Damit Nutzer eigenständig Cloud-Diens-te provisionieren können, sind automatische Bereitstellungsprozesse beispielsweise über ein Service-Portal unabdingbar. Hier müssen allerdings im Vorfeld die einzelnen Schritte entwickelt oder – falls schon vorhanden – in einem Prozessmodell dargestellt werden. Dazu gehört gegebenenfalls auch ein notwendiger Genehmigungsprozesses mit dem Kunden. Als Standard hat sich BPMN 2.0 (Business-Process-Model and Notation) etabliert (siehe Abbildung – Ausschnitt). Anschließend können die Prozesse manuell, teilweise schon automatisiert, in der Automatisierungssoftware abgebildet werden. Die einzelnen Prozessschritte werden in einer weiteren Ebene zusammengefasst und über eine Orchestrierungssoftware gemäß Workflow abgearbeitet.
Doch auch für andere Prozesse im Rechenzentrum bringt die Automatisierung zahlreiche Vorteile, vor allem bei besonders kritischen Vorgängen wie das Wiederhochfahren nach einem Störungsfall oder häufig wiederkehrenden Workflows wie die Prüfung, Kategorisierung und Bearbeitung von Incidents. Nicht so häufig vorkommende, aber komplexe Prozesse wie die Bereitstellung von vollständigen Services lassen sich ebenfalls automatisiert in wenigen Minuten oder Stunden erledigen – manuell kann dies bis zu mehrere Monate dauern.
Die Automatisierung der IT-Infrastrukturen lohnt sich daher auch außerhalb des Cloud-Ansatzes. IT-Administratoren können zum Beispiel dadurch ihren Fokus verstärkt auf strategische Prozesse legen, da sie keine unproduktiven und zeitraubenden Routinetätigkeiten mehr ausführen müssen. Dies wird durch den aktuellen Fachkräftemangel sowie den Generationenwechsel immer wichtiger, da die wenigen verbleibenden Experten effizient eingesetzt werden sollten. Gleichzeitig verkürzt Automatisierung den Zeitaufwand und verringert Fehlerquoten wesentlich. Entsprechend profitieren Unternehmen von einem sichereren, stabileren Betrieb des Rechenzentrums, reduzierter Komplexität, weniger Ausfallzeiten und geringeren Kosten.
Übergreifende Zusammenarbeit
Neben den technischen sind auch organisatorische Voraussetzungen für Cloud-Computing zu beachten. Zum Beispiel müssen die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens übergreifend zusammenarbeiten, da die Prozesse nicht nur Hardware und Software im Rechenzentrum betreffen, sondern auch die interne und bei Bedarf externe Leistungsabrechnung, die Rechtevergabe und -verwaltung im Active-Directory sowie die benötigten Stromquellen und Zuständigkeiten. Zudem sind sämtliche Wenn-dann-Beziehungen für die automatisierten Prozesse festzulegen.
Technische Umsetzung
Die grafischen Oberflächen der Automatisierungs- und Orchestrierungstools ermöglichen eine recht einfache technische Umsetzung. Doch nicht jede Lösung eignet sich für alle Unternehmen – die individuell geeignete ist aus den Angeboten der verschiedenen Hersteller zu ermitteln. Besonders wichtig ist es, auf die nahtlose Integration der einzelnen Softwarelösungen zu achten. Beim Einsatz der Servervirtualisierung Hyper-V ist es beispielsweise durchaus sinnvoll, die Automatisierung mit dem „Microsoft System Center Orchestrator“ durchzuführen. Unternehmen profitieren anschließend nicht nur von einer höheren Stabilität und Sicherheit der Prozesse, sondern auch von höherer Transparenz und Servicequalität.
Cloud-Dienste einführen
Erst nach diesen umfangreichen Vorarbeiten können Unternehmen Private-Cloud-Dienste einführen. Dazu müssen sie aus modularen und industriellen Bausteinen die bereitzustellenden Servicekataloge entwickeln. Zudem ist durch ein Produktmanagement für Rechenzentrumsservices der serviceorientierte Betrieb sowie ein agiles Produktionsmodell zu gewähr-leisten. Dann können Mitarbeiter die verfügbaren Anwendungen ganz nach ihren Bedürfnissen schnell und flexibel nutzen.
Mitarbeiter schulen
Bei Bedarf sind die Kollegen zu schulen. Dies betrifft aber nur Mitarbeiter, die wenig Erfahrung im Umgang mit Computer und Internet besitzen. Die meisten Arbeitnehmer nutzen bereits privat Cloud-Services wie Soziale-Netzwerke oder webbasierte E-Mail- und Bild-/Dokumentenspeicher, wodurch sie meist kein Training mehr benötigen und sich verantwortungsbewusst Anwendungen auswählen. Im Gegenteil: Eine zentrale Bereitstellung von Cloud-Diensten durch das Unternehmen verhindert, dass sich die Mitarbeiter gewünschte Anwendungen selbst zusammensuchen und unter Missachtung entsprechender Sicherheitsregeln beruflich einsetzen. Unternehmen, die eine Nutzung von Dropbox verhindern möchten, sollten daher eine entsprechende Cloud-Anwendung bereitstellen.