Editorial CRN 37/2016

Warum die IFA nicht die beste CeBIT ist

14. September 2016, 15:54 Uhr | Martin Fryba

Die IFA ist nicht besser oder schlechtes als die CeBIT. Sie ist schlichtweg eine andere Messe.

Berlin hat in der Tat vieles, was Hannover nicht bieten kann. Das politische Zentrum der Republik ist auch Hauptstadt der Startup-Szene, hat eine unübertroffene Dichte an guten Restaurants, Clubs, Bars und Hotels in allen – vor allem auch zu Messezeiten - erschwinglichen Preiskategorien. Und nicht zuletzt ist in Berlin die jüngste ¬deutsche Geschichte spür- und erlebbar. Kurzum: Messebesucher auch und gerade aus dem Ausland erleben eine pulsierende Bundeshauptstadt, deren explodierende Preise für Immobilien belegen: Berlin ist eine Boomtown.

Die Weltleitmesse für CE und Hausgeräte, IFA, profitiert von dieser positiven Stimmung. Wen interessiert es schon, dass auch diese Messe 2016 einen leichten Besucherrückgang zu verzeichnen hat. Immerhin: Die IFA zeige vorbildliche Kundenorientierung, sagt ein ausstellender Hersteller, der jedes Jahr persönlich vom Messe-Chef einen Dank erhält und der es sichtlich genießt, mit seinem Auto direkt vor Halle 17 vorfahren zu dürfen. Kleine, aber entscheidende Privilegien im harten Kampf deutscher Messegesellschaften. Die IFA sei für den Fachhandel sogar die »beste CeBIT aller Zeiten«, meint Journalisten-Kollege Karl-Erich Weber. Der Vergleich ist nicht nur schief, er ist schlichtweg falsch.

Die IFA spricht den produktorientierten Handel an: Flächenmärkte, Etailer, Verbundgruppen, Distributoren. Für sie alle ist die IFA eine wichtige Ordermesse. Business-Lösungen hingegen findet man auf der IFA nicht oder nur sehr vereinzelt, etwa für IT-Infrastrukturen, Enterprise Security, vernetzte Arbeitsplätze der Zukunft, Managed- und Cloud-Plattformen, Industrie 4.0- und M2M-Szenarien. Lösungskompetenzen, wie sie VADs und Hersteller immer wieder für sich reklamieren, lassen sich nur schlecht durch singuläre Produkte ausstellen. Man erwartet sie auch nicht auf der IFA. Auch wenn die Berliner Messemacher mit neuen Themen wie 3D-Druck oder Robotik eher unglücklich gestartet sind (CRN berichtete).

Professionelle ITK für Systemhäuser und deren Kunden, neue Geschäftsmodelle in sich wandelnden Märkten sind und bleiben der CeBIT vorbehalten. Man muss Hannover nicht gleich ins Herz schließen, wenn man die Business-Messe CeBIT besucht. In puncto Flair und Nachtleben hätte die Landeshauptstadt Niedersachsens in der Tat das Nachsehen.

Mit den besten Grüßen,

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur


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