Lohnt sich SDN?

SDN zwischen Fakt und Fiktion

12. August 2014, 10:47 Uhr | Nik Noltenius, Consultant bei Controlware

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Herausforderungen beim SDN-Einsatz

  1. Wer heute mit einer hierarchischen 3-Tier-Topologie arbeitet, nach Spanning-Tree bridgt und seine gesamte Infrastruktur auf das Handling des Nord-Süd-Traffics zwischen Client und Server ausgelegt hat, für den bedeutet die SDN-Einführung einen umfassenden Paradigmenwechsel: SDN erfordert in der Regel eine engmaschige Mesh- oder Fabric-Infrastruktur mit TRILL- oder Shortest-Path-Bridging. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird also ein vollständiges Neudesign der Architektur notwendig sein. Das ist kein KO-Kriterium, aber die IT-Abteilung sollte sich der Projekt-Dimension bewusst sein.
  2. In klassischen Netzwerkabteilungen ist das Thema Software-Entwicklung relativ randständig. Beim Start in Software-Defined-Networking wird das Team aber bereits am ersten Tag vor der Aufgabe stehen, den neuen, unkonfigurierten Controller mit einer Reihe spezifischer Use Cases zu programmieren und dafür auch individuelle Steuer-Applikationen zu entwickeln. Dieses Know-how muss frühzeitig aufgebaut oder über externe Spezialisten ins Haus geholt werden.
  3. Die Implementierung eines programmierbaren SDNs ist ein Projekt, das nicht nur die Netzwerkspezialisten im Unternehmen betrifft: Aus der Perspektive der IT-Security betrachtet, entsteht mit dem neuen Controller ein ungemein gefährlicher neuer Angriffspunkt. Aus der Perspektive der Application Delivery-Experten gilt es mit der Einführung von SDN, die Bereitstellungsmodalitäten aller Applikationen zu überdenken. Und auch für die IT-Management-Abteilung ergeben sich durch das Projekt umfassende Implikationen. Daher ist es wichtig, die entsprechenden Projekte von Anfang an bereichsübergreifend aufzuhängen und alle Teams frühzeitig einzubinden.
  4. Angesichts der bislang fehlenden herstellerübergreifenden SDN-Standards und offenen Schnittstellen binden sich Unternehmen mit den aktuellen Lösungen der ersten Generation relativ stark an einen Hersteller. Daher ist es ratsam, bei der Auswahl der Produkte sehr genau darauf zu achten, ob der entsprechende Lieferant mit seinen eigenen Lösungen – oder im Rahmen seines Partnerökosystems – auch wirklich alle Anforderungen abdecken kann.

Fazit

Software-Defined-Networking ermöglicht Unternehmen erhebliche Einsparungen und eröffnet durch die Trennung von Control- und Data-Plane ganz neue Möglichkeiten zur Steuerung und Automatisierung der Netzwerkprozesse. Angesichts dieses enormen Potenzials sollte jede IT-Abteilung das Thema auf ihre Agenda nehmen und frühzeitig Know-how in diesem Bereich aufbauen. Ob es sich für ein Unternehmen tatsächlich lohnt, schon heute die ersten Projekte in Angriff zu nehmen, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Entscheidend ist aber letztlich, ob dringende Use-Cases vorliegen, die sich nur oder am besten mit SDN-Technologie abbilden lassen – und ob das Unternehmen über die Ressourcen für die Implementierung der neuen Produkte verfügt. Im Hinblick auf die zu erwartende Komplexität und den bereichsübergreifenden Charakter der SDN-Projekte sind Unternehmen in jedem Fall gut beraten, frühzeitig einen erfahrenen Systemintegrator hinzuzuziehen, der sie herstellerübergreifend bei der Produktauswahl, der Implementierung und dem Betrieb von Software-Defined-Networking unterstützt.

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