Wertvolles Halbleiter-Know-how

Globalfoundries will IBMs Chip-Sparte kaufen

18. Juni 2014, 8:51 Uhr | Lars Bube
Globalfoundries will IBMs Halbleiter-Sparte übernehmen. (Bild: IBM)
© IBM

IBMs Suche nach einem Käufer für die eigene Chip-Sparte steht kurz vor dem Durchbruch. Globalfoundries will über eine Milliarde Dollar für das defizitäre Geschäftsfeld bezahlen.

Bereits seit der Jahreswende wird darüber spekuliert, dass IBM als nächsten Hardware-Bereich seine Halbleiterfertigung loswerden will. Die einst für den Unternehmenserfolg grundlegende Chipfertigung macht nur noch rund zwei Prozent des Jährlichen Umsatzes aus und verursacht dem Unternehmen inzwischen Verluste in Milliardenhöhe. Neben dem Wandel vom Hardwarehersteller zum Software- und Lösungsanbieter, dem in den letzten Jahren bereits IT-geschichtsträchtige Unternehmensteile wie die »ThinkPad«-Business-Notebooksparte und die eigene x86-Serverhardware geopfert wurden, wäre der Schritt somit auch in Sachen Bilanz und Strategie durchaus logisch.

Laut amerikanischen Medien wird derzeit hinter verschlossenen Türen konkret mit dem Auftragsfertiger Globalfoundries über einen entsprechenden Deal und dessen Konditionen verhandelt. Knackpunkt der Verhandlungen sind demzufolge vor allem der Kaufpreis und die Frage, ob IBM im Rahmen eines Joint Ventures Teile der Chip-Fertigung wie insbesondere die Forschung und Entwicklung bei sich behalten könnte. Während IBM laut den Berichten mit einem Verkauf rund zwei Milliarden US-Dollar erzielen will, bietet Globalfoundries bislang nur etwas mehr als die Hälfte dieser Summe. Als Gegenwert für diese Summe bekäme der Käufer vor allem wertvolles Know-how, ausgezeichnetes Fachpersonal und zahlreiche Patente. Die Produktionsstätten selbst sind hingegen nur relativ wenig wert.

Zusätzlich angeheizt werden diese Spekulationen durch ein aktuelles Großprojekt von Globalfoundries. Der Hersteller baut derzeit eine gigantische neue Fertigungsstätte im US-Bundesstaat New York, die genau zwischen IBMs Halbleiter-Werk in East Fishkill und den Forschungslabors der Universität von Albany liegt, wo unter anderem viele der Chip-Designs ausgetüftelt werden. Kaufinteressent und Verkäufer kennen sich zudem sehr gut. Die vor fünf Jahren aus der Halbleiterfertigung von AMD ausgegründete Globalfoundries und IBM arbeiten bereits im Halbleiterverbund »Common Platform« zusammen, dem auch Samsung Electronics angehört. Ein Verkauf an Globalfoundries oder ein Joint Venture mit IBM wäre zudem im Interesse der amerikanischen Politik, Behörden und Militärs, welche das Know-how und die Fertigung der Prozessoren für ihre Power-Server und z/OS-Mainframes gerne im Land behalten wollen.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu IBM Germany Microelectronics

Matchmaker+