Donald Trump, Brexit, AfD: Bei einigen Wahlen allein in diesem Jahr irrten Wahlforscher gewaltig. Warum versagen die Methoden der Demoskopen, wo doch die Software-Industrie von Big Data und Predictive Analystics schwärmt?
Vom legendären Bankier Hermann Josef Abs ist der schöne Vergleich überliefert, wonach eine Statistik wie eine Hafenlaterne sei: Sie diene dem betrunkenen Seemann mehr zum Halt als zur Erleuchtung. Die Ernüchterung am Tag nach der Präsidentschaftswahl in den USA ist riesig. Wie konnte der republikanische Kandidat Donald Trump entgegen fast aller Prognosen die noch am Wahltag als Favoritin gehandelte Hillary Clinton besiegen? Vorhergesagt wurde zwar ein Kopf-an-Kopf-Rennen, letztlich aber standen viele US-Amerikaner und mit ihnen die halbe Welt fassungslos vor dem so nie erwarteten Ausgang der Präsidentschaftswahl. Man hätte wohl doch nicht auf die Methoden der Wahlforschung vertrauen dürfen, sondern eher dem amerikanischen Filmregisseur Michael Moore, der bereits im Juli felsenfest behauptete, der nächste Präsident der USA werde der »gefährliche Teilzeit-Clown und Vollzeit-Soziopath« Trump werden.
Hatten schon der Brexit und die hohe Zustimmung für die AfD bei Landtagswahlen Zweifel an der Zuverlässigkeit moderner Demoskopie aufkommen lassen, so stürzte die US-Wahl die Wahlforschung endgültig in eine Krise. Die Ursachen für mangelnde Verlässlichkeit von Wahlprognosen sind vielfältig.