Wer technisch komplexe Systeme und digitale Services entwickelt, sollte seine Engineering-Prozesse optimieren. Obwohl viele Großunternehmen mit Systems Engineering bereits Produkte und Prozesse optimieren, Kosten reduzieren, Qualität verbessern und ihre Time-to-Market verkürzen, tun sich Mittelständler damit noch schwer. Im it’s-OWL-Forschungsprojekt SE4OWL wollen Harting Applied Technologies und das Fraunhofer IEM zeigen, dass auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von Systems Engineering profitieren können. Wer selbst in die Umsetzung gehen möchte, kann ab sofort auf einen praktischen Online-Werkzeugkasten zurückgreifen.
Systems Engineering (SE) ermöglicht es Entwicklungsteams, fachübergreifend zusammenzuarbeiten, Produkt und Produktionssystem über den ganzen Lebenszyklus zu betrachten – und so effizient und nachhaltig zu entwickeln. Unternehmen steht dafür eine große Vielfalt an Methoden und Werkzeugen zur Verfügung. „Unser Ansatz war es, Systems Engineering aus der Brille des Mittelstands zu betrachten. Das bedeutet vor allem: erste Schritte ermöglichen und einfache anwendbare Methoden für den Einstieg zu finden,“ stellt Daria Wilke, SE4OWL-Projektleiterin am Fraunhofer IEM, heraus.
Bei begrenzten Ressourcen und oft traditionellen Strukturen fällt es KMUs allerdings schwer, neue Methoden im Engineering einzuführen. Doch es lohnt sich, wie Volker Franke, Geschäftsführer beim mittelständischen Sondermaschinenbauer Harting Applied Technologies, betont: „Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren von der Einführung von SE-Methoden – etwa durch höhere Transparenz und Standardisierung in ihren Entwicklungsprozessen. Systems Engineering und KMU – das ist meiner Meinung nach ein perfektes Match.“
Im Projekt SE4OWL setzte das Harting-Engineering-Team auf die Methode des Reifegradmodells, um den Status quo der Systems-Engineering-Einführung im Unternehmen zu ermitteln und Ziele festzusetzen. In einem Workshop passten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerdem die individuellen Stufen des Modells an ihr eigenes Unternehmen und ihre eigenen Arbeitsprozesse an.
So war es zum Beispiel hilfreich, für alle Handlungsfelder Infoboxen und Leitfragen zur Unterstützung der eigenen Einstufung mitzugeben. Das Entwicklungsteam nutzt das Reifegradmodell inzwischen regelmäßig in Meetings als Messinstrument für den Fortschritt der SE-Einführung. „Als wichtigen Bestandteil unserer SE-Reise haben wir alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen frühzeitig und aktiv einbezogen. Die gemeinsame Arbeit hat eindeutig die Motivation und die Akzeptanz für neue Engineering-Methoden gefördert“, berichtet Rebecca Heitmann, Systemingenieurin bei Harting.
Wie kann die Einführung von Systems Engineering in kleinen und mittleren Betrieben gelingen? In drei Jahren Projektzeit tauschte sich das Fraunhofer IEM dazu eng mit seinen Industriepartnern Claas, Harting Applied Technologies, Miele, Two Pillars und Unity aus und sammelte Erfahrung in gemeinsamen Pilotanwendungen. Dieses Wissen ergänzten die Forscherinnen und Forscher durch eine Studie: In 13 Experteninterviews entwickelten sie Hypothesen zur Einführung von Systems Engineering im Mittelstand – die dann in einer Umfrage unter 112 Anwenderinnen und Anwendern mit mehrjähriger Engineering-Erfahrung geprüft wurden.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Systems Engineering-Einführung im Mittelstand:
Betriebe, die Systems Engineering nutzen wollen, finden im Online-Werkzeugkasten des Forschungsprojektes SE4OWL einen praktischen Begleiter, so die Anbieter weiter. Anhand eines mittelständischen Beispielunternehmens erhalten Betriebe Ideen, Tipps und Methoden für ihre eigene SE-Erfolgsgeschichte. Der Werkzeugkasten ist kostenfrei nutzbar.