Nach den Erhebungen der Analysten stehen europäische Unternehmen zunehmend unter Druck, in Big-Data investieren zu müssen. Carsten Bange, Geschäftsführer des BARC (Business Application Research Center), stellt als wichtigste Treiber für Big-Data-Projekte eine fundiertere Datenananalyse, ein besseres Handling der wachsenden Datenmengen und die Nutzung bisher separat geführter Datenquellen heraus.
Das Ausgangsproblem, vor dem Unternehmen stehen, die ihr Datenwachstum besser in den Griff bekommen wollen, um die Daten als strategischen Rohstoff für die Unternehmenssteuerung zu nutzen: Big Data setzt sich aus vielen Software-Produkten und Systemarchitekturen sowie Methoden und Verfahren zur Datenanalyse zusammen, die über neue Technologien umgesetzt werden müssen. „Das Fundament dafür, Business-Intelligence (BI), haben bisher die wenigsten Unternehmen gelegt“, beobachtet Mathias Hein, freier IT-Berater in Neuburg an der Donau. Dennoch suchten zahlreiche Unternehmen ihr Heil in der Analyse großer Datenmengen, ohne zuvor die Analyse ihrer Bestandsdaten als interne Prozesse implementiert zu haben. Aber nicht nur die technischen Voraussetzungen für Big-Data und die damit verbundenen Kosten werden von den meisten Unternehmen unterschätzt. „Heute ist Big-Data für die wenigsten Unternehmen ein profitabler Anwendungsfall“, weiß der Berater. Eine Umsetzung lohne lediglich für die ganz Großen im Internet-Geschäft.
Das Datenwachstum in den Unternehmen ist, behaupten die Analystenhäuser, vor allem ein Produkt der über das Internet expandierenden Online-Geschäfte. Demzufolge soll es für das Marketing, den Vertrieb und Kundensupport besonders lukrativ sein, Informationen aus sozialen Netzwerken zu analysieren und mit Erkenntnissen, errechnet mittels BI-Anwendungen, zu verknüpfen. Der Absatzmarkt „Internet“ sieht jedoch weniger vielversprechend aus. In Deutschland machte in 2012 die digitale Wirtschaft mit rund 100 Milliarden Euro nicht einmal 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2.645 Mrd. Euro) aus. 2014 soll das Umsatzvolumen hierzulande nach einer Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) 120 Milliarden Euro betragen, der Umsatzanteil des via Online-Handel generierten Geschäfts nur 42,54 Milliarden Euro. „Selbst bei einem prognostizierten Jahreswachstum von rund zehn Prozent, bei den Internet-Geschäften von rund 14 Prozent, wird die digitale Wirtschaft nur langsam eine Größenordnung erreichen, die Big-Data für viele deutsche Unternehmen zu einem lohenswerteren Investment machen wird“, folgert Hein. Demzufolge soll auch der Big-Data-Markt in Deutschland bis auf weiteres auf Sparflamme köcheln. Er soll laut dem Branchenverband Bitkom, der auf eine Erhebung des Analystenhauses Experton Group zurückgreift, in 2013 einen Umfang von lediglich 651 Millionen Euro erreichen.