Mike Finckh, Geschäftsführer Concept International, gibt Einblicke, wo sich Reseller bei Digital Signage noch entwickeln müssen und was die Hardware-Trends des Jahres sind.
Mike Finckh, Geschäftsführer Concept International, im Interview mit CRN
CRN: Wie erfolgreich ist mittlerweile das Geschäft mit Digital Signage-Produkten? Kommt aus dem Markt eine hohe Nachfrage?
Mike Finckh: Der Bereich Digital Signage ist inzwischen im Bewusstsein vieler Reseller und Systemintegratoren angekommen – und wird kaum noch mit Digitaler Signatur verwechselt. Viele Firmen wollen und müssen Informationen und Werbung auf Displays darstellen: Vom Immobilienmakler über Handyketten bis zum Supermarkt und Fashionshops. Wir konnten in den letzten vier Jahren einen regelrechten Boom in diesem Bereich verzeichnen – das gipfelte in einem Wachstum von über 50 Prozent und in über 10.000 ausgelieferten Playern im Jahr 2014. Auch die Gewinnspannen sind in diesem Hardware-Bereich gut: Die hier zum Einsatz kommenden Hardwareplayer werden nur über Spezialdistributoren angeboten und tauchen daher nicht auf den Preisvergleichsportalen auf.
CRN: In welchen Branchen sehen Sie das größte Potenzial für Digital Signage-Installationen?
Finckh: Der Treiber ist weiterhin der Einzelhandel. Auch Hotellerie sowie Gastronomie haben Bedarf und auch in der internen Firmenkommunikation von Konzernen spielt Digital Signage eine immer größere Rolle. Ich würde das Potenzial aber eher an der Firmengröße festmachen wollen, als an der Branche. Einzelhandelsketten mit über 200 Shops haben bereits Digital Signage im Einsatz. Das größte Marktpotenzial liegt heute, so denke ich, im Bereich mittelständischer Filialgeschäfte mit fünf bis 200 Filialen.
CRN: Wird Digital Signage von den IT-Resellern gut angenommen oder gibt es hier Hürden, die es zu überwinden gilt? Bzw., mit welchem Know-how kann der IT-Channel punkten?
Finckh: Das ist wie bei jedem neuen Thema: Leider muss man IT Reseller häufig zu ihrem Glück tragen. Aufgeschlossene Reseller, welche sich gern mit neuen Themen auseinandersetzen, verdienen längst ihr Geld mit Digital Signage.
Wichtig für unsere Endkunden ist, dass die Hardware zum vereinbarten Termin am Einsatzort, projekt-spezifisch mit Software bespielt und einschließlich der Screen-Orientierung, Softwareaktivierung vollständig konfiguriert sowie mittels Burn-In-Test auf Verlässlichkeit getestet ist. Wir liefern über 80 Prozent unserer Geräte auf diese Weise customized aus, damit unsere Partner und Systemintegratoren mit Verlässlichkeit und Einfachheit punkten können. Nichts wäre teurer, als einen Player im Feld auswechseln zu müssen oder während eines Rollouts Software-Spezialisten in dutzende oder hunderte von Filialen schicken zu müssen.
Die größte Hürde sehe ich jedoch im erfolgreichen, fortlaufenden Betrieb von Digital-Signage-Kampagnen, denn das wichtigste sind spannende, abwechselnde Inhalte auf den Displays. Hier muss der IT Reseller lernen, nicht nur mit einer in Digital Signage erfahrenen Marketing- und Kreativagentur in der Projektierung zusammenzuarbeiten, sondern ihr auch die Federführung zu überlassen. Digital Signage verkauft sich über den Content. Die Hardware, auf denen die Produktpräsentationen, Videos oder Informationen laufen, ist für die Kunden eher eine Nebensache.
CRN: Sehen Sie Punkte, bei denen sich der Channel beim Thema Digital Signage noch entwickeln muss?
Finckh: Maßgeblich ist hier eine solide Schulung der Anbieter von Digital Signage Software. Der Channel muss zudem eingetretene Pfade verlassen und die Augen für spezialisierte Lieferanten öffnen. Die Zusammenarbeit mit einem Distributor, der ein breites Digital-Signage-Portfolio hat und für jedes Projekt eine optimal angepasste Hardware bieten kann, empfiehlt sich. Der Vertrieb der Gesamtlösung Hardware & Software hat dann mit Argumenten wie ROI und Betriebskosten zu erfolgen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – doch leider wird hier in der Realität immer noch zu stark mit Bits, Bytes, Gigahertz und Softwarefeatures argumentiert.
CRN: Inwiefern unterstützen Sie Reseller bei Ihren Digital Signage-Projekten? Haben Sie komplette Lösungen im Portfolio oder konzentrieren Sie sich auf Komponenten?
Finckh: Wir liefern die Hardware, nicht zuletzt Mediaplayer zum Einschieben in Displays oder in flacher Ausführung zur Anbringung hinter Flatscreens. Darüber hinaus haben wir im Digital-Signage-Bereich eine breite Palette an Displays für den Einzeleinsatz und für Video Walls, sowie Touchscreens, Stelen, Kiosk Terminals bis hin zu den Panzerboxen, die Bildschirme im öffentlichen Raum schützen. Also jede Menge an Zubehör, das uns ermöglicht, Projekte mit integrierten Hardware-Lösungen zu unterstützen. Ganz neu sind Android-basierte Displays mit integriertem Mediaplayer, mit denen man via App eine beliebige Zahl von Screens über das Internet steuern kann. Wir arbeiten in Projekten sehr eng mit den Systemintegratoren zusammen und übernehmen hier meist eine vollständige, individuelle Konfiguration der Player. Unser Ziel ist es, den Rollout und den Betrieb eines Digital-Signage-Netzwerks so problemlos wie möglich zu gestalten.
CRN: Wo sehen Sie die Digital Signage-Trends des laufenden Jahres?
Finckh: Für das Jahr 2015 erwarten wir weiter steigende Verkaufszahlen der Player bei sinkenden Stückkosten. Wir bieten heute schon Windows-basierte Quad-Core-Player mit leistungsstarker HD Grafik für unter 200 Euro an. Ein besonderes Augenmerk verdient der Vormarsch von Android im Digital-Signage-Markt. Nicht zuletzt Geräte mit diesem Betriebssystem werden für niedrigere Kosten sorgen. So sind wir im neuen 4K@60 Hz-Bereich kurz vor Abschluss eines Projekts mit zweitausend Android-Geräten. Der Trend geht zu immer kleineren und häufig auch interaktiven Displays mit Apps, mit der Konsumenten die von ihnen gewünschte Information schnell abrufen können. Hier wird die Stückzahl stark steigen. Auf der anderen Seite wird es immer wieder ganz große Installationen geben – mit Displays jenseits der 55 Zoll, teilweise auch in 4K. Allerdings werden hier die Stückzahlen natürlich geringer sein.