Der Beruf des Informatikers biete glänzende Karriereaussichten. Diese Aussage ist nicht falsch, aber auch nicht richtig.
Trotz Fachkräftemangel waren 2014 im Durchschnitt über 27.000 IT-Experten bei der Bundesagentur arbeitslos gemeldet. Die Quote von drei Prozent ist gering, doch registriert die Behörde seit zwei Jahren eine steigende Zahl arbeitsloser ITler. Blickt man differenziert auf diesen Arbeitsmarkt, so entpuppen sich viele gängigen Vorstellungen über glänzende Karriereaussichten im deutschen ITK-Sektor schlicht als Irrtum. Angefangen beim Fachkräftemangel.
Diesen gäbe es eigentlich nicht, sagt Andreas Müller. Er bestätigt damit Arbeitsmarktstatistiken, die lediglich punktuelle Engpässe vor allem bei Software-Entwicklern zeigen. »Es gibt genügend ausgewiesene IT-Spezialisten, die sitzen nur an den falschen Stellen«, sagt der Recruiting-Fachmann bei Cancom. Müller sagt auch: »Neun von zehn Bewerbungen kann man vergessen.« Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist die eine Aufgabe. Die andere ist es: IT-Experten für Positionen zu finden, die es so vor einigen Jahren noch gar nicht gab.
Umgekehrt gilt aber auch: Der hohe Innovationsgrad der Branche ist zwar ein Jobmotor, sorgt anderseits aber für selektive Effekte bis hin zur Arbeitslosigkeit in Teilbereichen. Einst gefragte Tätigkeiten können rasch obsolet werden, mit der Folge, dass offene Stellen für gewisse IT-Aufgaben schnell schrumpfen.
Zu den Verlierern im Jobmotor der ITK-Branche gehören Anwendungsbetreuer und Administratoren. Laut einer Statistik des Bitkom ist die Zahl der offenen Stellen für diese Tätigkeiten rapide gefallen. Wurden sie vor zwei Jahren noch von fast jedem dritten IT-Unternehmen gesucht, so hat sich dieser Wert auf 16 Prozent halbiert. In Anwenderunternehmen sind noch 44 Prozent auf der Suche nach Betreuern und Administratoren, vor zwei Jahren waren es allerdings noch 61 Prozent aller Unternehmen aus IT-fernen Sektoren. In vielen Firmen verliere die technische Kompetenz der Administration an Bedeutung, erklärt der Bitkom.
Ist der klassische Admin also eine aussterbende Art?