Das sieht der Sanierungsexperte und Insolvenzverwalter Lucas Flöther aus Halle ganz anders. »Es ist höchste Eisenbahn, die Antragspflichten wieder scharf zu schalten, um ernste Schäden für die Volkswirtschaft abzuwenden«, sagte der Jurist der dpa.
Der Sinn der strengen Regeln sei, dass sich jeder, der Verträge eingehe, darauf verlassen könne, dass der Gegenüber zahlungsfähig ist. »Derzeit besteht im Markt ein wachsendes Misstrauen«, sagte Flöther. Vertragspartner forderten zusätzliche Sicherheiten oder verlangten Vorkasse. Auch er sieht ein Risiko in den staatlichen Hilfsmaßnahmen: So könnten nicht überlebensfähige Betriebe gesunden Unternehmen schaden, indem sie durch die Corona-Krise genügend frisches Geld hätten, um eine Insolvenz zu vermeiden.
Dennoch rechnet Sanierungsexperte Flöther damit, dass die Zahl der gemeldeten Insolvenzen erst nächstes Jahr deutlich ansteigt, wenn alle strengen Meldepflichten wieder gelten. Niering verwies darauf, dass viele Geschäftsaufgaben im Stillen passieren. Gerade Inhaber von kleinen Kneipen, Reisebüros oder Einzelhandelsgeschäften dürften einfach zumachen, ohne bis zur Zahlungsunfähigkeit zu warten.