Die iTeam-Delegation besuchte kleine wie große Unternehmen in Guangzhou, Shenzhen und Hongkong, um sich einen Überblick über dieses IT-Ökosystem zu verschaffen. Im Fokus stand dabei die so genannte »Maker-Szene« in Shenzhen, Keimzelle der aktuellen und zukünftigen Entwicklungen. Hier entsteht seit einigen Jahren eine ganz eigene Startup-Szene, die sich im Kern nicht auf die Software, sondern auf Hardware konzentriert. Es sind unter anderem ehemalige Mitarbeiter von Techriesen wie Intel, die diese Szene aufbauen, Knowhow und Kontakte einbringen und einen Nährboden für Innovationen schaffen. Bastler, Tüftler und Elektronikfreaks bekommen in Maker-Spaces, wie zum Beispiel im Seeed-Studio (einer Art Co-Working Space) die Möglichkeit, sich auszuprobieren und Neues zu entwickeln.
Von einem kleinen Arbeitsraum, Knowhow, professionellen Maschinen und 3D-Druckern bis hin zu einem riesigen Netzwerk wird dort alles zur Verfügung gestellt, was die Entwickler für einen Start benötigen. Im Vordergrund steht dabei der Open-Source Gedanke. Die Maker sprechen hier von Open-Source-Hardware. Alles was entwickelt wird, kann auch von allen genutzt werden. Ressourcen gibt es genug. Riesige Elektronikmärkte versorgen die Szene mit jedem nur erdenklichen Bauteil. Beim Besuch dieser Märkte durch die iTeam-Delegation wurden gestandene Unternehmer wieder zu Kindern und bekamen leuchtende Augen. Das Besondere an diesen Elektronikmärkten ist jedoch nicht die Vielfalt der dort erhältlichen Komponenten. Es ist die Tatsache, dass jedes Teil in kürzester Zeit in jeder denkbaren Stückzahl geliefert werden kann. Tausender-Stückzahlen sind in der Regel immer auf Lager, braucht man mehr, wird in einer benachbarten Fabrik innerhalb kürzester Zeit nachproduziert.
»Built Your Dreams«
Zum Besichtigungsprogramm der iTeam-Bildungsreise gehörte eine dieser Fabriken. Hinter unscheinbaren Mauern, die von außen nicht ahnen lassen, was dort hergestellt wird, stehen die Produktionsstraßen der Firma BYD. Das Kürzel steht für »Built Your Dreams«. Der Name ist Programm. BYD hat sich unter anderem darauf spezialisiert, per Spritzguss jedes erdenkliche Gehäuse zu produzieren. Samsung plant ein neues Handy? BYD stellt das Gehäuse her. Aber nicht nur das. Auch der Akku kommt von BYD. In einer fast vollautomatisierten Fertigung werden 40.000 Handy-Akkus pro Tag hergestellt.
BYD hat selbstverständlich weitere Akkus im Programm – in nahezu jedem Format und jeder Leistungsstärke. Unter anderem auch Akkus für Elektroautos wie den chinesischen Denza. Das ist eine neue Automarke, die aus einem Joint-Venture von Daimler und BYD entstanden ist. Es sollen nur Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gebaut werden. In Shenzhen produziert das Unternehmen Autos der Mittelklasse für den chinesischen Markt. Das Potenzial ist so groß, dass bis 2020 die Zentralregierung in Peking fünf Millionen neue Elektrofahrzeuge pro Jahr(!) auf die Straße bringen will. Das wird massiv mit Einkaufssubventionen und weiteren Erleichterungen gefördert. Ein Beispiel für die Schlagkraft der Chinesen.