Einheitliche Grundlage
So soll die DIN EN 50600 helfen, wichtige Leistungsindikatoren wie Ausfallraten – Mean Time Between Failure, MTBF – oder Reparaturzeiten – Mean Time To Repair, MTTR – zu ermitteln. Die Qualität des Energiemanagements nach ISO 50001 wird laut dem Normkomitee gesteigert, weil definierte Messpunkte nach DIN EN 50600 valide Werte liefern. Auch sei bekannt, welche Anlagen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung oder die Kälte- und Klimatechnik eingesetzt werden und welche energetischen Eigenschaften die Komponenten haben.
So soll die DIN EN 50600 eine einheitliche Grundlage für alle bieten, die am Aufbau und Betrieb eines Rechenzentrums beteiligt sind – auf Basis einer öffentlich zugänglichen, europäischen Norm.
Prüfungen, Zertifikate und die Rolle von TÜV Süd
Die DIN EN 50600 soll gewissermaßen eine Bauanleitung für Rechenzentren sein. Gesetzlich vorgeschrieben oder rechtlich bindend ist sie deshalb nicht. Jedem Unternehmen steht es frei, die Informationen zu nutzen und in der eigenen Projektarbeit anzuwenden.
Unabhängige Dritte wie zum Beispiel TÜV Süd übernehmen dann eine wichtige Funktion, wenn es darum geht, die korrekte Anwendung der Norm und ihrer Inhalte nachzuweisen. Das kann beispielsweise bei Vertragsabschlüssen der Fall sein, wenn eine Vertragspartei eine Garantie für eine hohe Verfügbarkeit verlangt. Nach Errichtung und Inbetriebnahme räumen Prüfungen und Zertifikate von unabhängigen Dritten zudem Zweifel der Auftraggeber und Geschäftsführer aus, ob die definierten Ziele tatsächlich erreicht wurden.
Darüber hinaus schafft die Norm erstmals eine internationale Vergleichbarkeit für die Bewertung von europäischen Rechenzentren. Damit sind die Voraussetzungen gegeben für standardisierte Prüfungen und Zertifikate nach DIN EN 50600. Diese können RZ-Betreiber nutzen, um ihr Leistungsangebot im Wettbewerb hervorzugeben. Das soll potenziellen Nutzern und Neukunden wiederum die Orientierung am Markt und die Investitionsentscheidung erleichtern.
Die Sachverständigen von TÜV Süd haben in den vergangen zwölf Jahren etwa 50 Rechenzentren mit einer Gesamtfläche von rund 130.000 Quadratmeter begutachtet. Insgesamt 16 Experten aus den Bereichen Bautechnik, Risikomanagement, Stromversorgung, Kälte- und Lüftungstechnik, Sicherungssysteme, Blitzschutz und Brandmeldeanlage führen die Verfügbarkeitsanalysen derzeit aus. Arbeitsgrundlage war zunehmend die DIN EN 50600 – auch schon vor der finalen Veröffentlichung der Norm anhand der abgestimmten Entwürfe.
Thomas Grüschow ist Senior Expert Data Center bei TÜV Süd Industrie Service und Mitglied im Normenkomitee GUK715.5 / EN 50600