IT-Infrastruktur

Modernes Rechenzentrumsmonitoring

5. August 2019, 9:19 Uhr | Autor: Reinhard Purzer / Redaktion: Natalie Lauer
© funkschau

IT-Infrastrukturen werden nicht nur angesichts zunehmender Virtualisierung und hybrider Umgebungen immer komplexer. Ebenso erhöhen steigende Energiekosten und Cybercrime die Anforderungen an Rechenzentren. Von Bedeutung ist dies besonders im Hinblick auf das Monitoring.

Rechenzentren stehen vor der zentralen Herausforderung, Kapazität und Effizienz der Ressourcen sowie Abläufe weiter zu optimieren, um Wachstumsinitiativen zu unterstützen. Zudem besteht erhöhter Bedarf an Verfügbarkeit und flexiblem Agieren vor allem durch wachsende Datenmengen. Für  Administratoren ist es enorm wichtig, zu jedem Zeitpunkt über Rechenleistung, Arbeitsspeicher, Speicherkapazität und Serverbandbreite bestimmen zu können und diese nach Bedarf zu skalieren. Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf das Monitoring: Wie muss modernes Monitoring in Rechenzentren aussehen? Bei der Antwort darauf gilt es mehrere Faktoren zu beachten.

Fehlende Transparenz im Hinblick auf Infrastruktur: Häufig fehlt IT-Verantwortlichen angesichts einer Vielzahl an heterogenen Lösungen der vollständige Überblick über Netzwerke und Ressourcen, die sich im Einsatz befinden. Folglich wird es immer schwieriger, die IT-Infrastruktur zu überwachen. On-Premise, Public und Private Cloud oder hybride Lösungen – die Ansätze sind unterschiedlich. Insgesamt geht der Trend zu cloudbasierten Services, die jedoch eine effektive Systemüberwachung erschweren.  Gerade im Zuge von Migrationsprojekten ergeben sich dadurch neue Herausforderungen. Auch die hochredundanten Infrastrukturen, die Rechenzentren heutzutage bereitstellen müssen führen zu einer erhöhten Komplexität für das Monitoring.

Edge Computing: Mit verschiedenen Entwicklungen wie dem Internet der Dinge (IoT), dem Rollout von 5G-Netzwerken und daraus resultierenden neuen Applikationen wird eine intelligente Datenverarbeitung am Netzwerkrand wichtig. Dieser ist für viele Unternehmen zum kritischsten Teil ihres digitalen Ökosystems geworden. Wie enorm Edge Computing an Bedeutung gewonnen hat, belegt die Studie „Data Center 2025: Closer to the Edge“: Bis 2025 erwarten Branchenexperten eine Verdreifachung an Edge-Einrichtungen. Intelligente Infrastruktursysteme mit Machine-Learning-Fähigkeiten und cloudbasierten Analytics-Lösungen verändern die Art und Weise, wie Edge Computing funktioniert. Das Ergebnis ist ein intelligenter und robuster Netzwerkrand mit hoher Transparenz und Selbstheilungsfunktion, der nur noch ein begrenztes aktives Management erfordert. Ein Echtzeit-Monitoring ist dabei allein aufgrund der Komplexität unabdingbar.

Verfügbarkeit, Zugriffsfähigkeit und Agilität: Downtimes bedeuten für Unternehmen in der Regel das Schlimmste aller denkbaren Szenarien – daher gilt es, sowohl geplante als auch ungeplante Ausfallzeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Dies ist jedoch angesichts der rapide wachsenden Zahl an Zugriffen, bedingt durch immer mehr angedockte Geräte, keine ganz einfache Aufgabe. Es gilt flexibel zu agieren, um Ressourcen zu erweitern und optimal zu nutzen. Business-Anforderungen werden künftig weiter steigen – und mit ihnen die Ansprüche an das Rechenzentrum. Um Herr der Lage zu bleiben, müssen Administratoren in jeder Situation den Überblick mit einer geeigneten Monitoring-Lösung behalten.

Bedrohungen durch Cybercrime: Die Raffinesse, mit der Cyberkriminelle vorgehen, nimmt immer weiter zu. Angriffe lassen sich von vornherein wesentlich leichter verhindern, wenn Administratoren zu jeder Zeit wissen, was im Netzwerk passiert. Ebenso können die Folgen von Attacken durch umfassende Transparenz wesentlich schneller gemindert werden, falls doch etwas passiert.

Steigende Energiekosten und Klimaschutz: Neue Technologien und Methoden lassen auch die Prozessorauslastung kontinuierlich steigen und haben damit einen wachsenden Energieverbrauch bei der Kühlung zur Folge. Gleichzeitig kennt der Energiepreis nur die Aufwärtsrichtung, sodass sich Betreiber von Rechenzentren dem Risiko einer Kostenexplosion gegenübersehen. Die derzeit viel besprochene Bedeutung des Klimaschutzes macht das Thema noch brisanter. Allzu häufig sind Rechenzentrumsbetreibern die Energiefresser jedoch nur vage bekannt. Durch Monitoring-Systme können Einsparpotenziale entdeckt werden.

Integriertes und kosteneffizientes Echtzeit-Monitoring
Damit Rechenzentren auch in Zukunft angesichts der aktuellen Entwicklungen erfolgreich arbeiten können, müssen sie in der Lage sein, alle verfügbaren Ressourcen mit einer integrierten und kosteneffizienten Echtzeitlösung zu überwachen und zu verwalten. Im Idealfall bieten Plattformen einen detaillierten Realtime-Einblick in das gesamte Rechenzentrum – einschließlich des Zusammenspiels von IT- und Gebäudekomponenten. Dazu gehören Sicherheitsaspekte ebenso wie Energiethemen. Auch in die Cloud ausgelagerte Vorgänge sind einzubeziehen, sodass externe Dienstleister beim Monitoring unterstützen. Unnötige Ausfallzeiten lassen sich in vielen Fällen verhindern und die Energieeffizienz ist erheblich besser zu managen.

Grundlage für effizientes Monitoring ist eine umfangreiche Datenerfassung über alle Prozesse hinweg. Dazu gehören etwa Daten von Servern, Routern, Speichersystemen, Stromverteilungseinheiten und Überwachungseinheiten für Umgebungsbedingungen. Mit diesen Daten können in der Umgebung erfasste Änderungen und Belastungen intelligent aggregiert und analysiert werden, sodass IT-Verantwortliche in der Lage sind, mit den richtigen Maßnahmen darauf zu reagieren. Daten sollten auch aussagekräftige Erkenntnisse über die IT- und Gebäudeinfrastruktur liefern. Daraus resultieren mehrere Vorteile: Die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation wird einfacher gestaltet, Änderungen lassen sich besser planen und steuern und Ausfallzeiten proaktiv verhindern. Versteckte Kapazitäten können aufgespürt und die tatsächlichen Kosten des Rechenzentrums berechnet werden.

Die Messung des Stromverbrauchs an jedem Rack und Server legt die Grundlage für eine Senkung des Energieverbrauchs. Dabei sind auch USV-Anlagen, die flexibel Energie speichern und sie wieder zurück ins Stromnetz speisen können, ins Monitoring einzubeziehen. Die sensorgestützte Datenerhebung etwa an Bauteilen und Geräten zur Optimierung von Luftströmen oder Abdichtungen von Kaltluftzonen verhilft zu einer lückenlosen Transparenz.

Diese Grundlagen sollten nach Möglichkeit ergänzt werden durch einen weitreichenden Funktionsumfang der eingesetzten Lösungen für Infrastruktur-Management. Zu den sinnvollen Features können beispielsweise die Kombination von KVM-Switches, seriellen Konsolen und Serviceprozessoren mit Fähigkeiten zur umgebungsbasierten und physischen Überwachung gehören.

Grafische Darstellung der Daten und automatische Geräteverwaltung
Monitoring und Protokollierung der Vorgänge im gesamten Rechenzentrum werden durch eine grafische Darstellung von Daten für sämtliche Ressourcen erheblich erleichtert. Das damit verbundene Ziel besteht darin, die aktuellen Daten oder die wahrscheinlichen Auswirkungen von Änderungen auf den Betrieb, den Stromverbrauch und den Kühlbedarf vollständig nachvollziehen zu können. Ein weiterer Baustein eines effizienten Monitorings liegt in einer automatischen Geräteverwaltung, mit der Ereignisse erkannt werden können. Dies schafft sofortige Transparenz und ermöglicht Abhilfemaßnahmen, sodass das Rechenzentrum effektiver gesteuert und Ausfälle proaktiv verhindert werden können. Um ein modernes, effizientes Monitoring zu gewährleisten, müssen Fachkräfte aus verschiedenen Unternehmensbereichen zusammenarbeiten und ihre Kompetenzen bündeln. Der zunehmenden Komplexität eines Rechenzentrums kann nur mit Agilität begegnet werden. Ein gutes Zusammenspiel von verschiedenen Fachkompetenzen und modernen Tools sichert nicht nur das zuverlässige Monitoring, sondern kann nachweisbaren Mehrwert schaffen. Einen Mehrwert, den zweifelsohne jedes Unternehmen für sich nutzen sollte.
 

Reinhard Purzer ist Vice President & Managing Director DACH, Vertiv

 

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