E-Commerce-Händler Alternate wird 30

A wie Alternate - und nicht Amazon

2. Februar 2022, 14:11 Uhr | Martin Fryba
© Alternate

Die Korken ließ Carsten Kellmann wohl schon vor zwei Jahren knallen: Da hatte Alternate im Gruppenverbund mit Distributor Wave gerade die Milliarde gerissen. Der E-Commerce-Händler gehört heute zu den größten Online-Shops in Deutschland. Alternate ist ein Pionier des Online-Handels.

32 Jahre alt ist Carsten Kellmann, als er die Alternate-Geschäftsführung 1999 übernimmt. Boris Becker zeigt da gerade den Deutschen in der Fernsehwerbung, wie leicht es doch sei, ins Internet zu kommen („Ich bin drin“). Alternate war schon seit zwei Jahren „drin“ – und zwar mit seinem Online-Shop. Ein „Wagnis, als einer der ersten Anbieter über den damals völlig neuen Absatzkanal zu verkaufen“, blickt der heute 54-jährige Kellmann zurück. Alternate wurde 1992 gegründet, Kellmann stieß drei Jahre später dazu.

Im März 1992 ging der Vertrieb an Privatpersonen los, das PC-Zeitalter fing gerade an zu boomen. Farbdrucker gab es noch keine, keine Handys und auch kein Internet. Verkauft wurde über Katalogversand, Fax und am Telefon. 1997 ging dann der Online-Shop an den Start.

Man ist im hessischen Linden freilich nicht so kometenhaft aufgestiegen wie Relentless.com, die ursprüngliche Domain von Jeff Bezos, mit der er seine Welteroberung des Handels unter Amazon angetreten hatte und die bis heute wörtlich gemeint ist, wie Distributoren zu spüren bekommen  (die URL, übersetzt mit unerbittlich, führt direkt zu Amazon). Kellmann darf für sich beanspruchen:

1. Ein Jahr vor Amazon in Deutschland mit Alternate ins Web gegangen zu sein.
2. Ein mittelständisches Unternehmen mit Verantwortung für nunmehr über 1.000 Mitarbeiter zu führen.
3. Das stets erweiterte Sortiment von jetzt 85.000 Artikeln von rund 500 Herstellern weiter auszubauen und eher keine Ambitionen zu haben, mit einer Rakete ins All zu entschwinden.

Zumal das gar nicht so zu seinem grünen Gewissen passen würde. Seit 2016 verschickt Alternate klimaneutral und kompensiert damit Treibhausgasemissionen. Aber auch eigene Anstrengungen werden unternommen, um den Klimafußabdruck so gering wie möglich zu halten. Man habe sich in  Linden freiwillig zum Umweltmanagementsystem EMAS verpflichtet.

Zum 30. dankt Geschäftsführer Kellmann allen Mitarbeitern, den treuen Kunden und Herstellerpartnern für die „vertrauliche und respektvolle Zusammenarbeit“. Die große Sause muss wegen der Pandemie zwar verschoben werden. Aber zu einem E-Commerce-Riesen mit doch so preissensitiver Kundschaft passt ohnehin ein anderes Feuerwerk: Ab Donnerstag früh steigt auf der Alternate-Seite die Geburtstagsparty. Wir vermuten mal, es wird ein Konsumfest mit zwar keinen Häppchen, aber reichlich vielen Schnäppchen.

Und wie feiert Alternate-Chef Kellmann das Jubiläum? So wie man es von einem auf dem Boden gebliebenen deutschen Mittelständler erwarten darf: Ohne Champagner. „Hier hat das daily Business Vorrang“, sagt er. „Aber einen Espresso habe ich getrunken“.


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