CRN-Kopfnuss

Spion im Wohnzimmer: »Pizza in flagranti«

20. Februar 2015, 12:59 Uhr | Timo Scheibe
Wenn der Fernseher die gemeinsame Pizza mit der Geliebten abhört, könnte das böse Folgen haben
© .shock - Fotolia.com

Der smarte TV hört Gespräche mit und unterbricht lokal abgespielte Multimedia-Inhalte mit Werbepausen. Doch das ist erst der Anfang. Am Ende gibt es nur noch zwei Möglichkeiten.

In der vergangenen Woche sorgte Samsung für Aufregung. Zunächst warnte der Hersteller vor seinen eigenen Smart TVs wegen akuter Abhörgefahr. Private Gespräche könnten vom Fernseher aufgezeichnet werden und bei Dritten landen. Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten, Samsung beschwichtigte kurze Zeit später: Alles nicht so wild, den Lauschangriff gibt es erst nach Aktivierung auf der Fernbedienung. Wer der ominöse Dritte ist, bleibt im Dunklen. Pepsi wäre ein möglicher Kandidat. Über Werbung des Limo-Herstellers durften sich einige Samsung-TV-Besitzer in Australien freuen. Beim Anschauen von Videos aus dem lokalen Netzwerk wurde im 20 Minuten-Takt Pepsi-Reklame eingespielt.

Wer abgehört wird, kann noch besser mit der passenden Werbung beschallt werden. Gespräche vor dem smarten Fernseher über Hunger und Durst sorgen für eine schnelle Werbungunterbrechung über die favorisierte Tiefkühlpizza oder Chipsmarke. Zur Not wird nach Ladenschluss der nächstgelegene Lieferdienst angepriesen. Der Zuschauer mutiert zum willenlosen Schaf, das zum angepriesenen Produkt greift. Während die smarten Fernsehzombies sich gefangen im Werbe-Kreislauf der Völlerei hingeben, entwickelt sich das System schon längst weiter.

Der romantische Abend mit der heimlichen Geliebten vor dem eigenen Fernseher setzt eine gefährliche Spirale in Gang. Am Ende landet eine brisante Push-Meldung auf dem Samsung-Smartphone der gehörnten Ehefrau. Die erwischt den Ehemann dann Dank des smarten Spions in flagranti. Beim anschließenden Streit um das Geld nach der Scheidung im Wohnzimmer lässt der Fernseher mit seinen smarten Verbündeten die geheimen Geldkonten in der Schweiz oder Luxemburg beim Finanzamt auffliegen. Oder er ruft den Gerichtsvollzieher auf den Plan.

Da hilft es dann auch nicht mehr, sich in der Wohnung tot zu stellen. Schließlich hat der Vollzieher einen mächtigen Verbündeten auf der anderen Seite der Tür. Der Spionage in den eigenen vier Wänden sind so keine Grenzen mehr gesetzt. Helfen kann da nur noch schweigend den Fernseher anzustarren oder den Smart-TV direkt verpfänden lassen.


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