Seit der Gründung des LMSC IEEE 802 (LAN&MAN Standards Committee) im Februar 1980 wurde die erste Periode lange Zeit vom Urknall beherrscht, der Explosion der Übertragungsgeschwindigkeit um den Faktor 1.000. Das erste deutsche Ethernet namens LINK (Lokales Informatik-Netz in Karlsruhe) weckte Erwartungen, die 10 MBit/s damals als unendliche Übertragungsgeschwindigkeit gelten ließen. Das Hauptbeschäftigungsfeld waren Campus- und später Büro- und Heimnetze, wo diese Geschwindigkeit lange Zeit ausreichend war. Der PC musste bekanntlich erst noch erfunden werden.
Mit der Erfindung der Bridge (NESH Network Shuttle Conware Karlsruhe) Ende der 80er-Jahre änderte sich die Lage drastisch. Rings um Ethernet entstanden Techniken mit höheren Geschwindigkeiten wie etwa FDDI und ATM, die das für die Bridge notwendige Backbone bildeten. Dabei wurde schließlich auch dem härtesten CSMA/CD-Anhänger klar, dass ein Festhalten an der Bus-(Multidrop-)Technik den Tod von Ethernet bedeutet hätte.
Nach anfänglich schüchternen Versuchen, CSMA/CD aufzugeben (Abtrünnige wie VG-AnyLAN wurden mit dem Ausschluss aus IEEE 802.3 bestraft), demonstrierte die Gigabit-Technik, dass nur Full Duplex die Zukunft von Ethernet sein konnte. So befreit von der CSMA/CD-Bürde konnte Ethernet nun seinen Siegeszug in die Welt antreten.
Die Provider stellten die PDH/SDH-Netze auf Ethernet um, ISDN musste VoIP weichen. Im Rechenzentrum beherrscht Ethernet die Szene. Für die Zugangsnetze stellt Ethernet die EPON zur Verfügung, das mit SuperPON nicht nur ganze Wohnviertel ans Internet bringen kann, sondern auch riesige Netze wie das RAN (Radio Access Network) für 5G realisiert. Mit den nun erreichten 400 GBit/s hat Ethernet seinen vorläufigen Höhepunkt an Übertragungsgeschwindigkeit erreicht, und die Planung für Terabit hat begonnen. Zuletzt hat Ethernet auch noch Einzug in die Industrie- und Automotive-Welt gehalten. Dort entwickelten sich die SPE-Techniken von 100 MBit/s über 1.000 MBit/s nach 10 MBit/s zurück. Parallel dazu entstand eine Bus-Technik (Multi-Drop, PLCA), sodass die Branche nun wieder beim Startpunkt angekommen ist.
Hans Lackner ist Diplom-Informatiker und seit 1990 stimmberechtigtes Mitglied von IEEE 802.3. Er hat an sämtlichen Standards von 10Base-T bis zu den heutigen 400-GBit/s-Techniken mitgewirkt.