Oft muss der RZ-Bau schnell ablaufen: Im Rahmen der Herauslösung aus einem Klinikverbund stand das Klinikum Peine vor der Aufgabe, bis Mitte 2023 eine neue, eigenständig und reibungslos funktionierende IT-Infrastruktur zu schaffen.
Das kommunale Klinikum mit knapp 275 Betten und 14.000 Patienten entschied sich dazu im Rahmen einer Ausschreibung für eine Container-Lösung von Cancom. Hintergrund: Wie jede medizinische Einrichtung steht das Klinikum Peine vor der Aufgabe, eine enorm wachsende Menge an Gesundheitsdaten sicher zu speichern, zu verwalten und kontrolliert bereitzustellen. Gleichzeitig existieren in Deutschland hohe Anforderungen an die Datensicherheit. Doch die wohl größten Herausforderungen bei dem Projekt bestanden in dem knappen Zeitplan und darin, Raum für den Aufbau eines redundanten Rechenzentrums zu finden.
Im Klinikum selbst waren keine passenden Räumlichkeiten vorhanden und eine entsprechende Anpassung hätte zu viel Zeit beansprucht und hohe Kosten verursacht. Deshalb bot Canscom eine Lösung an, die das Problem kosteneffizient löste: die Lieferung eines vollwertigen Rechenzentrums in zwei Containern.
Mit Blick auf das Krankenhaus-Zukunftsgesetz (KHZG), das die digitale Infrastruktur in deutschen Krankenhäusern verbessern soll, legte das Klinikum nach eigenen Angaben zudem großen Wert auf die eigene Digitalisierung und IT-Sicherheit. „Mit der Container-Lösung gewährleisten wir einen sicheren sowie hochverfügbaren Betrieb und bieten dem Klinikum eine platzsparende und nachhaltige Möglichkeit, ein modernes Rechenzentrum selbst zu betreiben“, erklärte Bernward Anders, VP Sales für den Cancom-Standort Hannover. Die Leistung des Datacenters lasse sich dabei jederzeit flexibel an den aktuellen Bedarf anpassen.
Der Anbieter begleitete das Klinikum Peine von der Planungsphase über die Umsetzung bis hin zur Gewährleistung eines reibungslosen Betriebs der Infrastruktur. Nach abgeschlossener Konzeption der Migration und vollständiger Herauslösung der Daten aus dem Klinikverbund lieferte Cancom zwei Hochsicherheits-Rechenzentrums-Container, in denen jeweils redundant IT-Infrastrukturen aufgebaut wurden. Darüber läuft die gesamte elektronische Datenverarbeitung des Klinikums wie Patientenakten, Medizintechnik oder kaufmännische Bereiche. Bei Ausfall einer Einheit würde automatisch die andere übernehmen, ohne dass das Personal, das im Klinikum rund 400 Computerarbeitsplätze verwendet, etwas davon merke. Für ein Klinikum mit Rund-um-die-Uhr-Betrieb sei dies essenziell.
Trotz globaler Lieferengpässe konnte der Aufbau einer neuen IT-Infrastruktur in nur wenigen Monaten erfolgreich finalisiert werden. Der Betrieb des Krankenhauses war weiterhin ohne Einschränkungen möglich, sodass die Versorgung der Patienten jederzeit gesichert war. „Das ist der entscheidende Schritt für die Modernisierung, für die Digitalisierung unseres Hauses. Besser konnte es gar nicht laufen“, fasste Dr. Dirk Tenzer, Geschäftsführer Klinikum Peine, zusammen. Mit der Optimierung der Prozesse will das Klinikum langfristig die angespannte Personalsituation in der Gesundheitsbranche bewältigen und die Patientenzufriedenheit gewährleisten.
Die beiden acht Tonnen schweren Übersee-Container sind mit 19-Zoll-Racks, Klimatisierung sowie Brandfrüherkennung und -löschung ausgestattet. Eine separat aufgestellte Netzersatzanlage (NEA) sichert die Energieversorgung der RZ-Container. Sollte es zu einem Stromausfall im Versorgungsnetz kommen, gewährleistet ein neues Diesel-Notstromaggregat den Systembetrieb des Klinikums.
Um die Verfügbarkeit der Daten sicherzustellen, implementierte Cancom einen synchron gespiegelten NetApp All-Flash Metrocluster. Mehrmals täglich führt dieser die Replikation der Daten in einen dritten Server-Raum auf ein weiteres NetApp Backup- und Disaster-Recovery-System durch. Für eine optimale Virtualisierung, die den Daten- und Performance Anforderungen des Klinikums entspricht, teilte der Anbieter acht Dell-Power-Edge-R650xs-Server als ESXi Host und vier weitere als physische Windows-Server auf die Container auf. Ein PowerEdge R750 wird für Backups verwendet.
Zusätzlich setzte Cancom eine Core-Switch-Infrastruktur mit HPE-Aruba-Technik zwischen den Containern und dem bereits vorhandenen Rechenzentrum auf. Dies soll dem Klinikum Peine ein leistungsfähiges und modernes Rechenzentrumsnetzwerk garantieren.
Für den Schutz der Unternehmensdaten sorgen eine Veeam-Backup-Software und der Ransomware-Schutz CryptoSpike von ProLion sowie die integrierten Snapshot- und Cloning-Lösungen von NetApp. Zusätzlich führte Cancom ein Upgrade der bisher genutzten Firewall von Fortinet auf ein Modell der nächsten Generation, die FortiGate 200F, durch. Die neue Firewall biete dem Klinikum durch den Sicherheitsprozessor mit hoher Leistung, Sicherheitseffizienz und umfassender Transparenz einen zuverlässigen Schutz gegen jegliche Cyberangriffe, heißt es weiter. Durch E-Mails übertragene Bedrohungen wie Spam, Phishing und Malware soll zusätzlich das Paket FortiMail blockieren.
Cancom lieferte nach eigenen Angaben zudem die Basis für die Optimierung der Digitalisierungsprozesse des Klinikums, indem neue Citrix Applikations- und Desktop-Virtualisierungs-Lizenzen zur Verfügung gestellt wurden. Mitarbeitende sollen so einfach virtuell auf alle Unternehmensapplikationen, -daten und -dienste zugreifen können. Dadurch entstand die Möglichkeit, zukünftig moderne Remote-Arbeit zu etablieren.