Um ein professionelles Dokumentations-Tool effizient nutzen zu können, sollte man den Änderungsprozess neu denken. Statt erst zu dokumentieren, wenn die Arbeiten bereits ausgeführt sind, sollte bereits die Planung der Änderung im Tool erfolgen. Dabei kann man nicht nur Fehler vermeiden, sondern auch Auswirkungen direkt analysieren. Zum Beispiel lässt sich beim Zusammenlegen von Servern in einen Schrank die Verbrauchslast vorab bestimmen und die vorhandene Stromversorgung überprüfen. Bei der Ausführung der im Dokumentations-Tool erstellten Planungen muss man bei Fertigstellung nur noch die vorherige Planung als Ist-Zustand in die Netzwerkdokumentation übernehmen. Die Dokumentation ist dann ohne Mehraufwand auf dem aktuellen Stand.
Die Abbildungen eines solchen Change-Management-Prozesses und der What-if-Szenarien sind in dieser Form mit Excel nicht umsetzbar. Selbst wenn man mit Kopien einer aktuellen Excel-Dokumentation arbeitet, ist ein Rückspielen der Planung praktisch unmöglich, da in der Zwischenzeit immer sich überschneidende Änderungen vorgenommen wurden. Sind freie Einbauplätze oder freie Ports für Verbindungen in einer Planung berücksichtigt, ist es wahrscheinlich, dass zwischen Planung und Umsetzung jemand an dieser Stelle etwas verändert. Die Planung ist somit nicht mehr umsetzbar. Ein spezialisiertes Dokumentations- und Planungs-Tool gibt jedoch die Rückmeldung, dass ein Einbauplatz oder Verbindungsport bereits verplant und somit reserviert ist.
Schon hinsichtlich der reinen Dokumentation bietet eine spezielle Software viele Vorteile gegenüber Excel. Sie gewährleistet die Sicherheit im Change-Management-Prozess, minimiert Fehler in der Ausführung und bietet eine größere Übersicht und Aktualität. Außerdem ermöglicht sie es, bei Planungen die vorhandenen Kapazitäten bestmöglich auszunutzen, und verkürzt im Störungsfall die Ausfallzeiten. Zudem gibt es auch in Hinsicht auf den Kunden-Service einen Mehrwert. Mietet ein Unternehmen Einbauplätze, Schränke oder ganze Schrankreihen, können Betreiber für diese einen digitalen Zwilling mit Mandantenrechten erstellen. Betreiber behalten die Übersicht über das gesamte RZ, Unternehmenskunden haben Einblick in ihre eigenen Bereiche. Ein weiterer Vorteil liegt in AIM-Lösungen (Automated-Infrastructure-Management), die automatisch erkennen, wenn Steckerverbindungen erstellt oder gelöst werden – und bei Letzterem einen Alarm auslösen. Durch die direkte Verbindung von Dokumentation mit elektronischer Überwachung lässt sich sowohl die Ausführungssicherheit maximieren als auch sicherstellen, dass die Dokumentation jederzeit aktuell und korrekt ist.
Die Implementierung solcher Softwarelösungen ist kein Hexenwerk. Vorhandene Excel-Tabellen oder andere Datenquellen lassen sich übernehmen. Dabei kann es zur Aufdeckung von Inkonsistenzen oder Dokumentationslücken kommen, die man zunächst beheben muss. Wenn die Ausgangsdaten bereinigt sind, geht der Import sehr schnell. Ein fehlerfreier Import bedeutet aber noch nicht, dass die Dokumentation auch korrekt ist. Letztlich bleibt nichts anderes übrig, als zu prüfen, ob Dokumentation und Wirklichkeit übereinstimmen. Besonders einfach funktioniert dies anhand eines digitalen Zwillings. Anwender können die Dokumentation direkt mit dem vergleichen, was sie vor Ort sehen und die Dokumentation dann ergänzen oder aktualisieren. Wie lange die Implementierung letztlich dauert, ist vom Anwenderunternehmen selbst abhängig – zeitkritisch ist einzig der Bestandsabgleich. Erfahrungswerte zeigen, dass sich viele dieser Projekte in zwei Monaten umsetzen lassen.
Eine mit einem speziellen Tool umfassend erstellte Netzwerkdokumentation hilft nicht nur im Störungsfall, sondern vereinfacht auch Planungen und deren Ausführung. Im Gegensatz zu Excel überprüft eine Dokumentationssoftware die Sinnhaftigkeit von Planungen und deren Auswirkungen und leitet bei der technischen Ausführung an. Die Implementierung eines solchen Tools kann zwar einen gewissen Zusatzaufwand bedeuten. Langfristig aber lässt sich der Dokumentationsaufwand verringern und sowohl die Reaktionsfähigkeit als auch die Betriebssicherheit erhöhen.
Michael Brüning ist Geschäftsführer von AT+C EDV.