Der Siemens-Vorstand hatte die Umorganisation in den vergangenen Monaten mit dem Betriebsrat und der IG Metall abgesprochen. Die Arbeitnehmervertreter erteilten noch weitergehenden Überlegungen, den Konzern in eine Holding-Struktur umzuwandeln, bei der die Münchner Zentrale nur noch als Dach dreier eigenständiger Gesellschaften fungiert hätte, eine Absage.
»Den Weg in eine Holdingstruktur werden wir weiterhin nicht akzeptieren«, betonte Jürgen Kerner, IG-Metall-Hauptkassierer und Mitglied des Aufsichtsrats. Denn die Arbeitnehmervertreter seien besorgt, dass dies den Weg in eine von den Finanzmärkten getriebene Zerschlagung des Konzerns ebnen könnte.
Kaeser schloss zwar nicht aus, dass aus den drei operativen Einheiten künftig auch separate Gesellschaften werden könnten. »Das ist aber nicht die erste Priorität.« Der Siemens-Chef will sich aber für die Zukunft alle Möglichkeiten offen halten, Vorrang habe die Schaffung von »Optionalität«. Einen separaten Börsengang mit dem »Diamanten« des digitalen Industriegeschäfts schloss Kaeser explizit als »nicht geplant« aus. Zuletzt hatte Siemens im Frühjahr die Medizintechnik-Sparte aufs Parkett gebracht.
Stark sind derzeit vor allem die Auftragseingänge, die im dritten Quartal des Siemens-Geschäftsjahres (30. Juni) um 16 Prozent auf einen Wert von 22 Milliarden Euro zulegten. Der Umsatz sank jedoch - hauptsächlich wegen des starken Euro und schlechter Geschäfte in der kriselnden Kraftwerksparte - um vier Prozent. Der Nettogewinn ging sogar um 14 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zurück.
Die mit einer weltweit sinkenden Nachfrage nach konventioneller Energieerzeugung kämpfende Kraftwerksparte holte zwar wieder mehr Aufträge, der Umsatz ging jedoch um ein Fünftel 3 Milliarden Euro zurück. Siemens will in diesem Bereich allein in Deutschland 3.000 Stellen abbauen. Der Kraftwerksbau und -service werden in die neue texanische Energiesparte integriert.