verrückte Ziele gleich am Anfang festlegt, wird es schwer sie umzusetzen [lacht]. Im Ernst: Die Leute wissen schon, dass ich sehr ambitionierte Pläne für die nächsten fünf Jahre habe: Im Systemhausgeschäft weiter wachsen, im Produktgeschäft ähnliche Wachstumsraten erreichen wie AWS oder Microsoft mit Azure, bei Managed Services, wo unsere Umsätze derzeit weit über 100 Millionen Euro liegen, will ich diese Recurring Revenues um ein Vielfaches steigern. Unsere Wachsrate liegt hier derzeit bei rund 50 Prozent.

CRN: Wie stark bremst der Fachkräftemangel?
Volk: Im internationalen Produktgeschäft mit der AHP und unserem Partner-Vertriebsansatz haben wir durchaus den Vorteil, andere Ressourcen einzubinden. Der Fachkräftemangel, wie wir ihn in Deutschland kennen, ist in anderen Ländern vielfach so nicht zu spüren. Das hilft uns vor allem im AHP-Vertrieb.

CRN: Mit ihrem Start als Vorstandsvorsitzender endet eine doppelte Ära für Cancom. Klaus Weinmann war Gründer, Kaufmann und 26 Jahre CEO in einer Person. Jetzt sorgen Sie, Informatiker, für Unruhe durch Fragen unbequemer Art.
Volk: Ich habe ja schon letztes Jahr durch meine Beratertätigkeit "Unruhe" hereingebracht. Aber die Leute kennen mich ja inzwischen. Im Übrigen ist Führen durch Fragen nie der falsche Stil, weil die Mitarbeiter sich dann selber die Antworten geben können. Ich dirigiere nicht von oben nach unten.

CRN: Sondern?
Volk: Ich pflege einen traditionellen Management-Stil, den ich in meiner langjährigen Karriere kennen gelernt habe: Verantwortung und Vertrauen in die Leute und Organisation zu setzen und nicht einfach Aufgaben delegieren, sondern definierte Ziele setzen, wo wir hin wollen und was wir erreichen müssen. Meine Management-Aufgabe ist es, die richtigen Führungskräfte in der richtigen Position zu haben und die Umgebung zu schaffen, damit sie erfolgreich sind.

CRN: Und wenn es nicht so läuft, hauen Sie auf den Tisch.
Volk: Ich kann unbequem werden.


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  2. Recurring Revenues sollen um ein Vielfaches wachsen

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