Kommentar: Zukunftstechnologien

Arbeitsintensive IT-Trends

12. Juni 2015, 10:46 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau
Kolumnist: Mathias Hein
© funkschau

Cloud-Computing, Big-Data und der beschleunigte Aufbau von immer größeren Rechenzentren führt zu einer Neubewertung und der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Unternehmensnetze. Diese Herausforderungen wirken sich direkt auf die Entwicklung neuer Technologien, der Sicherheit und Standards aus und führen zu immer größeren Problemen in den IT-Abteilungen. Zudem sind einerseits alle Kosten gedeckelt, anderseits müssen immer teuere und komplexere Produkte beschafft und betrieben werden.

Die folgenden fünf Netzwerktrends versprechen mehr Flexibilität, Agilität, Performance und Automatisierung, machen der IT das Leben aber nicht unbedingt leichter.

Rasche Adaption des IEEE-802.11ac-Standards

Tablets und Smartphones sind heute an allen Arbeitsplätzen allgegenwärtig. Da die Zahl der mobilen Geräte und der Einsatz von Cloud-basierten Unternehmensdienste dramatisch zunimmt, muss die IT, die von ihnen bereitgestellten Netzwerke überarbeiten und einen schnellen, kontrollierten und sicheren Zugang zu den Unternehmensressourcen und –Informationen gewährleisten. Der WLAN-Standard IEEE 802.11ac ist dreimal schneller und sechsmal energieeffizienter als sein Vorgänger (IEEE 802.11n) und auch noch kompatibel zu den älteren WLAN-Techniken (802.11b/g/a/n). Gemäß den jüngsten von Infonetics erhobenen Daten haben sich die Verkäufe von Access-Points im vergangenen Jahr verzehnfacht. Dies erhöht den Druck auf die Unternehmens-IT zur Verbesserung der Verwaltung und Sicherung der Netzknotenpunkte.

Die WLAN-Entwicklung kann auf eine 15-jährige Geschichte zurücksehen. In dieser Zeit steigerte sich der Datendurchsatz von wenigen Megabit pro Sekunde auf 3,6 GBit/s (802.11ac bei 5 GHz).

2,5 und 5 GBit/s am Arbeitsplatz

Mit der zweiten Welle der Installation der 802.11ac-Komponenten werden sich die Durchsatzraten der WLAN-Access-Points auf mehrere Gigabit pro Sekunde steigern. Dies erfordert jedoch eine Verkabelungs- und Geräteinfrastruktur, die in der Lage ist, entsprechende Datenraten von über 1000BaseT (1 GBit/s) zu übertragen. Dadurch müssen jedoch buchstäblich Millionen von Kabelkilometer (der Kategorie 5e / Kategorie 6-Verkabelung) in den Unternehmen ausgetauscht und somit die Lücke zwischen 1-GBit/s- und 10-GBit/s-Twisted-Pair gefüllt werden.

Die Ergänzung zur ursprünglichen 802.11ac-Wireless-Spezifikation erreicht durch eine ausgefeilte Multi-User-MIMO-Antennentechnologie und andere Weiterentwicklungen eine Erhöhung der theoretisch maximalen Übertragungsgeschwindigkeit auf 6.93 GBit/s. Die Zu- bzw. Abführung dieser Datenströme in die Inhouse-Netze erfordert jedoch langfristig ein Infrastruktur-Upgrade auf die Kabelklasse Kategorie 6A (10 GBit/s).

25, 50 und 100 GBit/s im Datacenter

Die Experten gehen davon aus, dass die großen Rechenzentren und Cloud-Betreiber in Kürze auf 100-GBit/s-Ethernet-Fabrics umsteigen. Die Mehrheit der Datencenter in den Unternehmen wird sich jedoch mit den kostengünstigeren 25- und 50-GBit/s-Versionen des Ethernets begnügen. Das 25G/50G-Ethernet Konsortium hat inzwischen ihre lizenzfreie 25-GBit- und 50-GBit/s-Ethernet-Spezifikation veröffentlicht. Für manche Experten ist der 25G/50G-Standard ein Rückschritt, da bereits das 40-GBit/s- und 100-GBit/s-Ethernet zur Verfügung steht. Da jedoch in den Rechenzentren und den Servern in den Clouds immer höhere Geschwindigkeiten bei immer geringeren Budgets notwendig werden, ist der 25G/50G-Standard wohl mehr als nur eine Alternative. Beispielsweise entspricht eine 25-GBit/s-Verkabelung den Kosten einer 10-GBit/s-Verkabelung (bei der 2,5-fachen Leistung). In ähnlicher Weise kostet eine 50-GBit/s-Infrastruktur nur die die Hälfte der Kosten einer 40-GBit/s-Infrastruktur.

Hohe Anforderungen an das Netzwerk durch die Cloud

Wie können Unternehmen die Kosten der mobilen Kommunikation senken und gleichzeitig die Effizienz und Flexibilität ihrer IT-Infrastrukturen verbessern? Die Virtualisierung von Netzwerken, Speicher und Servern gestaltet die Art und Weise um wie Unternehmen ihre IT nutzt. Das Cloud-Computing spielt bei diesem Prozess eine wesentliche Rolle. Aus diesem Grund ist der Internet-Zugang der Zugang zu komplexen Anwendungen und den enormen Rechenressourcen.

Die Cloud bietet vielen kleinen und mittleren Unternehmen die erforderlichen IT-Ressourcen zu moderaten Preisen an. Dadurch können diese Unternehmen ihre Kapazitäten ohne zusätzliche Investitionen in neue IT-Struktur schnell hochrüsten und die Datenverarbeitung von den geografischen Standorten – an denen die Daten entstehen – und den Verarbeitungs- und Lagerungsorten entkoppeln. Grundlage für die Einführung von Cloud-Diensten sind Ethernet-Netzwerke mit einer geringen Latenz und hoher Bandbreite. Ein solches Kommunikationskonzept besteht aus folgenden wesentlichen Elementen:

  • die physikalische Netzwerkschicht,
  • die Netzwerkdienste und
  • eine SDN- und NFV-Plattform.

Die Elemente der physikalischen Netzwerkschicht liefern die Blaupause für ein effizientes Netzwerkdesign. Kostengünstige Netzwerkdienste ermöglichen eine hohe Performance und die notwendige Skalierbarkeit zur Verarbeitung der Netzlasten. SDN und NFV sorgen für die dynamische, schnellere Bereitstellung der Daten und Rechenkapazitäten.

Open-Source-Networking

Vernetzte Cloud-Systeme sind ohne die entsprechende Software nutzlos. Jeder im Netz integrierte Switch oder Router muss über ein entsprechendes Betriebssystem verfügen. Dabei arbeitet die Kommunikations-Software unabhängig von der jeweiligen Netz-Hardware beziehungsweise    dem jeweiligen Betriebssystem. Dies wird über eine Abstraktionsschicht auf den handelsüblichen Switch-Lösungen erreicht.

Das Open-Source-Networking entfernt alle proprietäre Software aus den Netzkomponenten und öffnet die Netzindustrie wieder für Innovationen. Gartner prognostiziert, dass die Open-Source-Technologie bereits in diesem Jahr in 85 Prozent aller kommerziellen Software-Pakete integriert wird und in den kommenden Jahren 95 Prozent der IT-Organisationen ein solches offenes Netzbetriebssystem nutzen werden.

Die traditionelle Anbieterstrukturen – bei der ein Lieferant seine proprietäre Netzwerklösung im Unternehmen ausrollt – gehören damit der Vergangenheit an. In Zukunft kann die IT die optimalen Netzwerksysteme bei einer Vielzahl unterschiedlicher Hersteller abrufen, diese problemlos miteinander verbinden und somit erhebliche Kosteneinsparungen und Leistungsoptimierungen erzielen.

Fazit

Wie bei fast allen neuen Technologien hapert es bei der Umsetzung, da diese kurzfristig nicht nur einen immensen organisatorischen Aufwand bedeuten und zweitens in Zeiten der immer niedrigeren Budgets eine gewaltige Argumentationskette nach sich ziehen. Von daher machen die neuen Trends, das Leben der IT-Verantwortlichen kurzfristig nicht leichter.

 

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