Best of Breed oder Best of Suite

„Der Sprung zu einem BoB-Ansatz ist oft ein natürlicher Schritt“

5. September 2023, 14:08 Uhr | Interview: Lukas Steiglechner
© Oracle

Welche Unterschiede zwischen Best-of-Breed-Ansätzen und Suite-Lösungen bestehen und wie Unternehmen die passende Lösung für sich finden, erläutert Volker Rosendahl, VP Cloud Apps Sales Deutschland von Oracle, im Interview mit connect professional.

connect professional: Herr Rosendahl, was sind für Sie die gravierendsten Merkmale von Best-of-Breed-Anwendungen?

Worin liegen die grundlegenden Unterschiede zwischen Best-of-Breed-Anwendungen für die Unternehmensbereiche und Suite-Lösungen, die die Teildisziplinen miteinander verbinden und worin liegen die Vorteile der verschiedenen Ansätze?

Volker Rosendahl: Best-of-Breed-Anwendungen sind spezialisierte Anwendungen, die für bestimmte Unternehmensbereiche entwickelt wurden, wie zum Beispiel Finanzen, Personalwesen oder Vertrieb. Somit sind sie auf die spezifischen Anforderungen dieser Bereiche zugeschnitten und bieten in der Regel umfangreiche Funktionen und Features. Die Integration in Business Prozesse oder Unternehmenssysteme kann jedoch komplex sein, da sie nicht immer nahtlos in andere Systeme Daten liefern können. Zu den Hauptvorteilen von Best of Breed zählt die Flexibilität in der Auswahl von Software sowie bei der Notwendigkeit von Anpassungen einzelner Businessprozesse, es gibt wenig Änderungen bei eben diesen Prozessen, dafür ist der Anforderungserfüllungsgrad sehr hoch.

connect professional: Und bei Suite-Lösungen?

Rosendahl: Suite-Lösungen hingegen bieten eine integrierte Plattform, die verschiedene Unternehmensbereiche miteinander verbindet. Eine Suite-Lösung kann Module für verschiedene Funktionen wie Finanzen, Personalwesen, Einkauf, Vertrieb und Marketing enthalten, die nahtlos zusammenarbeiten und auf eine gemeinsame Datenbasis zugreifen. Diese einheitliche Datenbasis bietet eine zentrale Anlaufstelle für alle Unternehmensdaten und ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen. Weitere Vorteile sind eine hohe Standardisierung durch wenig Anpassung und geringere Instandhaltungskosten. Die Datenhoheit liegt bei den Suite-Lösungen komplett in der Hand des Unternehmens und es kann ein hoher Best-Practice-Ansatz geführt werden.

Darüber hinaus gibt es natürlich Mischformen beider Varianten. Nicht alle Suite-Lösungen sind, bei genauerer Betrachtung aller relevanten Charakteristika, wirklich ganzheitliche Suiten sondern erwecken durch zum Beispiel ein einheitliches User-Interface nur den Anschein einer Suite. Solche Lösungen sind tatsächlich deutlich näher an einem Best-of-Breed-Ansatz und büßen somit empfindlich Vorteile des Suite-Ansatzes ein.

connect professional: Wie können Unternehmen zwischen den beiden Ansätzen die richtige Wahl treffen?

Rosendahl: Letztlich hängt die Entscheidung zwischen Best-of-Breed-Anwendungen und Suite-Lösungen von den spezifischen Bedürfnissen und Prioritäten des Unternehmens ab. Unternehmen, die spezielle Funktionen benötigen oder besondere Anforderungen haben, können von Best-of-Breed-Anwendungen profitieren. Für Unternehmen, die nach einer umfassenden Lösung suchen, die gleichzeitig mehrere Funktionen abdeckt, sind Suite-Lösungen besser geeignet.

Gerade in der jüngsten Vergangenheit stellen wir jedoch vermehrt fest, dass viele Anfragen, die uns erreichen, Kernanforderungen wie Systemkonsolidierung, bereichsübergreifende Integrationen sowie Prozessintegration in den Mittelpunkt des Vorhabens stellen. Genau an diesen Stellen kann der Suite-Ansatz seine Stärken ausspielen.

connect professional: Wie sieht der Status Quo in den Unternehmen aus? Wie verbreitet sind die Suite- und Best-of-Breed-Lösungen?

Rosendahl: Deutschland hat seine starke Wirtschaftsachse im Mittelstand. Unsere Erfahrung zeigt, dass wir hier dort häufig Legacy-Systeme vorfinden. Der Sprung zu einem Best-of-Breed-Ansatz ist oft ein natürlicher Schritt. In unseren Kundengesprächen versuchen wir vollumfänglich die Geschäftsprozesse und Zukunftsausrichtung zu verstehen, und so die optimale Lösung zu finden.

Tendenziell sehen wir seit einigen Jahren eine stärkere Nachfrage der Kunden nach ganzheitlichen Suite-Lösungen. IT-Systemkonsolidierung, Prozessharmonisierung und Automatisierung werden auch bei eher mittelständisch angesiedelten Unternehmen immer wichtiger und der Fokus verschiebt sich von Bereichslösungen zu ganzheitlichen Branchenlösungen.

connect professional: Welche Rolle spielen hierbei Multi-Cloud-Strategien?

Rosendahl: Multi-Cloud-Strategien spielen eine wichtige Rolle für Unternehmen, die ihre IT-Infrastruktur flexibler und agiler gestalten möchten. Durch die Verwendung von mehreren Cloud-Plattformen können Unternehmen ihre Workloads und Daten auf verschiedene Cloud-Provider verteilen, um Risiken wie Ausfallzeiten, Datenverluste oder andere Sicherheitsprobleme zu minimieren.

Insgesamt können Multi-Cloud-Strategien Unternehmen helfen, ihre Geschäftsziele effektiver zu erreichen, indem sie eine höhere Flexibilität, Agilität und Skalierbarkeit ihrer IT-Infrastruktur ermöglichen.

connect professional: Was sind die dringendsten Herausforderungen beim Nutzen einer Best-of-Breed-Strategie?

Rosendahl: Bei der Einführung einer neuen Software geht es darum, den Unternehmenswert durch einen erhöhten Automatisierungsgrad und eine verbesserte Integration der Prozesse zu steigern. Echte SaaS-Lösungen binden IoT und KI in ihre Software ein und entwickeln sich kontinuierlich weiter. Aus einem technischen Blickwinkel betrachtet, müssen die Produkte so implementiert werden, dass diese zukünftigen Innovationen fortgeschrieben und genutzt werden können.

Grundsätzlich ermöglichen Saas Lösung eine vergleichsweise schnelle Implementierung. Allerdings darf der Effekt, den die Einführung einer Software auf die Organisation hat, nicht unterschätzt werden. Ein gezieltes Change Management stellt sicher, dass die neue Technologie auch beim Menschen ankommt.

connect professional: Wie lassen sich hier Silos vermeiden?

Rosendahl: Silos entstehen häufig schon in der Softwareauswahlphase und sind das Ergebnis einer Denkstruktur. Sie werden definiert durch den Auftrags-Owner und seinen Auftrag. So führt die Arbeitsteilung im Unternehmen dazu, dass mit dem Ziel konkrete Probleme zu lösen Best-of-Breed-Lösungen unabhängig voneinander beschafft werden und eine Softwarelandschaft entsteht, in der die gewünschten Skaleneffekte ausbleiben. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert bereits in der Auswahlphase weitere Geschäftsfunktionen, -prozesse oder auch die gesamte Organisation in die Betrachtung einzubeziehen.

connect professional: Ein Best-of-Breed-Ansatz ist in der Regel aufwändiger. Kann sich eine solche Vorgehensweise in Anbetracht des Fachkräftemangels künftig durchsetzen?

Rosendahl: Gerade in Deutschland und seinem starken Mittelstand ist ein Best-of-Breed-Ansatz oftmals ein logischer Zwischenschritt, um schnell und effizient Geschäftsbereiche mit ihren Prozessen zu unterstützen. Wir sprechen hier explizit von einem Zwischenschritt, da mit Applikationen von Oracle ein Best-of-Breed Ansatz möglich ist und durch die Technologie ein Suite-Ansatz einen natürlichen nächsten Schritt beinhaltet. Gerade in Bezug auf fehlende Fachkräfte ist es wichtig, seine Geschäftsprozess in eigener Hand zu behalten. Der Fokus auf Best-of-Suite sorgt übergreifend dafür, dass der Mangel nicht in Silos betrachtet wird, sondern Synergien im ganzen Unternehmen bestärkt.

Derzeit noch vorherrschende Legacy-Systeme sind häufig um ein Vielfaches wartungs- und betriebsintensiver als moderne Cloud-Lösungen. Selbst wenn Kunden zu Beginn in ein Best-of-Breed-Szenario mit Oracle einsteigen, wird ein solches Szenario sich bereits positiv auf den Fachkräftemangel auswirken. Durch die eingesetzte Oracle-Technologie kann ein Best-of-Breed Ansatz in der Zukunft in ein Suite-Szenario ausgebaut werden, was weitere positive Auswirkungen auf die Betriebsintensität mit sich bringt.

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