Im Bereich Telekommunikationsausrüster bahnt sich ein Mega-Deal an. Nach Informationen des Wall Street Journal will das finnisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Netzworks (NSN) die Telekommunikationssparte von Motorola kaufen.
Wie das Wall Street Journal erfahren haben will, diskutieren die Toppmanager von NSN und Motorola bereits über Details der Übernahme. Allerdings ist Nokia Siemens nur an demjenigen Teil von Motorolas Bereich »Enterprise Mobility Solutions and Networks« interessiert, der Systeme für den Aufbau von Mobilfunknetzen entwickelt und fertigt, also der »Networks«-Sparte
Im vergangenen Geschäftsjahr setzte Motorola weltweit rund 22 Milliarden Dollar um. Davon entfielen 54 Prozent auf die Vereinigten Staaten. Und exakt auf diesem Markt will Nokia Siemens Networks verstärkt Flagge zeigen.
Ein erster Versuch, diese über den Kauf von Sparten von Nortel Networks zu erreichen, schlug fehl. Nun folgt der zweite Anlauf.
Der Bereich »Networks« von Motorola erwirtschaftete im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende: 3. April) einen Umsatz von 896 Milliarden Dollar. Das waren 70 Millionen beziehungsweise 7 Prozent weniger als 2009. Dafür war der Bereich mit einem operativen Ergebnis von 112 Millionen Dollar hoch profitabel.
Allerdings wurde dies mehr als kompensiert durch das Minus von 192 Millionen Dollar, das die Mobile-Devices-Sparte (Mobiltelefon) im ersten Quartal verzeichnete. Im Geschäftsjahr 2009 betrug der Umsatz von »Networks« an die 4,1 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 366 Millionen Dollar. Den Kaufpreis für den Bereich taxieren Experten auf etwa 1,1 bis 1,3 Milliarden Dollar.
Die Networks-Sparte konzentriert sich auf zwei Technologien: Ausrüstung für Mobilfunknetze, speziell auf Basis der neuen Technik Long-Term Evolution. Diese soll herkömmliche 3G-Netze ablösen und Datenraten von mehreren 100 MBit/s via Mobilfunk bieten.
Die zweite ist Wimax. Dieses Verfahren konkurriert mit LTE und Verfahren wie HSPA (High-Speed Packet Access). In Europa spielt Wimax allerding eine untergeordnete Rolle. Nach Marktdaten, die Motorola selbst ermittelt hat, wird die Nachfrage nach Netzausrüstung für beide Technologien im Jahr 2012 bei zusammen genommen 10 Milliarden Dollar liegen. Davon entfallen 5,3 Milliarden auf LTE und 4,7 Milliarden auf Wimax. UMTG/3G wird mit 36 Milliarden Dollar immer noch den Löwenanteil einnehmen.
Übrigens ist auch der chinesische Netzausrüster Huawei an Motorolas Mobilfunkbereich interessiert. Allerdings sollen entsprechende Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben. Ein Grund dafür könnten Sicherheitsbedenken sein. Immerhin ist Motorola auch ein Lieferant von US-Behörden und der amerikanischen Armee.