Security Information & Event Management

"SIEM ist der beste Schutz vor zielgerichteten Angriffen"

2. Oktober 2014, 11:35 Uhr | Axel Pomper, Redaktion funkschau
Christian Bohr, Leiter Managed-Services bei Controlware
© Controlware

Big-Data-Technologien wie SIEM (Security Information & Event Management) liefern aufschlussreiche Maschinendaten, mit denen sich das Sicherheitsniveau in Datacenter-Umgebungen nachhaltig verbessern lässt. Unternehmen, die sich vor Advanced-Persistent-Threats und Zero-Day-Exploits schützen wollen, kommen daher nicht umhin, in entsprechende Lösungen zu investieren. Sie sollten sich vor der Einführung aber gut überlegen, ob sie SIEM selbst betreiben oder als Managed-Service beziehen möchten. Christian Bohr, Leiter Managed-Services bei Controlware, wägt im Interview die Alternativen ab.

funkschau: Warum brauchen Data-center heute eine ganz neue Security-Strategie?

Christian Bohr: Weil die Bedrohungslandschaft heutzutage eine ganz andere ist als noch vor einigen Jahren. Damals mussten die Security-Administratoren die Infrastrukturen vor allem vor standardisierten Attacken wie DoS-An-griffen, E-Mail-Viren oder Spam schützen. Diese konnte man gut mit standardisierter Perimeter-Security stoppen. Heute stellen Advanced-Persistent-Threats (APT), individuell entwickelte und langfristig eingeschleuste Schadprogramme, die mit Abstand größte Gefahr für Unternehmensnetze dar. Weil solche APTs genau auf die Schwachstellen des Netzwerks und die Lücken im Perimeter zugeschnitten sind, ist ihnen mit restriktiven Firewall-Regeln und feingranularen Filtern allein nicht beizukommen. Wer sich davor effektiv schützen will, muss genau wissen, was in seinem Datacenter passiert. Und dafür muss er sicherheitsrelevante Events auswerten.

funkschau: Wie funktioniert „Security Information & Event Management“ in der Praxis?

Bohr: Die Firewall-, Proxy-, IDP- und Gateway-Logs eines Unternehmens verraten viel über die Schwachstellen der jeweiligen IT-Infrastruktur – und ermöglichen es den Security-Administratoren, diese Lück-en zielgerichtet zu beheben. Das Problem ist, dass die Security-Logs in den meisten Firmen ungesichtet liegen bleiben, weil es sowohl am Know-how als auch an der Manpower fehlt, um Tag für Tag Tausende von Dateien zu sichten und zu klassifizieren. Genau da setzt SIEM an: Die unternehmensweit auflaufenden sicherheitsrelevanten Log-Files werden zentral gesammelt und automatisiert ausgewertet.

funkschau: Wie erfolgt die Datenverarbeitung?

Bohr: Zunächst werden die Log-Files nach Herkunft, Inhalt und Relevanz klassifiziert und in einer audit- und revisionssicheren Datenbank gespeichert. Auf diese Weise ist eine durchgehend Compliance-konforme Archivierung der Daten garantiert. Anschließend wertet SIEM die Events aus und setzt sie in Korrelation – etwa, indem eine an sich unbedeutende Protokollwarnung der Enterprise-Firewall und eine von einem Client initiierte Verbindung in Beziehung gesetzt und als Indiz einer Bot-Infektion gedeutet werden. So lassen sich auch Angriffsmuster erkennen, die bei einer isolierten Betrachtung von Events verborgen blieben. Damit ist SIEM ein Eckpfeiler trag-fähiger Datacenter-Security-Konzepte – und der beste Schutz vor zielgerichteten Angriffen.

funkschau: Dient SIEM zur Auswertung von Echtzeit- oder von historischen Daten?

Bohr: Moderne SIEM-Lösungen kombinieren beide Aspekte: Das Security-Event-Management, kurz SEM, bei dem die IT-Security in Echtzeit überwacht wird, um sicherheitsrelevante Vorfälle mit Hilfe von Dashboards und Alarmierungen zeitnah zu erkennen und auszuwerten. Und das Security-Information-Management, kurz SIM, bei dem gesammelte Event-Log-Daten rückwirkend analysiert werden, um potenzielle Schwachstellen der Architektur zu identifizieren und aussagekräftige Compliance-Reports zu generieren.

funkschau: Ist SIEM damit eine Alternative zu klassischen Vulnerability-Management-Systemen?

Bohr: SIEM ist keine Alternative, sondern eine sehr sinnvolle Ergänzung. Denn Vulnerability-Management-Plattformen, die das Netzwerk aktiv nach bekannten Schwachstellen scannen, bewerten und Maßnahmen zur Schließung der jeweiligen Lücke vorschlagen, sind ein äußerst leistungsfähiger Datenlieferant. Die meisten SIEM-Lösungen sind in der Lage, die Daten aus dem Vulnerabilit-Management mit den Event-Logs der als Schwachstelle erkannten Systeme zu korrelieren. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise mehrstufige und getarnte Advanced-Persistent-Threats sehr zuverlässig identifizieren und Fehlalarme vermeiden.

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