Dabei heizt die Umstellung der Hersteller auf Mietangebote den Markt sogar noch weiter an. Viele Kunden wollen den Schritt in die Cloud noch eine Weile hinauszögern und entscheiden sich deshalb für den Ankauf alter Offline-Versionen. Neben den monetären Gründen spielt spätestens seit dem NSA-Skandal auch der Datenschutz eine wesentliche Rolle bei dieser Entscheidung. Vielen IT-Verantwortlichen ist es nicht geheuer, ihre Daten im Rechenzentrum einer amerikanischen Firma abzulegen, die dem Patriot Act unterliegt und damit zur Transparenz gegenüber den dortigen Geheimdiensten verpflichtet ist.
Doch selbst für Unternehmen, die den Schritt in die Cloud wagen und auf die neuen Miet-Produkte umsteigen, ist der Gebrauchtsoftwaremarkt eine interessante Alternative. Indem sie ihre alten Lizenzen verkaufen, können sie oft schon direkt die Mietkosten für die ersten ein bis zwei Jahre einspielen. Insofern betrachten viele Anbieter die zwangsweise Umstellung der Hersteller auf Cloud-Produkte als Geschenk für die Branche, das ihnen zahlreiche neue Kunden zuspielt.
Die Angst, dass sich durch die Mietmodelle ihr Geschäftsmodell auflösen könnte, hält sich bei den Gebrauchtsoftwareanbietern daher noch in Grenzen. Zwar räumt Vöge ein, dass Mietmodelle natürlich die Marktperspektive für die jeweiligen Produkte einschließen, gibt aber gleichzeitig zu bedenken: »Betrachtet man jedoch den großen XP-Migrationsstau, dann wird klar, dass zum Beispiel Windows Betriebssysteme einen Lebenszyklus von bis zu zwölf Jahren haben - Windows 8.1 wurde gerade im Winter 2014 gelauncht. 2026 schauen wir uns den dann aktuellen Markt noch mal zusammen an«, sieht er durchaus auch langfristige Perspektiven für sein Geschäftsmodell.
Seiner Ansicht nach müssen sich eher andere Gedanken über ihre Zukunft machen: Ein Ziel der Softwarehersteller sei es, mit den Mietmodellen den Deckungsbeitrag zu erhöhen. Dies sei langfristig allerdings nur zu Lasten von Händlern und Systemhäusern möglich. »Ein Monopolist mit direktem Kundenzugang benötigt keinen Zwischenhandel mehr. So sind Hersteller wie Microsoft und Adobe auf dem besten Weg, den Zwischenhandel komplett auszuschalten«, orakelt der Preo-Gründer.