Branchenlösungen gewinnen an Bedeutung

Komponentenhandel muss neue Terrains erobern

29. Juni 2016, 13:15 Uhr | Samba Schulte

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Prozesse auf knappe Margen eingestellt

Michael Christlmaier von Ecom
Michael Christlmaier von Ecom
S&K-Geschäftsführer Björn Siewert
S&K-Geschäftsführer Björn Siewert

Dabei ist kaum zu leugnen: Die goldenen Zeiten des klassischen Komponentenhandels sind erst einmal vorbei »Das Geschäft mit klassischen Komponenten hängt stark vom weltweiten PC Absatz ab, welcher alles in allem leicht rückgängig ist«, fasst Action IT-Geschäftsführer Gernot Sonnek zusammen. Genauer gesagt: Die Kunden ordern verstärkt Komplettsysteme, das Aufrüstungsseschäft überlebt nur in Nischenbereichen wie etwa Gaming. Ein Haifischbecken ist Komponentenhandel indes geblieben, wie Vertriebsleiter Michael Christlmaier vom Dachauer Komponentenprofi Ecom bestätigt: »Die Margensituation ist nach wie vor angespannt. Die Preise sind sehr transparent und die Distributoren werben sehr intensiv um ihre Kunden.« Knappe Margen sind im Komponentengeschäft allerdings der Regelfall, wie Björn Siewert, Geschäftsführer des Bergheimer Komponentenspezialisten Siewert & Kau bestätigt: »Über kurze Sicht lässt sich unserer Meinung nach auch keine Besserung prognostizieren.«

Die Komponenten-Distribution hat sich natürlich über die Jahrzehnte auf die schwierigen Umstände des Geschäfts bestens eingestellt: Guter Einkauf, schnelldrehende Logistik und kompetentes Fachpersonal waren stets der Schlüssel für ein erfolgreiches Komponentengeschäft. »Das Komponentengeschäft ist geprägt von sehr stark schwankenden Preisen und Produktverfügbarkeiten, daher müssen unsere Mitarbeiter in der Lage sein schnell, flexibel und serviceorientiert zu reagieren«, meint Siewert. Darüber hinaus spiele die Liquidität des Distributors eine entscheidende Rolle. »Nur mit einer entsprechenden Bonität lassen sich große Volumengeschäfte abwickeln, die für Hersteller und Kunden gleichermaßen interessant«, sagt er.

Freilich können die Grossisten damit nicht die Umwälzungen in der Handelslandschaft ausgleichen, der sich mit dem Wandel bei der Komponentennachfrage vollzieht. Die traditionell für die Distribution sehr wichtige Assemblierer-Kundschaft leidet unter dem Trend zu austauschbaren mobilen Komplett-Devices. Der klassische stationäre Komponentenhandel wiederum kann gegen die preisaggressiven Etailer nicht bestehen. »Das Gros des Komponentenumsatzes wird mittlerweile im Etail generiert, denn Volumen ist nötig, um noch Geld zu verdienen«, räumt Ecom-Vertriebsleiter Christlmaier ein. Philipp Krähenbühl, Purchasing und Product Marketing Manager bei Littlebit, konstatiert: »Der Etail hat vermutlich die zentrale Rolle bereits eingenommen.« Tatsächlich ist der Etail gerade auch in diesem Business so erfolgreich, dass er mitunter in Konkurrenz zur Distribution tritt. Wie Christlmaier feststellt: »In bestimmten Bereichen wird der Etail ein Wettbewerber. Die Ursachen sind beim Hersteller zu suchen, die bestimmten Etailern Preisvorteile gewähren um große Stückzahlen umzusetzen.« Dagegen sieht Littlebits Krähenbühl vor allem als einen wichtigen Absatzkanal: »Zwar bedienen sich kleinere Fachhändler häufig im Etail, was ihn aber eher zum verlängerten Arm der Distribution macht.« Björn Siewert stellt das Paradoxe des Modells aus, wenn er betont, dass beides zutreffe: Die Etailer seien sowohl Konkurrenten, wie auch wichtige Handelskunden der Distributoren.


  1. Komponentenhandel muss neue Terrains erobern
  2. Prozesse auf knappe Margen eingestellt
  3. Speicherbedarf sorgt für Nachfrage
  4. Komponenten für Virtual Reality und IoT

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