Jetzt ist sie in weiten Teilen verfügbar: Die Rede ist von der neuen europäischen Norm für Rechenzentren, genannt EN 50600.
Die europäische Rechenzentrumsnorm EN 50600 gliedert sich in sieben Teile: Der Teil EN 50600-1 behandelt die Grundlagen für alle anderen Normenteile und allgemeine Konzepte wie die Definition von Verfügbarkeitskategorien. Die Teile EN 50600-2-1 bis EN 50600-2-5 betreffen die technischen Bereiche der Gebäudekonstruktion, Stromversorgung, Umgebungsbedingungen wie Klima- und Kälteversorgung, Telekommunikationsverkabelung sowie Systeme für die Sicherheit und den Brandschutz. Der Teil EN 50600-3-1 behandelt betriebliche Aspekte und Managementprozesse für Rechenzentren.
Was bringt die Norm - was bringt sie nicht? Es gibt Normen, die dafür gedacht sind, dass die Schraube in die Mutter passt. So eine Norm ist die EN 50600 allerdings nicht. Sie beschreibt nicht, wie ein Rechenzentrum aussehen muss, weil das gar nicht möglich ist. Rechenzentren können sehr unterschiedlich sein: Sie sind groß oder klein, sie sind in einem eigenen Haus oder in einem anderen Gebäude, sie haben sehr hohe Verfügbarkeit oder geringere Verfügbarkeit. Sie können das Kerngeschäft ihres Besitzers sein oder als Unterstützungsprozess für ganz andere Tätigkeiten fungieren.
Das Design und die technische Ausstattung von Rechenzentren können dabei sehr unterschiedlich ausfallen und auch die Organisation sowie Energieeffizienz stark voneinander abweichen. Die Herausforderung bei der Erstellung einer Norm für eine derart variable Dienstleistung ist es daher, für möglichst alle Varianten von Rechenzentren anwendbar zu sein und keine technischen Lösungen auszuschließen. Es sei denn, sie sollten nach Meinung aller Beteiligten tatsächlich nicht im Rechenzentrum verwendet werden.
Die Norm beschreibt daher Anforderungen, die in einem Rechenzentrum umgesetzt werden müssen und Empfehlungen, woran Errichter, Planer und Betreiber denken sollten, um den richtigen Weg für ihr individuelles Rechenzentrum einzuschlagen. Die Norm ersetzt also keine der beteiligten Berufsgruppen, sondern zeigt mithilfe von "Leitplanken" den Weg zu einem guten Rechenzentrum auf.
Die Definition von vier Verfügbarkeitsklassen stellt die wichtigste dieser Leitplanken dar. Sie regeln für die technischen Gewerke der Normenteile EN 50600-2-2 bis -2-4 die grundsätzlichen Eigenschaften der Redundanz von Versorgungspfaden und der technischen Infrastruktur. Wer ein Rechenzentrum bauen oder umbauen will oder wer auch nur eine Beurteilung seines aktuellen Standes haben möchte, kann sich nun an der Norm orientieren. Für den Planer stellt sie einen guten Ausgangspunkt zur Festlegung der gewünschten Eigenschaften dar, beispielsweise in der folgenden Form: Basis ist ein Rechenzentrum der Verfügbarkeitsklasse 3, mit redundanten Netzersatzanlagen und Fehlertoleranz bei der Wartung von USV-Anlagen als Erweiterung.