Auf Multi-Processing der besonderen Art setzt die junge kalifornische Firma Sea Micro. Ihr Rack-Mount-Server SM10000 ist mit 512 »Atom«-CPUs von Intel bestückt. Das bringt angeblich mehr Rechenleistung auf kleinerem Raum und bei niedrigeren Stromkosten als bei herkömmlichen Servern.
Bereits seit einigen Monaten geisterten wilde Gerüchte um die Multi-Prozessor-Maschine von Sea Micro durch das Internet. Nun lüftete das Start-up-Unternehmen aus Santa Clara (Kalifornien) das Geheimnis um ihren Server.
Der SM10000 ist speziell auf Web-Anwendungen zugeschnitten, bei denen eine Vielzahl von Tasks anfällt, die jedoch jede für sich genommen wenig Rechenleistung benötigen. Nach Angaben von Sea Micro benötigt das System im Format 40 Rack-Units (RUs) nur ein Viertel des Platzes und Stroms eines vergleichbaren Volume-Servers.
Der SM10000 ist mit 64 Compute-Cards bestückt, die sich im laufenden Betrieb austauschen lassen. Auf jeder PCI-Express-2.0-Platine sind acht Single-Core-»Atom«-Prozessoren der Reihe Z530 von Intel mit 1,6 GHz Taktfrequenz untergebracht. Das macht insgesamt 512 CPUs. Ihnen stehen jeweils 1 oder 2 GByte RAM zur Verfügung.
Die Anbindung an das Netzwerk erfolgt über Gigabit-Ethernet. Auch hier kommen spezielle Boards von Sea Micro mit jeweils acht LAN-Schnittstellen (10/100/1000Base-T mit RJ-45) zum Einsatz. Der Anwender kann bis zu acht dieser Karten verwenden. Das ergibt im Vollausbau 64 Gigabit-Ethernet-Interfaces.
Alternativ stehen 2 bis 16 10-Gigabit-Ethernet-Uplinks pro Chassis zur Verfügung.
Hinzu kommen als Massenspeicher bis zu 64 Solid-State-Drives (SSDs, Flash-Speicher) oder herkömmliche Festplatten im Format 2,5 Zoll.
Sea Micro konnte den SP10000 kompakt halten, weil es der Hersteller schaffte, die Größe eines Server-Mainboards auf die Maße einer Scheckkarte zu verkleinern. Dies gelang nach Angaben des Unternehmens mithilfe einer selbst entwickelten CPU-I/O-Virtualisierungstechnik. Ein weiterer Vorteil des Ansatzes: Der Strombedarf des Mainboards sank um 90 Prozent.
Die 512 Prozessoren sind über eine Interconnect-Fabric miteinander verbunden. Sie garantiert einen Datendurchsatz von 1,28 TBit/s. Die Architektur unterstützt gängige Protokolle wie Ethernet und Fibre Channel.
Ebenfalls aus eigener Entwicklung stammt die »Dynamic-Compute-Allocation«-Technologie (DCAT). Sie kombiniert die Verwaltung von CPUs mit Load-Balancing-Funktionen. DCAT weist einzelnen Prozessoren dynamisch Workloads zu, wobei als Grundlage der aktuelle Stromverbrauch dient.
Anwender können mithilfe der Technik beziehungsweise der mitgelieferten Management-Tools einer bestimmten Anwendung Rechenleistung zur Verfügung stellen – auch die mehrerer Prozessoren. Dieser CPU-Pool lässt sich nach Bedarf erweitern oder verkleinern. Neben den Prozessoren gehören auch Arbeitsspeicher, Festplattenplatz und Kapazitäten der Interconnect-Fabric einem Pool an.
Auf dem Server-System laufen nach Angaben des Herstellers Anwendungen und Betriebssysteme, ohne dass sie angepasst werden müssen.
Der SM10000 wird ab dem 30. Juli erhältlich sein. Der Basispreis beträgt 139.000 Dollar.