Wer an Green-IT denkt, hat meist Strom sparende Arbeitsplatzrechner und Server vor Augen. Dabei bietet auch das unternehmensweite Netzwerk großes Stromsparpotenzial. So können intelligente Betriebssysteme in Switches dafür sorgen, dass die angeschlossenen Geräte nur dann Strom erhalten, wenn sie das auch müssen.
Was macht ein Unternehmen mit der Abwärme der IT-Komponenten in seinem Rechenzentrum? Entweder heizt es damit das örtliche Hallenbad – wie etwa das Rechenzentrum der GIB-Services in der Gemeinde Uitikon in der Schweiz. Oder es muss zusätzlich zum Primärbedarf seiner Server, Switches und Appliances weitere Energie aufwenden, um die von den Geräten erhitzte Luft wieder herunter zu kühlen.
Wer also den Stromverbrauch von Netzwerkkomponenten drosselt, spart gleich mehrfach. Denn ein geringerer Verbrauch eines Switches bedeutet einen niedrigeren Strombedarf im Netzwerkbetrieb sowie geringere Anschaffungs- und Betriebskosten bei der Klimatisierung.
Auch die Notstromaggregate und USVs können kleiner ausfallen. Denn auch diese Geräte benötigen dann im Standby-Betrieb weniger Energie und produzieren nicht so viel Abwärme.
Um zu untersuchen, wie sich Netzwerk-Switches für Rechenzentren in ihrem Energieverbrauch unterscheiden, haben sich die Tester der Tolly-Group die Switches Catalyst 6509 von Cisco Systems, Black Diamond 8810 von Extreme Networks und den Big Iron RX-16 von Foundry näher angesehen.
Die Untersuchung förderte zu Tage, dass sich der Stromverbrauch der Geräte bereits ohne Line-Cards und ohne Datenverkehr bis um den Faktor 2,8 unterschied. So verlangte etwa der Black Diamond im Leerlauf lediglich nach 219 Watt, während sich der Catalyst dafür bereits 452 Watt genehmigte und der Big Iron 617 Watt schluckte.
Bei bidirektionalem Datenverkehr auf acht 10-Gigabit-Ethernet-Ports und 48 Schnittstellen für 1-Gigabit-Ethernet konsumiert das Gerät von Extreme Networks 535 Watt an Leistung, der Foundry-Switch benötigte 1223 Watt und der von Cisco genehmigte sich 1876 Watt. Hier der Link zum Test und den darin enthaltenen detaillierten Ergebnissen.
Verfügen Switches zudem über ein »intelligentes« Betriebssystem mit Technologien zur Port-Konfiguration, können sie sogar zum Energiemanager im Netzwerk avancieren. Ein Beispiel dafür ist die Abschaltung von am Netzwerk angeschlossenen Komponenten wie IP-Telefonen, wenn diese nicht benötigt werden.
Dazu ein Rechenbeispiel: In einem typischen Büro wird das Telefon am Arbeitsplatz an fünf Tagen in der Woche rund acht Stunden benötigt. Das bedeutet jedoch, dass es rund 75 Prozent der Zeit ungenutzt herumsteht – und dabei Strom verbraucht.
Ein intelligenter Switches kann jetzt dafür sorgen, dass Telefone oder auch WLAN-Access-Points während der Nachtzeit und am Wochenende nicht mittels Power-over-Ethernet mit Strom versorgt werden und in diesen Zeiten somit überhaupt keine Energie mehr verbrauchen.
Die Voraussetzung ist, dass das Betriebssystem des Switches zeitgesteuert auf einzelne Ports Power-over-Ethernet-Profile anwenden kann.
Noch einen Schritt weiter gehen Switches, wenn sie über Schnittstellen mit Drittsystemen kommunizieren können. Koppelt man darüber beispielsweise einen Switch mit einem Zeiterfassungssystem, kann dieses dem Switch den Befehl geben, das Telefon eines Mitarbeiters einzuschalten, sobald dieser seinen Firmenausweis in das Lesegerät zur Zeiterfassung steckt.
Verlässt der Kollege später das Gebäude und meldet sich bei der Zeiterfassung ab, gibt diese dem Switch wiederum den Befehl, das Telefon des Mitarbeiters auszuschalten. Mit Intelligenz und deen entsprechenden Schnittstellen ausgestattet, kann ein Switch somit zum Energiemanager avancieren.
Der Autor: Olaf Hagemann ist Presales-Manager DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei Extreme Networks.