Optionen für den Verkabelungstest

Die richtige Verkabelung zur Ethernet-Geschwindigkeit

8. März 2021, 7:00 Uhr | Deane Horn und Alfred Huber/am

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Qualifikationstests – einfach und schnell zur Aussage

Beim Messen von Datenstrecken gegen die Verkabelungsnormen, dem
sogenannten Zertifizieren, sollte jedoch ein tiefes Verständnis der Materie vorhanden sein. Dazu gehört auch ein Grundverständnis von Hochfrequenz-Übertragungstechnik, weil Parameter, wie zum Beispiel Nahnebensprechen, Einfügedämpfung und Rückflussdämpfung, entscheidend sind. Auch gilt es, sich in Streckentopologien wie „Permanent Link“, „Channel Link“ und „E2E“ sicher zu bewegen und auch über Wissen zu den unterschiedlichen Leistungsstufen, wie sie in den Verkabelungsnormen für Komponenten und Strecken vorkommen, zu verfügen. Einen Qualifizierer dagegen schließt man an jedem Ende der Strecke an, wählt die gewünschte Ethernet-Geschwindigkeit aus und startet den Testlauf.

Wann qualifizieren, wann zertifizieren?

Eine typische Anwendung für die Qualifizierung von Verkabelungen ist es, sicherzustellen, dass die vorhandene Infrastruktur die Geschwindigkeit der neuen Ethernet-Anwendung, ein Netzwerk-Upgrade, neue oder zusätzliche Kameras, neue Access Points oder neue Endgeräte bewältigen kann. Oft reicht das Qualifizieren einer Anlage auch bei kleinen bis mittelgroßen Neuinstallationsprojekten aus, wenn man nur eine Dokumentation über die Länge der Strecken und einen Perfomance-Test benötigt und kein vom Verkabelungshersteller unterstütztes Garantieprogramm liefern muss.
Neben den Leistungstests auf einer Datenstrecke ist ein moderner Qualifizierer auch ein alltäglicher Problemlöser für die passive und aktive Infrastruktur. So gehören diverse Einzeltests zum Werkzeugkasten. Angefangen beim Entstören von Verdrahtungsfehlern mit der Ausgabe von Entfernungen zu offenen und kurzgeschlossenen Leitungsstellen, Darstellung von Fehlverdrahtungen und Ermitteln der Kabellänge.

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Bild 2. NetXpert XG weist nach, ob eine Verkabelung eine Übertragung bis 10 GBit/s unterstützt oder nicht.
© Bild: Softing IT Networks

Weiter geht es mit aktiven Netzwerktests (Anbindung entweder über Kupfer, Glasfaser oder WLAN), wie zum Beispiel eine allgemeine Netzwerkerkennung. Dann folgen die klassischen Inbetriebnahme-Tools wie Blinken der Link-LED am Switch, DHCP-Tests, Abprüfen von Ping-Listen mit Einzelverfolgung über die Traceroute-Funktion. Ein wichtiger Test ist heute auch der Belastungstest von PoE-Fernspeisungen. Bei Glasfaserstrecken kommt noch die ebenfalls mitdokumentierte Inspektion der Faserendflächen mit einem Mikroskop hinzu.

Qualifizierung reicht allerdings nicht mehr aus, um eine Garantie für eine neue Verkabelungsinstallation zu gewähren, die der Systemhersteller unterstützt. Hier muss jede einzelne Strecke in all den Parametern vermessen und dokumentiert sein, die der geforderte Verkabelungsstandard vorgibt. Zertifizierung ist meist auch erforderlich, wenn der Umfang eines neuen Installationsprojekts die Durchführung von Zertifizierungstests vorgibt, also wenn es sich um größere Gebäude oder öffentliche Bauvorhaben handelt.

Allerdings muss man bei den Zertifizierungsgeräten von deutlich höheren Anschaffungskosten ausgehen und kann nur speziell geschultes Personal einsetzen, das mindestens über Grundkenntnisse der Verkabelungsstandards und der Hochfrequenztechnik verfügt. Für viele, besonders kleinere Betriebe, die Zertifizierungsmessungen nur unregelmäßig durchführen, bleibt da oft nur das Ausleihen derartiger Gerätschaften bei ihren Großhändlern, was wiederum immer zu Abhängigkeiten in Bezug auf die Verfügbarkeit führt.

Wie man sieht, gibt es für beide Varianten, Qualifizierung und Zertifizierung, definierte Einsatzbereiche. Zur Veranschaulichung lassen sich die beiden Optionen mit dem Bild eines Autokaufs vergleichen: Bei der Zertifizierung erfolgt die Zerlegung des Autos in alle Einzelteile und die anschließende Analyse auf Tauglichkeit. Bei einer Qualifizierung setzt man sich einfach hinein und macht eine möglichst ausgiebige Probefahrt.

Deane Horn ist Direktor Produkt-Management bei Softing, und Alfred Huber ist Leiter Technik bei Softing IT Networks, itnetworks.softing.com.


  1. Die richtige Verkabelung zur Ethernet-Geschwindigkeit
  2. Aller guten Tests sind drei
  3. Qualifikationstests – einfach und schnell zur Aussage

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