Mit der offiziellen Einführung der digitalen D- und E-Netze im Jahre 1992 endete schließlich das Mobilfunk-Monopol der Deutschen Bundespost (später Deutsche Telekom), denn mit der Mannesmann AG (später Vodafone) erhielt erstmals auch ein privater Anbieter eine Lizenz zum Betreiben eines Mobilfunknetzes. Der konsequente Ausbau digitaler Vermittlungsstellen ermöglichte beiden Wettbewerbern bereits frühzeitig eine großflächige Verfügbarkeit (inklusive neue Bundesländer). Weitläufig bekannt wurden die D-Netz-Angebote von Bundespost und Mannesmann unter den Bezeichnungen D-1 und D-2. Die Wachstumsraten im digitalen Mobilfunknetz fielen anfangs noch verhalten aus. Erst mit dem zunehmenden Wettbewerb der Mobilfunkbetreiber und spätes-tens mit dem Markteintritt von E-Plus als erstem E-Netz-Betreiber im Jahre 1994 fielen die Preise. In der Folge setzte schließlich ein rasanter Anstieg der Teilnehmer-Zahlen ein. Als zweiter E-Netz-Betreiber betrat 1997 Viag Interkom die deutsche Mobilfunkbühne. Um die konkurrierenden D- und E-Netze keimte bald eine bis heute andauernde Qualitätsdiskussion auf. Im Kern geht es hierbei um die Vor- und Nachteile der jeweils verwendeten Frequenzbereiche.
Die positive Entwicklung des digitalen Mobilfunks spiegelte sich fortan auch deutlich in den Endgeräten wider. So wandelten die Mobiltelefone sich bereits in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre von unförmigen fest verschalteten Geräten zu kleinen Computern im handlichen Format – englisch: „handy size“. Die Formatbezeichnung „Handy“ hat sich seither fest in der deutschen Sprache etabliert. Die großen Endgeräte-Hersteller wie Nokia, Motorola und Siemens gestalteten mit ihrer Innovationskraft maßgeblich die Erfolgsgeschichte des digitalen Mobilfunks.
Spitzenreiterin SMS
Mit der Einführung der digitalen Mobilfunkgeneration wurden auch die bereits bekannten Features der digitalen Festnetz-Telefonie übernommen: So wurde die Sprachtelefonie um Zusatzfunktionen wie Dreierkonferenz, Anklopfen, Anrufweiterschaltung etc. erweitert, die Faxübertragung von Dokumenten ermöglicht und sogar die Datenübertragung von und zu bestimmten Zielrufnummern. Die unbestrittene Spitzenreiterin unter den Applikationen der zweiten Mobilfunkgeneration war jedoch die Kurznachricht. Ursprünglich als Benachrichtigungskanal für Mobilfunkanbieter geplant, um Kunden unter anderem über wichtige Änderungen oder Störungen informieren zu können, erweiterte der Short-Message-Service (SMS) mit durchschlagendem Erfolg die mobile Kommunikation. Insbesondere unter jungen Menschen war Ende der 1990er Jahre ein eifriger bis exzessiver Gebrauch der SMS-Funktion zu beobachten. Während sich das Mobiltelefon immer mehr zum Statussymbol entwickelte, könnte der zum Bersten gefüllte SMS-Speicher rückblickend als Äquivalent des heutigen Facebook-Freundeskreises betrachtet werden. Zeitweilig wurde die Kurznachricht somit zum größten Ertragsbringer der Mobilfunkbetreiber. Auch die Gerätehersteller trugen dieser Entwicklung Rechnung indem sie ihre Endgeräte zum Beispiel um Texterkennungssoftware erweiterten, die das SMS-Schreiben vereinfachen und beschleunigen sollte.
Gegen Ende der 1990er Jahre verzeichnete der Mobilfunk in Deutschland stetig neue Wachstumsrekorde. Mit neuen Gebühren- und Vertragsmodellen warben die Mobilfunkanbieter um Kunden. Damals eine Innovation, heute Standard: Wer sich für 24 Monate an seinen Netzbetreiber binden wollte, erhielt sein Endgerät kostenlos (oder zumindest gut im Gebührendickicht versteckt). Auch das erste Pre-Paid-Modell erblickte das Licht der Welt und schob ausufernden Telefonrechnungen einen Riegel vor. Die Vorteile einer uneingeschränkten telefonischen Erreichbarkeit eroberte auch die Arbeitswelt. So profitierten insbesondere handwerkliche und vertriebsorientierte Branchen von der besseren Erreichbarkeit auch außerhalb eines Büros.