Bei der Kupferverkabelung sind höhere Geschwindigkeiten gefragt. Ob die RJ45-Technik noch die geforderte Leistung bringen kann, ist umstritten. Aktuelle Initiativen rund um eine neue Kategorie 8 eröffnen eine weitere Diskussionsrunde.Hochwertige Kupferverkabelungen im LAN bilden heute das Rückgrat für eine schnelle Datenübertragung. Seit den ersten Versionen der EIA/TIA, der ISO/IEC 11801 oder der EN 50173 vor über 15 Jahren gab es mehrere Generationen an Kupferkabeln und Steckverbindern. Während die erste Version der EN 50173 noch Kabel nach Level 3, 4, 5a und 5b bis maximal 100 MHz Übertragungsbandbreite oder 100 MBit/s Übertragungsrate unterschied, umfassen die aktuellen Versionen einen Bereich bis 1.000 MHz/1 GHz und 1/10 GBit/s Datenraten. Aber auch mit diesen Übertragungsraten ist der durch Cloud Computing getriebene, schnell wachsende Markt der Rechenzentren nicht mehr zufrieden. Gerade in diesem Segment fordern die Anwender schon jetzt Datenraten von 40 oder 100 GBit/s. Die rasante Entwicklung bei den Übertragungsgeschwindigkeiten findet sich auch in der aktuellen Normierung wieder. Oft ist es jedoch so, dass die Entwicklung der Normierung voraus ist. Umso wichtiger erscheint es, möglichst zukunftsorientiert zu planen und zu investieren. Seit der Kategorie 7 gibt es neue Steckgesichter. Neben dem etablierten RJ45-Stecker, der bis zur Kategorie 6A spezifiziert ist, sind dies neue Stecksysteme wie der Tera- oder GG45-Stecker, die für Frequenzen oberhalb der 500 MHz in den entsprechenden Normen berücksichtigt sind. Dieser Wechsel zu anderen Systemen hat nicht jedem im Netzwerkmarkt gefallen. Gerade im amerikanischen Markt gab es viele Unterstützer der RJ-Technik. Während in Deutschland schon lange 1.600 MHz (1,6 GHz) im Gespräch sind, ist man in der EIA/TIA noch einen Schritt weiter gegangen und hat sich intensiv mit der Übertragung von 2.000 MHz (2 GHz) über RJ45-Stecksysteme beschäftigt. Am 3. und 4. Oktober 2012 gab es diesbezüglich eine Sitzung in Philadelphia, wo die ersten 2.000-MHz-Systeme (Kabel und Stecksysteme) vorgestellt wurden. Anlässlich dieser Sitzung verabschiedeten die Delegierten auch den zukünftigen Namen der 2-GHz-Komponenten. In Anlehnung an die schon gebräuchliche Einstufung werden diese Komponenten unter dem Begriff Kategorie 8 in die Normierung einfließen. Das Aussehen, die Technik und weitere Spezifikationen sind bisher nur als "wünschenswert" definiert. Grundsätzlich setzen die Experten beim Stecksystem wieder auf das schon bekannte RJ45-System. Die für die Kategorie 7 bzw. 7A spezifizierten Tera-(Siemon) und GG45-(Nexans)Stecksyteme werden sicherlich auch bei der Kategorie-8-Diskussion eine Rolle spielen, wenn der RJ45 nicht die erforderliche Leistung erreicht. Auf jeden Fall soll eine Datenübertragung von 40 GBit/s über mindestens 40 Meter möglich sein, wünschenswert sind 50 Meter. Einige Fachleute haben für die zugehörigen Channel-Spezifikationen auch schon konkrete Werte bei 2.000 MHz vorgeschlagen, allerdings werden sie die meisten Parameter erst in den nächsten Wochen und Monaten erarbeiten. In der gesamten Diskussion um die Kategorie 8 und 2.000 MHz gibt es noch viele Fragezeichen. Eines ist jedoch heute schon sicher: Der Bedarf an hohen Bandbreiten ist vorhanden und innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre werden die Anwender die passende Technik auch installieren. Zudem ist es bereits heute möglich, Verkabelungssysteme im Feld bis zu 1,6 GHz nach Zertifizierungsmaßstäben zu messen und zu dokumentieren. Eine Erweiterung der Bandbreite ist nach Herstellerangaben auch bei den Messgeräten möglich, genannt sei an dieser Stelle etwa der Wirexpert von Psiber Data. Andere Hersteller werden neue Geräte auf den Markt bringen. Kategorie-8-Adapter sind selbstverständlich bei allen Herstellern erst mit der Verabschiedung eines entsprechenden Standards verfügbar.