Kommentar: Internet of Things

Hebelt das" Internet der Dinge" die zentrale Enterprise-IT aus?

28. Februar 2014, 11:12 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Spezialisierte IT-Systeme führen zu autonomen Netzwerken

Das Internet basierte ursprünglich auf dem Konzept, welches eigenständige, zweckgebundene Systeme mit kontrollierten Verbindungen bereitstellte. Kommerzielle Firmen wie Compuserve öffneten mit ihren angebotenen Diensten die Netze durch die Bereitstellung autonomer Systeme. Die kommerziellen Dienste boten einen Zugang zu ähnlichen Inhalten (E-Mail, Usenet, Chatrooms, Nachrichten, etc.). Zwangsläufig entwickelte sich daraus das Konzept der ISPs/Content-Anbieter. Heute nutzen die Unternehmen und Privatnutzer die ISPs in erster Linie nur noch für den reinen Internetzugang und die eigentlichen Inhalte und Anwendungen werden von anderen Providern (Over The Top, OTT) bereitgestellt.

Mit dem "Internet of Everything" beziehungsweise „Internet of Things (IoT)“ sollen alle vorhandenen smarten Geräte die Möglichkeit erhalten, sich mit jedem Gerät in der Welt zu verbinden. Unser Auto wird künftig bereits beim Ausschalten des morgendlichen Weckalarms wissen, wie die Fahrtroute zur Arbeit geändert werden muss, damit der Autofahrer gemäß seinen Einträgen in seinem Terminkalender rechtzeitig zum Ziel gelangt. Ein kluger Schreibtisch informiert den Lehrer, wenn ein Schüler in ungesunden Körperhaltung in der Schulbank sitzt. Solche Anwendungen erfordern zwangsläufig eine massive Interkonnektivität, welche heute bereits problemlos realisiert werden können.

Natürlich werfen solche Massenvernetzungen erhebliche Fragen in Sachen „Sicherheit“ auf. Die Sicherheitsprobleme lassen sich jedoch lösen. Das Vertrauen in das Internet war noch nie sehr hoch und mit den Enthüllungen über die NSA hat sich das Vertrauen in das Internet noch weiter verringert. Unverschlüsselte Bluetooth-Verbindungen sind heute die häufigste Verbindung zwischen smarten Geräten. Die Technologie selbst ist weniger sicher als verschlüsselte WLANs. Bei Bluetooth vermindert sich jedoch die Möglichkeit von Angriffen und demzufolge das Datensammeln durch dessen sehr begrenzte Signalausbreitung.

Es gilt jedoch der Grundsatz, dass je mehr persönliche Daten ins Netz gelangen können, desto mehr Schutz der Daten wird erforderlich. Persönliche Gesundheitsinformationen (Puls-und Herzfrequenz, Gehirnwellen, Stresspegel, DNA-Screening) werden durch intelligente Geräte eingesammelt und zeitnah übermittelt. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Consumer und die Mitarbeiter eines Unternehmens mit der Weitergabe dieser Daten einverstanden sind, ist es wahrscheinlich, dass sich die staatlichen Stellen nicht in die beliebige Weitergabe von persönlichen Daten einmischen werden. Die zuständigen Behörden werden die Übergabe persönlicher Daten regulieren und entsprechende Gesetze für deren Handhabung erlassen.

Aus diesem Grund ist eine der großen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Internet of Things, die Systeme von Beginn an auf Sicherheit zu optimieren.

Mit welchen Geräten kommunizieren die heute verfügbaren smarten Objekte? In erster Linie werden auf Basis von Bluetooth, Zigbee, Z-Wave oder Wifi die Verbindungen zu einem Transportnetzwerk aufgebaut. In Zukunft werden in der Cloud Dienste entstehen, die diese Daten einsammeln und sinnvoll verarbeiten. Werden diese Transportnetze ein Teil des "Internet of Things“ sein? Die Idee der Vernetzung der Systeme, die dem Internet of Things innewohnt, bringt es nun mit sich, dass der Datenverkehr zwischen den smarten Objekten und den Servern über Transportnetze stattfindet. Lange Datenwege sind gegen Störungen aber auch gegen Angriffe anfällig. So lange die Daten nur vom Endgerät versendet werden, können Fremde eventuell mitlesen oder diese Daten verändern. Sobald das System bidirektional funktioniert, können Eindringlinge auch die smarten Objekte manipulieren.

Aus diesem Grund werden diese Daten, außerhalb der lokalen Netzwerke der Unternehmen, über geschützte Netzwerke zum betreffenden Server in der Cloud übermittelt. Dies ist ein weiterer Grund, warum in den Unternehmen eine hohe Chance beziehungsweise die Gefahr besteht, dass die IT-Teams nicht mehr für die Bereitstellung der notwendigen Verbindungen benötigt werden.

Fazit

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die für den Einsatz der smarten Objekte verantwortlichen Abteilungen eines Tages bei der IT anklopfen werden und verkünden: "Wir sind jetzt allein für unsere smarten Objekte und deren Kommunikation verantwortlich. Haltet euch in Zukunft aus unseren Gewerken heraus!“ Wahrscheinlicher ist, dass die Innovationen aus der IoT-Welt langsam in den Unternehmen etabliert werden. Da die smarten Objekte und das Internet of Things für lange Zeit nicht auf dem Radarschirm der IT erschien und bei vielen nicht erscheinen wird, muss sich die IT mit der Tatsache abfinden, dass die nächste Welle der IT-Innovationen eigenständig durch die Business-Teams vorangetrieben werden und damit die Enterprise-IT im Unternehmen ausgehebelt wird.

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