Physische Sicherheit

Achtung Gefahr - richtig vorsorgen und handeln

20. April 2017, 14:23 Uhr | Autor: Bernd Hanstein / Redaktion: Markus Kien

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Absicherung von Innen und Außen

Für den Einsatz in geschlossenen Serverschränken gibt es Brandschutzlösungen als 19-Zoll-Einschub.
Für den Einsatz in geschlossenen Serverschränken gibt es Brandschutzlösungen als 19-Zoll-Einschub.
© Rittal

Abwehr von Gefahren im RZ-Inneren
Wo Rauch ist, ist auch Feuer: Wer einen hohen Brandschutz benötigt, achtet auf den Feuerwiderstand. Für die Bauteilprüfung F90/EI90 nach DIN 4102/EN1363 werden Einzelbauteile wie Wände, Türen oder Baustoffe nach einer Einheitstemperaturkurve beflammt. Mehr Sicherheit verspricht eine Systemprüfung gemäß der EN 1047-2. Diese Prüfung verlangt eine Beflammungszeit von 60 Minuten mit einer anschließenden 24-stündigen Abkühlungsperiode im geschlossenen Brandofen. Das Prüfobjekt bleibt so lange im Brandraum, bis nach einigen Stunden die höchste Innentemperatur im Prüfling erreicht ist. Um diesen Test zu bestehen, darf die Temperatur im Inneren nicht mehr als 50 Kelvin über die Ausgangstemperatur steigen und die relative Luftfeuchtigkeit darf 85 Prozent nicht überschreiten. Produkte, die alle Tests der EN 1047-2-Anforderung erfolgreich absolviert haben, werden in der ECB-S-Datenbank registriert.

Löschung durch inerte Gase: Brände in IT-Umgebungen werden nicht mit Wasser, sondern zum Beispiel mit inerten Gasen gelöscht oder durch Sauerstoffentzug verhindert. Bei der Detektion eines potenziellen Brandes wird das Löschgas in den betreffenden Raum unter Überdruck eingebracht. Der Druckanstieg wird mit einer Überdruckklappe kompensiert. Das bedeutet, dass Luft aus dem Raum entweicht. Dadurch sinkt der Sauerstoffanteil, während der Inert-Anteil steigt. Es kann also nicht mehr brennen. Der Raum muss dann in einer vordefinierten Halbzeit die verringerte Sauerstoffkonzentration gewährleisten.

Löschung durch Oxy-Reduct: Hier wird der Sauerstoffgehalt permanent auf einem konstant niedrigen Niveau gehalten, sodass es überhaupt nicht zu einem Brand kommen kann. Das macht allerdings wirtschaftlich nur Sinn, wenn der Raum entsprechend dicht ist.

Gefährdung von außen absichern
Wenn’s außen brennt: Brennt es außerhalb des Rechenzentrums, kommt der Abdichtung eine ebenso große Rolle zu. Dann müssen die IT-Komponenten im Rechenzentrum vor aggressiven Gasen geschützt werden, da die Leiterplatten in den IT-Komponenten korrodieren könnten. Relevante Normen für die Zertifizierung sind die DIN 18095/EN1634. Teil 3 der EN 1634 legt ein Prüfverfahren und die dazu gehörenden Prüfbedingungen zur Ermittlung der Leckraten zwischen Räumen fest.

Gefahr von oben: Wenn den IT-Systemen sprichwörtlich die Decke auf den Kopf fällt, dann handelt es sich meist um herabstürzende Trümmerteile. Normen für die Stoß- und Sturzprüfungen geben Auskunft darüber, welche Kräfte ein IT-Schrank oder eine Sicherheitszelle aushält. Die Normen EN 1047-2 und DIN 4102 beschreiben unterschiedliche Stoßprüfungen für Hochverfügbarkeitsräume. Die Schlagfestigkeit wird in einer eigenständigen Norm EN 50102 geregelt.

Zutritt verboten: Wie gut ein Raum einem Einbruchsversuch widersteht, wird in der Resistance Class (RC) beschrieben und in DIN V ENV 1627ff definiert. Der Werkzeugangriff erfolgt entsprechend den von Tätern eigesetzten Werkzeugen und Hilfsmitteln. In der Stufe RC 2 sollte es einem Gelegenheitstäter innerhalb von drei Minuten nicht gelingen, mit einfachen Werkzeugen wie einem Schraubenzieher ein Raum oder ein IT-Schrank zu öffnen.

Ausstrahlung – nein danke
Elektromagnetische Felder entstehen überall dort, wo Strom fließt. Das Ergebnis wird umgangssprachlich als EMV-Strahlung bezeichnet. Die Norm zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) legt für Produkte und Umgebungsbereiche Grenzwerte der Störaussendung in definierten Frequenz- und Feldstärkebereichen fest, zum Beispiel in DIN EN 55022 (VDE 0878-22):2011-12. Das System aus diesen Grenzwerten und den in DIN EN 55024 (VDE 0878-24):2011-09 beschriebenen abgestuften Anforderungen zur Störfestigkeit von
informationstechnischen Einrichtungen stellt im alltäglichen Betrieb die elektromagnetische Verträglichkeit zwischen Geräten aller Arten und den IT-Einrichtungen sicher.

Bernd Hanstein ist Hauptabteilungsleiter Produktmanagement IT bei Rittal.

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