Im täglichen IT-Betrieb verwenden IT-Experten viel Zeit für Aufgaben, die den Status-Quo erhalten, jedoch nicht zu einer nachhaltigen, produktiven Unternehmenszukunft beitragen. Anstatt ihre primären Stärken wie Kreativität, Neugier und Innovationskraft einzusetzen, sind die Mitarbeiter oft gezwungen, fast wie Roboter, wiederkehrende IT-Service-Management-Tätigkeiten (Störungen, Changes, Incidents, Verfügbarkeit etc.) abzuarbeiten. Unternehmen setzen deswegen auf eine Automatisierung des IT-Betriebs, um die ohnehin rar gesäten IT-Fachkräfte zu entlasten und eine effizientere Nutzung ihrer wertvollen Arbeitszeit zu ermöglichen. Doch funktioniert eine Methode, die sich in der Schwer- und Automobil-industrie etabliert hat, auch in der Kreativ-Branche IT?
Gerade die Administration bindet im IT-Betrieb eine kritische Anzahl an Mitarbeitern. So sind die IT-Fachkräfte mit der Bearbeitung und Beantwortung von Tickets beschäftigt und verwenden über 80 Prozent ihrer Zeit darauf, den IT-Betrieb am Laufen zu halten. Doch produziert diese Ressourcenverteilung des Personals nicht nur unnötige Kosten, sie legt auch das Innovationspotenzial des Unternehmens brach. Denn durch den akuten Zeitmangel sind die Mitarbeiter oft gezwungen, Entwicklungspotenziale erkalten zu lassen. Die Automatisierung der IT-Prozesse – von der Betreuung von Applikationen, automatischem Desktop-Management über die Erzeugung einer Cloud bis zur Sicherung der Infrastruktur – ist ein möglicher Ausweg, um das Betriebsteam zu entlasten. Aber nicht jede Art der Automatisierung ist für jedes Unterfangen geeignet.
Industrialisierung der IT – Produktions- oder Einbahnstraße?
Die skriptbasierte Automatisierung folgt den Prinzipien der industriellen Produktion und stützt sich auf Methoden wie Taylorisierung und Konsolidierung. Grundsätzliche Voraussetzung damit die Softwarelösung eingesetzt werden kann: Die IT-Umgebung muss standardisiert sein. Wenn man sich den IT-Betrieb wie eine industrielle Anlage vorstellt, die vollautomatisch standardisierte Produkte produziert, dann übernimmt ein Skript oder Runbook in dem Szenario die Aufgabe des Produktionsfließbands: Ist die Eintrittsbedingung erfüllt, erledigt das Skript automatisch seine Arbeit und liefert das gewünschte Ergebnis.
Insgesamt findet die standardisierte Automatisierung so in 10 bis 20 Prozent des IT-Stacks Anwendungsmöglichkeiten. Besonders geeignet sind skriptbasierte Lösungen für die Administration der unteren Bereiche des IT-Stacks, beispielsweise der Betriebssysteme.
Im Idealfall automatisieren diese Tools bis zu 30 Prozent aller im IT-Betrieb anfallenden Aufgaben. Allerdings ist diese auf Economies of Scale basierende Automatisierungsmethode recht starr. Die Lage entpuppt sich als prekär, wenn unbekannte Szenarien auftreten, die nicht bei der Entwicklung des Skripts bedacht wurden – falsche oder unzureichende Informationen über die zu betreuende Umgebung, Systemfehler oder ein Update im Betriebssystem. Hier ist die standardisierte Variante nicht mehr in der Lage weiterzuarbeiten, da sich die Eintrittsbedingung verändert hat und ihr notwendiges Wissen fehlt, um die unbekannte Situation zu lösen. Ein IT-Experte muss deswegen das betroffene Skript manuell anpassen, damit das System die Arbeit fortsetzt. Insgesamt ist dadurch die Zeitersparnis für das IT-Team weitaus geringer als gehofft. Zudem entsteht bei den Mitarbeitern eine grundsätzliche Angst vor Veränderungen, da jede Neuerung die manuelle Aktualisierung einer Vielzahl von Skripten nach sich zieht. Dadurch wird die IT immer schwerfälliger und entwickelt sich zum Innnovationsbremser.