Test: Qnap Turbo NAS TS-469U-RP

Solider Netzwerkspeicher

15. Januar 2013, 7:00 Uhr | Christoph Lange (pf)

Das Turbo NAS TS-469U-RP von Qnap unterstützt neben NAS und iSCSI zahlreiche weitere Protokolle, um seine Speicherkapazitäten bereitzustellen. Die Datensicherung ist ebenfalls auf mehreren Wegen möglich. Für eine hohe Ausfallsicherheit sorgen redundante Netzteile und ein RAID-Schutz.Die Turbo-NAS-Familie von Qnap umfasst zahlreiche Speichersysteme, vom kleinen Zwei-Disk-Gehäuse bis zu Rack-Modellen mit 16 Platteneinschüben, die auch höhere Anforderungen erfüllen können. LANline testete aus der mittleren KMU-Klasse das neue Rack-System TS-469U-RP, das auf einer Höheneinheit maximal vier Platten bereitstellt. Der größere Bruder TS-869U-RP hat die doppelte Höhe und lässt sich mit bis zu acht Platten bestücken. Für die nötige Rechenleistung sorgt eine Intel-Atom-Dual-Core-CPU, die mit 2,13 GHz getaktet ist. Als Arbeitsspeicher stehen beim TS-469U-RP 1 bis 3 GByte RAM zur Verfügung. Das System ist mit zwei redundanten Netzteilen ausgestattet. Die Platteneinschübe unterstützen Hotswap und eignen sich für 2,5- und 3,5-Zoll-SATA-Platten. Unser Testsystem kam ohne Disks - der Hersteller selbst liefert nur unbestückte Geräte aus. Wir montierten vier SATA-Platten aus unserem Test-Lab auf die Einschübe.   Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Neben den NAS-Protokollen CIFS für Windows, NFS für Unix/Linux und AFP für Mac unterstützen die Turbo-NAS-Systeme von Qnap zahlreiche weitere Funktionen und können ihren Speicher auch per iSCSI bereitstellen. Dadurch lassen sich die Geräte sehr flexibel nutzen. Die Funktionspalette umfasst unter anderem FTP-, TFTP- und Webdav-Server, Telnet und SSH, DLNA-Medien-Server, Multimedia-, Foto- und Musik-Server, Itunes-Server, Einsatz als Download-Manager mit dem Windows-Download-Tool Qget, Support für Videoüberwachungssysteme, Print-Server für USB-Drucker, Web-Server, Mysql-Server, das so genannte Qpkg-Center für die Installation von Fremdanbieter-Add-ons, Antivirusschutz, VPN-Dienst für PPTP und Open-VPN sowie RADIUS-Server für die Benutzerauthentifizierung. Der Zugriff auf den NAS-Server aus dem Internet ist auf zwei Wegen möglich. Das System unterstützt zum einen Dynamic DNS (DDNS), womit sich das NAS-Gerät vom Internet aus erreichen lässt, ohne dass dafür eine feste öffentliche IP-Adresse nötig ist. Alternativ lässt sich der Mycloud-NAS-Dienst des Qnap-Sytems nutzen. Das Mycloud-NAS-Setup registriert den gewünschten Host-Namen in der Domäne mycloudnas.com und richtet den Zugriff auf das NAS-System über einen UPnP-fähigen Router ein. Im LANline-Test konzentrierten wir uns auf die Kernfunktionen und testeten die Bereitstellung von Netzwerkspeicher über CIFS und iSCSI, die Integration der Benutzerverwaltung und der Rechtevergabe mit dem Microsoft Active Directory, die Ausfallsicherheit des RAID-Systems sowie die Backup-Funktionen für die Sicherung des Qnap-Systems. Um das Qnap-System in Betrieb zu nehmen, haben wir einen der zwei Gigabit-Ethernet-Ports mit unserem LAN-Switch verbunden. Für den Zugriff auf das NAS-System liefert Qnap ein "Finder"-Tool mit, das sich auf einem Windows- oder Mac-Rechner installieren lässt und alle im Netz vorhandenen Qnap-Geräte erkennt. In unserem Testnetz lief ein DHCP-Server, der das NAS-Gerät mit einer IP-Adresse versorgte.   Inbetriebnahme mit "Finder"-Tool Das "Finder"-Tool hat den NAS-Server auf Anhieb gefunden und den Assistenten für die Erstkonfiguration gestartet. Der Administrator weist unter anderem einen Systemnamen sowie die IP-, Gateway- und DNS-Server-Adressen zu. Ein Reiter listet alle verfügbaren Dienste und Protokolle auf, die der Administrator per Mausklick aktivieren kann. Die iSCSI- und Backup-Funktionen konfiguriert der Administrator erst zu einem späteren Zeitpunkt. Das NAS-System unterstützt auch die Netzwerkdienst-Erkennungsprotokolle UPnP für Windows-Umgebungen sowie Bonjour von Apple. Sobald wir den Assistenten abgeschlossen hatten, konnten wir per Browser über die IP-Adresse auf die Verwaltungsoberfläche des Qnap-Systems zugreifen. Bei den Netzwerkkarten kann der Administrator wahlweise jeder Karte eine eigene Adresse zuweisen oder die zwei NICs zu einem Trunk verbinden. Qnap unterstützt mehrere Load-Balancing-Protokolle sowie den Trunking-Standard IEEE 802.3ad. Über die Funktion "Service Binding" kann der Administrator zudem festlegen, dass die NAS-Dienste nicht auf allen NICs aktiv sind, sondern an bestimmte Karten gebunden werden. Wenn ein USB-WLAN-Adapter an das Qnap-System angeschlossen ist, lassen sich die NAS-Dienste auch drahtlos nutzen. Auf der Rückseite verfügt das Gerät über vier USB-2.0-Ports, zwei USB-3.0-Ports und zwei eSATA-Ports. Der USB-Port auf der Vorderseite dient der Datensicherung.   RAID-Set und iSCSI-LUNs einrichten Das TS-469U-RP-System von Qnap lässt sich für mehrere RAID-Level und auch ohne RAID-Schutz konfigurieren. Neben RAID 0 unterstützt es die Level 1, 10, 5 und 6. Für den Test haben wir ein RAID 5 aus vier Platten eingerichtet. Alternativ wäre es auch möglich, ein RAID 5 mit drei Disks zu erstellen und die vierte Platte als Hotspare-Laufwerk zu konfigurieren. Im nächsten Schritt starteten wir den iSCSI-Assistenten, um eine iSCSI-LUN (Logical Unit Number) zu erstellen und einem Windows-2008-Server zuzuweisen. Der Administrator kann wählen, ob das System von vornherein den gesamten Plattenplatz für die LUN allokiert, oder ob es diese per "Thin Provisioning" bereitstellt. Die iSCSI-LUN war für den Windows-Server im Test zunächst nicht zu sehen, weil der Administrator erst noch eine ACL-Policy (Access Control List) definieren muss, über die er die LUN dem IQN (iSCSI Qualified Name) des Windows-Servers zuordnet. Sobald wir die ACL eingerichtet hatten, erkannte der Server die LUN. In dem mit 700 Seiten sehr umfangrei-chen englischsprachigen Benutzerhandbuch (PDF) ist die iSCSI-Konfiguration für Microsoft, Mac OS und Ubuntu Linux beschrieben. Das System kann iSCSI-LUNs auch für VMware ESX, Citrix Xenserver und Microsoft Hyper-V bereitstellen. Auf der Qnap-Website finden sich dafür Setup-Anleitungen.   Netzwerkverzeichnisse und AD-Integration Die Vergabe der Zugriffsrechte kann zum einen über die lokale Benutzerverwaltung des NAS-Servers erfolgen. Zum anderen ist es möglich, das Qnap-System in ein Active Directory (AD) oder ein LDAP-Verzeichnis zu integrieren. Im LANline-Test haben wir das NAS-Gerät zum AD unserer Testumgebung hinzugefügt, was auf Anhieb funktionierte. Anschließend legten wir mit dem Qnap-Assistenten ein neues CIFS-Share an. Um den AD-Benutzern und -Gruppen Verzeichnisberechtigungen zuweisen zu können, muss der Administrator unter "Advanced Options" noch die Funktionen "Advanced Folder Permissions" und "Windows ACL Support" aktivieren. Anschließend ist er in der Lage, einzelne AD-Benutzer oder -Gruppen für Lese- oder Schreibzugriffe zu berechtigen. Der Administrator kann auch Festplatten-Quotas vorgeben. Um diese Funktion zu testen, aktivierten wir eine Disk Quota von 110 MByte für alle Benutzer. Dann kopierten wir zunächst 100 MByte in das Verzeichnis eines Test-Users. Im nächsten Schritt wollten wir ein weiteres, 20 MByte großes Verzeichnis auf das NAS-Share dieses Benutzers übertragen. Der Kopiervorgang ließ sich nicht starten, und es erschien ein Pop-up-Fenster mit der Mitteilung, dass der Benutzer nicht mehr als 110 MByte speichern darf.   RAID-Schutz und Backup-Funktionen Um die RAID-Funktion zu testen, entfernten wir eine der vier Festplatten, während ein größerer Kopierjob erfolgte. Der Kopiervorgang lief ohne Unterbrechung weiter. Nachdem wir die Festplatte wieder eingesteckt hatten, startete das Qnap-System automatisch das Rebuild. Für den Test der Hotspare-Funktion erstellten wir einen neuen RAID-5-Verbund aus drei Platten und wiesen die vierte Disk als Ersatzlaufwerk zu. Anschließend entfernten wir wie zuvor eine Platte aus dem System. Auch diesmal lief der Kopiervorgang nahtlos weiter. Das System fügte die Hotspare Disk zum RAID 5 hinzu und startete automatisch das Rebuild. Das Qnap-System unterstützt mehrere Backup-Verfahren. Mithilfe von Rsync lassen sich Daten in beide Richtungen sichern. Der so genannte "Realtime Remote Replication Server" erfüllt die gleiche Funktion, bietet aber zusätzlich eine Zeitsteuerung und eine Bandbreitenlimitierung. Das mitgelieferte Tool "Netbak Replicator" kann Daten von Windows-Servern zeitgesteuert auf das NAS-Gerät sichern. Die Daten des Qnap-Systems lassen sich auch per Cloud-Backup ins Internet zu Amazon S3, Elephantdrive oder Symform sichern. Für das Backup von Mac-Rechnern unterstützt Qnap zudem die Time-Machine-Funktion. Es ist auch möglich, die Daten des NAS-Systems auf einen per USB oder eSATA angeschlossenen Datenträger zu sichern. Der USB-Port auf der Frontseite unterstützt eine so genannte One-Touch-Kopie. Damit lassen sich die Daten per Tastendruck vom NAS-System auf einen USB-Speicher oder in der umgekehrten Richtung kopieren sowie synchronisieren. Im Test wählten wir die Synchronisierung und sicherten ein Test-Share per Knopfdruck auf eine USB-Platte. Bei Fehlfunktionen kann das Qnap-System den Administrator per SNMP, E-Mail, Instant Messaging oder SMS benachrichtigen.   Fazit Der Netzwerkspeicher TS-469U-RP bietet eine Vielfalt an Funktionen, die kaum Wünsche offen lassen dürfte. Die Speicherkapazitäten lassen sich auf verschiedenen Wegen bereitstellen, wodurch das System flexibel einsetzbar ist. Die grafische Management-Oberfläche ist übersichtlich strukturiert und bietet zahlreiche Konfigurationsassistenten, die den Administrator bei der Verwaltung des Systems unterstützen. Die Active-Directory-Integration ermöglicht zudem eine zentrale Verwaltung der Benutzerberechtigungen. Aufgrund der redundanten Netzteile und der Hotspare-Funktion für das RAID-Set eignet sich das Speichersystem auch für Kleinunternehmen mit hohen Anforderungen an die Verfügbarkeit. Das Turbo NAS TS-469U-RP kostet ohne Festplatten etwa 1.070 Euro. Auf LANline.de: chjlange Info: Qnap Tel.: 089/38156299-0 Web: www.qnap.com

Das NAS-System lässt sich mit verschiedenen RAID-Leveln und Hotspare-Platten konfigurieren.

Das Turbo NAS von Qnap unterstützt zahlreiche Protokolle und Dienste, die der Administrator beim Setup aktivieren kann.

Das TS-469U-RP von Qnap kann seine Speicherkapazitäten unter anderem per CIFS, NFS, AFP und iSCSI bereitstellen.
LANline.

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