Bei umfassenden Gebäudeautomatisierungslösungen wie KNX stellt sich wieder die Frage, welche elementaren Vorteile SPE zu bieten hätte, um bestehende Systemarchitekturen zu ändern oder zu erweitern. Grundsätzlich gibt es nur zwei Argumente für den Einsatz von SPE: Synergieeffekte innerhalb der KNX-Architektur, wenn man durchgängig SPE für kabelgebundene Datenübertragung einsetzt. Fragen dazu müssen allerdings die Hersteller von KNX-Systemen beantworten.
Das zweite Argument für den Einsatz von SPE ist, einen höheren Grad an Kompatibilität zu angeschlossenen Steuerungen, Geräten und Sensoren oder zu benachbarten Systemen (etwa verbundene IT-Systeme für das Facility-Management) zu erzielen. Dies würde Gerätelandschaft, Einrichtung, Bedienung und Maintenance und damit auch die gesamte Softwarelandschaft vereinfachen.
Ein solches Vorgehen ist auch ein notwendiger Schritt in Richtung Smart Buildings und Smart Cities. Daher wird die Branche ihn auch gehen müssen. Wann dazu die richtige Zeit ist, müssen strategische Überlegungen der Systemanbieter ergeben. Mutige werden diesen Zeitpunkt wenig überraschend eher sehen als Konservative. Hersteller wie Harting haben jedoch bereits heute eine Zukunftsvision für eine vereinheitlichte Lösung. Mit dem T1-Steckverbinder nach IEC 63171-6 und der Mitgestaltung der Standards für SPE-Kabel gehört Harting zu den Vorreitern von standardisierten und damit vereinheitlichten Lösungen. Diese vereinheitlichten Lösungen können innerhalb der Industrie- und Automatisierungssparten sicher 80 Prozent der Anwendungsfälle abbilden.
Die Diskussion hat jedoch gezeigt, dass die Treiber für SPE die einzelnen Anwendungen sind. Sie sind gekennzeichnet durch einen Katalog von Anforderungen, die zum Teil sehr speziell ausfallen. Ein einmal designtes SPE-Netzwerk in einer Baureihe der Automarke X hat ein ganz anderes Anforderungsprofil als eine Maschinensteuerung des Herstellers Y oder eine „lebendige“, einem stetigen Wandel unterliegende Automatisierungslösung für eine Fertigungsinsel des Herstellers Z.
Es kann nicht die eine SPE-Lösung geben
Deshalb lässt sich die Idee der strukturierten Gebäudeverkabelung mit im Wesentlichen einem standardisierten Kabel mit vier Paaren und einem standardisierten Stecker mit acht Kontakten nicht einfach auf das Szenario SPE übertragen. Das Resümee lautet: Es kann nicht die eine SPE-Lösung geben, und somit wird es mehrere SPE-Lösungen geben. SPE wird kein neues strukturiertes Gebäudeverkabelungssystem mit einem standardisierten Kabel mit einem Paar und einem standardisierten Stecker mit zwei Kontakten generieren. Es lohnt sich jedoch der Blick darauf, welche Anforderungen unabhängig von der spezifischen Anwendung besonders häufig gestellt werden und wie man diese am besten bedient. Und die Branche kann versuchen, zumindest ein Stück in die Zukunft zu sehen, um zukünftige Anforderungen vielleicht jetzt schon in Designs und Produkte einfließen zu lassen.
Was auf alle Fälle künftig zu beachten ist: Neben der Anwendung im Auto (Bordelektronik) und im Zug wird SPE bei allen Applikationen, die mit Automatisierung, Automatisierungslösungen oder mit Sensor-/Aktor-Netzwerken speziell in der Industrie zu tun haben, eine enorm wichtige Rolle spielen. IoT und IIoT sind dafür das passende Umfeld.
Rainer Schmidt ist Busines Development Manager bei Harting und Normierungsfachmann mit langjähriger Erfahrung.