LANline: Wie bewerten Sie derzeit den Verkabelungsmarkt insgesamt, zum Beispiel auch unter dem Aspekt LWL vs. Kupferkabel? Spielt sich dort ein Wechsel ab?
Tesfamariam: Der Markt verändert sich nur langsam. Das liegt unter anderem daran, dass sich neue Stecker erst etablieren müssen. Standard ist nach wie vor der RJ45-Stecker, nicht zuletzt, weil sämtliche Switches und Endgeräte – wie Kameras oder Computer – RJ45-Ports oder -Schnittstellen haben. Die beste Kombination ist nach wie vor: bewährt und kompakt. Die Industrie arbeitet zwar daran, neue Standards zu definieren, spruchreif ist das allerdings noch nicht.
LANline: Und beim Kabel …
Tesfamariam: … sieht es ganz ähnlich aus. Im Hausumfeld, sprich im Heimbereich oder in Büros, gibt es kaum Veränderungen. Kupfer herrscht hier klar vor, Glasfaser ist nur außerhalb des Gebäudes bei weiten Strecken ein großes Thema. Solange Power over Ethernet (PoE), also die Versorgung von Daten und Energie in einem einzelnen Kabel nicht über Glasfaser möglich ist, wird das sicherlich auch so bleiben. Darüber hinaus ist eine Glasfaserverkabelung in Verbindung mit der zugehörigen aktiven Technik zumeist teurer als die Kupfer-Alternative. Je nach Größe und Anforderung des Projekts können hier sehr große Unterschiede bei den Kosten entstehen.
LANline: Die Kunst ist also, gezielt auf mögliche Entwicklungen zu reagieren.
Tesfamariam: Das ist richtig. Wir beobachten in jedem Fall den Markt und aufkommende Trends natürlich genau. So konnten wir eine steigende Nachfrage im Bereich FTTH, also Fiber to the Home, feststellen und rechnen hier mit einem starken Wachstum in den nächsten Jahren. Offen ist dagegen noch, ob sich die für die Industrie in den Startlöchern stehenden Stecker für SPE-Anwendungen in absehbarer Zeit auch im Heim- und Bürobereich durchsetzen werden.
LANline: Lassen sich die Einsatzszenarien denn übergreifend einordnen?
Tesfamariam: Besonders Breitbandanbieter setzen außerhalb von Gebäuden auf Glasfaser-Verkabelung. Der LC-Steckverbinder ist dabei die beste Wahl auf dem Markt, da er eine gute Packungsdichte, einen günstigen Preis und eine einfache Handhabung miteinander vereint. Bei den Steckverbindern ersetzen tendenziell die moderneren und kompakteren Stecker die älteren Varianten. Innerhalb von Gebäuden, beispielsweise in Bürogebäuden, greifen Installateure aber weiterhin bevorzugt auf Kupfer zurück. Hauptgrund ist auch hier, dass PoE nicht für Glasfaser verfügbar ist. Das heißt, die letzten Meter vom Switch zum Computer sind eigentlich immer mit Kupfer verkabelt.
LANline: Haben sich Ihre RZ-Projekte in den vergangenen Jahren verändert?
Tesfamariam: Buzzwords wie Paralleloptik sind zwar in aller Munde, in puncto Umsetzung ist da aber noch nicht viel passiert. Sprich, die aktive Technik fehlt häufig noch. Kategorie 8 mit einer besonders schnellen Übertragung hat inzwischen Fuß im Markt gefasst und ist insbesondere in den Rechenzentren angekommen. Aufgrund unseres umfassenden Portfolios bekommen wir immer wieder Anfragen in diesem Bereich. Diese machen aber vorerst nur einen geringeren Teil unseres Geschäfts aus. Den Hauptumsatz generieren weiterhin der Kategorie-7- und der Kategorie-6A-Bereich.
LANline: Ein entscheidender Punkt in jeder Infrastrukturdiskussion ist derzeit die Energieeffizienz. Welche Erfahrungen machen Sie dazu in Ihren Projekten?
Tesfamariam: Dass die Energieeffizienz in Bau- und RZ-Projekten nicht zuletzt unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten immer wichtiger wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Unsere Kunden wählen die Produkte dementsprechend anders aus als noch vor ein paar Jahren. Auch wir möchten unseren Beitrag leisten. Deshalb haben wir, wo möglich, eigene Maßnahmen und Prozesse für mehr Nachhaltigkeit eingeleitet.
LANline: Gibt es interne Maßnahmen?
Tesfamariam: Wir reduzieren zum Beispiel schrittweise unseren Fuhrpark mit Verbrennungsmotoren. Außerdem beschäftigen wir uns – nicht zuletzt aufgrund einer gestiegenen Nachfrage – immer mehr mit dem Thema nachhaltige Verpackung. Dabei geht es vor allem um die Vermeidung von Plastik. Wir überarbeiten aktuell – auch gemeinsam mit unseren Lieferanten – unsere Verpackungskonzepte, um zeitnah vermeidbare Abfälle zu reduzieren.
LANline: Und wie sieht in dieser Frage die Zukunft von EFB-Elektronik aus?
Tesfamariam: Mittel- bis langfristig wollen wir vor allem auch unsere eigene Energie aus mehreren Quellen beziehen. Der Krieg in der Ukraine war der entscheidende Auslöser, uns möglichst schnell von Gasenergie unabhängig zu machen. Zum Beispiel planen wir derzeit nachhaltige Investitionen zur Nutzung von regenerativen Energien. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 klimaneutral in Scope 1 und Scope 2 zu sein. Denn auch in puncto Nachhaltigkeit wollen wir unseren Kunden als verlässlicher Partner zur Seite stehen.
LANline: Herr Tesfamariam, vielen Dank für das interessante Gespräch.