Jörg Schimke, plan B digitation

Modernes Lernen und Lehren

23. August 2023, 11:00 Uhr | Interview: Dr. Jörg Schröper
„Beim Digital-Pakt Schule arbeiten die Gemeinden mit ihren IT-Administratoren, die Vergabestelle sowie die Schuldirektoren mit dem Planer eng zusammen“, so Jörg Schimke, Geschäftsführer bei plan B digitation.
© plan B digitation

Die Digitalisierung in den Schulen müsste noch viel weiter oben auf der gesellschaftlichen  To-do-Liste stehen – daran besteht kaum Zweifel. Im Gespräch mit connect professional erklärte Jörg Schimke, Geschäftsführer bei plan b digitation, wie solche Projekte konkret aussehen.

connect professional: Herr Schimke, wie sehen die Projekte im Umfeld von „Digital-Pakt Schulen“ aus, an denen Sie beteiligt waren?
Schimke: Die Grundlage ist, dass der Digital-Pakt Schule 2019 – 2024 auf einer Strategie der Kultusministerkonferenz namens „Bildung in der digitalen Welt“ fußt. Mit dem Programm will man die digitale Infrastruktur der technischen Ausstattung der Schulen und deren Administration verbessern. Der Bund stellt dazu über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 6,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Gleichzeitig bringen die kommunalen und privaten Schulträger und Länder zusätzlich einen finanziellen Eigenanteil ein. Zusammengenommen stehen dann insgesamt mindestens sieben Milliarden Euro bereit.

connect professional: Welche Investitionen sind dabei für Schulen förderfähig?
Jörg Schimke: Es geht um den Aufbau oder die Verbesserung der digitalen Vernetzung in Schulgebäuden und auf Schulgeländen sowie Server-Lösungen, die dazu dienen, unzureichende Bandbreite, Datendurchsatz oder Latenz des Internetanschlusses des Schulstandorts auszugleichen. Dies gilt, sofern für mindestens zwölf Monate nach Abschluss der sonstigen Investitionen an dem jeweiligen Schulstandort ein Glasfaser-Anschluss von keinem Anbieter garantiert werden kann. Es gilt auch für Investitionen, die erforderlich sind, um rechtlichen Anforderungen zu genügen oder um spezifische schulische Anwendungen zu ermöglichen.

connect professional: Welche Anwendungen sind das?
Schimke: Beispiele sind ein schulisches WLAN, Anzeige- und Interaktionsgeräte wie interaktive Tafeln, Displays nebst zugehöriger Steuerungsgeräte zum Betrieb in der Schule. Eine Ausnahme bilden Geräte für vorrangig verwaltungsbezogene Funktionen. Außerdem geht es um digitale Arbeitsgeräte, insbesondere für die technisch-naturwissenschaftliche Bildung oder die berufsbezogene Ausbildung, schulgebundene mobile Endgeräte, aber keine Smartphones, alles nach bestimmten Richtlinien.

connect professional: Wie gelangen die Schulen an die Förderung?
Schimke: Für die Förderanträge sind die berechneten Baukosten nach der Entwurfsplanung einzureichen und dann maßgeblich. Änderungen sind möglich, müssen aber begründet sein. Wir, also plan b digitation, sind hauptsächlich bei der Planung der digitalen Netzwerktechnik und WLAN-Planung aktiv und unterstützen Städte und Gemeinden bei der Beratung und eben bei der Planung. Dazu diskutiert man Techniken, Vorteile und 
effiziente Lösungen und vergleicht die Varianten.

connect professional: Ist die Zusammenarbeit mit Ihrem Gegenüber praxisgerecht?
Schinke: Beim Digital-Pakt Schule arbeiten die Gemeinden mit ihren IT-Administratoren, die Vergabestelle sowie die Schuldirektoren mit dem Planer eng zusammen. Bei der Bauausführung kommt der Errichter dazu. Um die Schulprojekte umzusetzen, entsteht ein strikter Ablaufplan, der mit allen Beteiligten abgestimmt und flexibel anpassbar ist. Also, ja, das ist praxisgerecht.

connect professional: Welche Besonderheiten weisen die Projekte auf?
Schimke: In einigen Schulen kann nur in den Ferien gearbeitet werden. Bei anderen Schulen sind auch Arbeiten während des Schulbetriebs möglich, wenn sich Klassenräume partiell freiräumen lassen. Im Ergebnis sehen die fertigen Schulen dann so aus wie eine moderne IT-Infrastruktur für alle Bereiche. Das reicht vom breitbrandigem Internetzugang über das schnelle WLAN bis hin zu den Verbindungen in die Klassenzimmer und auf dem Schulhof oder in und um die Turnhallen, die auch für Veranstaltungen genutzt werden.

connect professional: Lassen Sie uns über die eingesetzte Datenverkabelung reden. Gibt es da Besonderheiten?
Schimke: Die Verkabelungstechnik ist beim Digital-Pakt Schule nicht vorgeschrieben. Daher sind alle Schulprojekte gesondert und einzeln zu betrachten. Es gibt verschiedene Schulbautypen. Auch wenn sich manche Schulbautypen wiederholen, unterscheidet sich jedes Projekt durch die unterschiedlichen Nutzeranforderungen. Gleichfalls gibt es alte denkmalgeschützte Schulgebäude, die eine besondere Herausforderung bedeuten, da die vorhandene Dokumentation sehr lückenhaft ist. Bei der Planung ist dann die Denkmalbehörde mit einbezogen, damit der Charakter der oft alten Gebäude erhalten bleibt. Konkret kommen in den Schulen als Primärverkabelung oft LWL-Kabel mit Multimode-OM4-Fasern zum Einsatz. In den Mini-Rechenzentren stehen 42HE-Schränke mit den Maßen 1.200 mm x 800 mm. Diese Mini-Rechenzentren sind allesamt klimatisiert, damit eine Überhitzung der neuen teuren Technik ausgeschlossen ist. In den Klassenzimmern nutzt man, sofern es keine freien Räume gibt, schallgeschützte Wandverteiler. Diese garantieren, dass der Schallpegel für Klassenräume nach der maßgeblichen ISO-Norm eingehalten ist.

connect professional: Und bei der Anbindung?
Schimke: Bei der Tertiärverkabelung planen und errichten wir größtenteils ein Klasse-EA-Kupferdatennetz. Das angewendete Verkabelungssystem ist überwiegend ein Kategorie-7-System mit 4x2xAWG23. In den Patch-Paneln und Datendosen kommen Kategorie-6A-Key-stone-Module zum Einsatz. Es gibt jedoch auch Schulen, die Fiber to the Desk nutzen. Dies nutzt man zum Beispiel dann, wenn bauliche Gegebenheiten den Einsatz von längenlimitierten Kupferdatenkabeln nicht zulassen. Die höhere mögliche Bandbreite kommt hier der Nachhaltigkeit und Zukunftsorientiertheit zugute. Die dünnen LWL-Kabel lassen kleinere Biegeradien und dünnere Kabelkanäle zu.

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